Als Geschäftskunden bezeichnet die Commerzbank Freiberufler, Landwirte oder andere Kleinunternehmer mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Millionen Euro. Allein eine Million von ihnen zählt die zweitgrößte deutsche Bank zu ihren Kunden, 80.000 sollen in den nächsten Jahren hinzukommen. Im Schnitt erwirtschafte die Bank mit Geschäftskunden doppelt so hohe Erträge wie mit anderen Privatkunden, sagte Mandel. Zum Gesamtertrag der Privatkunden-Sparte von 3,2 Milliarden Euro im Jahr trügen sie 600 Millionen bei. Mit Hilfe der neuen Strategie sollen sie der Commerzbank bis 2016 pro Jahr 100 bis 150 Millionen Euro mehr Ertrag bringen - das ist bis zu ein Viertel der geplanten Ertragssteigerung in der gesamten Privatkundensparte.
Die bei Geschäftskunden häufige Vermischung von Privat- und Unternehmens-Sphäre mache diese Kundengruppe besonders anspruchsvoll. Online und per Telefon soll die Commerzbank für die Geschäftskunden deshalb künftig besser erreichbar sein. Für Versicherungen und Altersvorsorge sollen in den dann 95 (bisher 64) Beratungszentren Spezialisten des Partners Allianz bereitstehen.
Reuters
Einschätzung der Redaktion:
Die Commerzbank arbeitet fieberhaft daran, ihre ertragsschwache Privatkundensparte profitabler zu machen. In diese Strategie passt, dass sie nun auch ihr Darlehensgeschäft mit Ärzten, Rechsanwälten und kleinen Handwerkern verbessern will. Im Ergebnis dürfte sich das aber erst mittelfristig in den Abschlüssen ab 2016 widerspiegeln. Für das laufende Ergebnis sind die bereits sichtbaren Fortschritte im Abbau der Bilanzrisiken maßgeblich. Nicht zuletzt dort sind jedoch auch weitere Rückschläge nicht auszuschließen. Auch die dünne Kapitaldecke könnte noch für Negativüberraschungen sorgen. Hier sollte noch der EZB-Stresstest abgewartet werden. Die Aktie bleibt deshalb volatil und ist nur für sehr risikoorientierte Investoren zu empfehlen, die auf ein derzeit noch mit erheblichen Fragezeichen versehenes Erholungsszenario setzen. Ansonsten: Verkaufen.
Wolfgang Ehrensberger