Eine Kette von Skandalen in Deutschland hat den niederländischen Gebäudeausrüster Imtech in die Pleite gestürzt. Das 22.000 Mitarbeiter starke Unternehmen beantragte am Dienstag in Rotterdam Gläubigerschutz, nachdem die Verhandlungen über 75 Millionen Euro an neuen Krediten gescheitert waren. Nun droht der Konzern endgültig zu zerfallen, das Sagen haben nun die Banken, darunter die Commerzbank. Für einzelne Teile gibt es bereits Interessenten. Insolvenzverwalter Jeroen Princen sagte, er erwarte in Kürze eine Einigung mit den Banken und einem Käufer. Imtech schulde seinen Kreditgebern insgesamt 1,2 Milliarden Euro.

Die Auswirkungen auf die deutsche Tochter, die bereits am Donnerstag in die Insolvenz geschickt worden war, sind unklar. Der deutsche Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt ist noch dabei, die Lage zu sichten. Die deutsche Imtech wurde über den Konzern in den Niederlanden finanziert. Nach der Pleite des Mutterkonzerns muss der Insolvenzverwalter nun nach alternativen Finanzquellen suchen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Finanzkreisen zufolge braucht Imtech einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

Imtech ist unter anderem am Bau des Berliner Großflughafens BER beteiligt. In den vergangenen Jahren hatte die Firma an Prestigeprojekten wie dem Sony-Center in Berlin, der Allianz-Arena in München und dem "Spiegel"-Hochhaus in Hamburg mitgearbeitet.

Royal Imtech, einst ein Konzern mit vier Milliarden Euro Umsatz, hatte kein Bein mehr auf den Boden bekommen, nachdem er in Deutschland und Polen vor zwei Jahren von Bilanzbetrügereien, Korruptions- und Kartellvorwürfen erschüttert worden war. Unter anderem ging es um Absprachen beim Bau eines Kraftwerks für den Versorger RWE. "Das Management und die Belegschaft haben versucht, diese Probleme hinter sich zulassen (...) und dem Unternehmen eine Zukunft zu geben", sagte Gerard van der Aast, der Imtech seit zwei Jahren führt. "Es ist außerordentlich schade, dass das nicht von Erfolg gekrönt war."

Die niederländische Familienholding Pon Holdings und die Beteiligungsfirma Parcom Capital erklärten, sie sprächen über eine Übernahme der Schiffs-Sparte Imtech Marine. Pon gehören die Fahrradhersteller Gazelle und Derby Cycle, überdies importiert sie Autos und Lastwagen der Marken VW, Porsche und MAN in die Niederlande.

Die Commerzbank ist von der Imtech-Pleite doppelt betroffen. Zum einen war sie im Herbst auf einem 70 Millionen Euro schweren Aktienpaket sitzengeblieben und hält seither 11,8 Prozent an Imtech. Sie und die niederländischen Institute ABN Amro, Rabobank und ING halten zusammen seither 47 Prozent an Imtech - doch die Beteiligung ist nach dem Absturz der Aktien auf je 30 Cent fast nichts mehr wert. Zudem gehört die zweitgrößte deutsche Bank zu den 40 Instituten, die Imtech Kredite gegeben haben. Insidern zufolge handelt es sich dabei allerdings überwiegend um Kreditlinien für die deutsche Tochter.

Das niederländische Zahlungsaufschubs-Verfahren, das Imtech nutzt, ähnelt dem deutschen Schutzschirm, der eigentlich eine Regelinsolvenz verhindern soll und den betroffenen Unternehmen Zeit gibt, sich mit ihren Gläubigern zu einigen. Das sei aber oft nicht erfolgversprechend, erklärte Sanierungsexperte Robert Buchalik, denn viele Verträge könnten von den Kunden in diesem Fall sofort gekündigt werden. "In den meisten Fällen endet der Zahlungsaufschub in einer Insolvenz, da die Gläubiger nur selten zu einem Vergleich bereit sind", sagte er.

Reuters