Bislang war Bankboss Martin Zielke noch von einer leichten Steigerung des Überschusses von 865 Millionen Euro in 2018 für das laufende Jahr ausgegangen. Nun soll das Ergebnis darunter landen. "Wunschdenken ist angesichts niedriger Zinsen, Konjunktureintrübung und geopolitischer Unsicherheiten nicht angesagt", sagte Martin Zielke.
Er hatte zuletzt immer wieder die Erwartungen gedämpft, die Konsenserwartungen der Analysten waren zwischen Sommer und Herbst nach unten gegangen. Das hatte es einfach gemacht, die Erwartungen für das dritte Quartal zu toppen. Ende Oktober hatte der Frankfurter Finanzkonzern bereits per Ad-Hoc-Meldung angekündigt, das Quartalsergebnis um 35 Prozent auf 294 Millionen Euro gesteigert zu haben. Erwartet worden waren 248 Millionen Euro. Die Aktie hat seither in der Spitze um mehr als zehn Prozent zugelegt.
Comdirect als Retter der Zahlen
Die Tochter Comdirect - welche die Commerzbank künftig komplett integrieren will - hat dazu an zwei Fronten Beiträge geleistet. Zum einen hat der Verkauf der Fonds- und Vertriebsplattform eBase der Commerzbank einen Sonderertrag von 103 Millionen Euro in die Kasse gespült. Zudem konnten die tradingfreudigen Kunden der Direktbank Abflüsse aus den Privatkundenportfolien der Commerzbank kompensieren.
Während das Wertpapier- und Kreditvolumen im Privat- und Firmenkunden um vier Milliarden Euro anschwoll, wuchs das Kreditgeschäft mit Unternehmerkunden weniger stark. Da die Commerzbank im Segment Portfoliobestände wie Schiffskredite abgebaut hat, gingen die Erträge im Vorjahresvergleich zurück. Unterm Strich stiegen die Einnahmen im dritten Quartal um zwei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das Plus geht auch auf gesunkene Kosten und eine überschaubaren Risikobilanz zurück.
Strafzinsen für Cash-Millionäre
Wie die Deutsche Bank will auch die Commerzbank künftig vermögende Privatkunden mit hohem Bargeldbestand zur Kasse bitten, um die Strafzahlungen für Einlagen in dreistelliger Millionenhöhe zu reduzieren. "Wir werden die Treppe von oben her kehren", sagte Finanzvorstand Engels am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Das heißt: Jeder betroffene Kunde wird einzeln angesprochen und bekommt alternative Anlagemöglichkeiten empfohlen. Diese hätten weit mehr als eine Million Euro auf dem Konto. Einfache Sparer müssten sich jedoch nicht vor Strafzinsen fürchten.
Empfehlung der Redaktion
Sowohl der Gewinnsprung als auch die verschlechterten Aussicht waren vom Markt bereits erwartet worden. Die Reaktion auf die Nachrichten war deshalb moderat, der Aktienkurs drehte nur leicht ins Minus. Zudem können Commerzbank-Aktionäre mit einer Dividende für das laufende Jahr auf dem Niveau von 2018 rechen: Pro Aktie waren 20 Cent ausgeschüttet worden.
Die Kostenbasis der Commerzbank soll im vierten Quartal leicht ansteigen. Im kommenden Jahr sollen zudem die 1,6 Milliarden Euro für den weiteren Konzernabbau, der neben der Komplettübernahme der Comdirect die Schließung von 200 der 1000 Filialen und dem weiteren Abbau von 4300 Stellen vorsieht, verbucht werden. Erst bis 2023 sollen die Kosten um 600 Millionen Euro sinken. Die Entwicklung der Commerzbank dürfte also auch im kommenden Jahr noch vom Umbau geprägt sein.
Die Aktie dürfte weiter volatil bleiben, hat aber mehr Potenzial nach oben als nach unten. Nur nervenstarke Anleger greifen zu.
Empfehlung: Kaufen.
Ziel: 8,50 Euro
Stopp: 5,00 Euro