Die Auswirkungen auf die deutsche Tochter, die bereits am Donnerstag in die Insolvenz geschickt worden war, sind unklar. Der deutsche Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt ist noch dabei, die Lage zu sichten. Die deutsche Imtech wurde über den Konzern in den Niederlanden finanziert. Nach der Pleite des Mutterkonzerns muss der Insolvenzverwalter nun nach alternativen Finanzquellen suchen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Finanzkreisen zufolge braucht Imtech einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.
Imtech ist unter anderem am Bau des Berliner Großflughafens BER beteiligt. In den vergangenen Jahren hatte die Firma an Prestigeprojekten wie dem Sony-Center in Berlin, der Allianz-Arena in München und dem "Spiegel"-Hochhaus in Hamburg mitgearbeitet.
Royal Imtech, einst ein Konzern mit vier Milliarden Euro Umsatz, hatte kein Bein mehr auf den Boden bekommen, nachdem er in Deutschland und Polen vor zwei Jahren von Bilanzbetrügereien, Korruptions- und Kartellvorwürfen erschüttert worden war. Unter anderem ging es um Absprachen beim Bau eines Kraftwerks für den Versorger RWE. "Das Management und die Belegschaft haben versucht, diese Probleme hinter sich zulassen (...) und dem Unternehmen eine Zukunft zu geben", sagte Gerard van der Aast, der Imtech seit zwei Jahren führt. "Es ist außerordentlich schade, dass das nicht von Erfolg gekrönt war."
Die niederländische Familienholding Pon Holdings und die Beteiligungsfirma Parcom Capital erklärten, sie sprächen über eine Übernahme der Schiffs-Sparte Imtech Marine. Pon gehören die Fahrradhersteller Gazelle und Derby Cycle, überdies importiert sie Autos und Lastwagen der Marken VW, Porsche und MAN in die Niederlande.
Die Commerzbank ist von der Imtech-Pleite doppelt betroffen. Zum einen war sie im Herbst auf einem 70 Millionen Euro schweren Aktienpaket sitzengeblieben und hält seither 11,8 Prozent an Imtech. Sie und die niederländischen Institute ABN Amro
Das niederländische Zahlungsaufschubs-Verfahren, das Imtech nutzt, ähnelt dem deutschen Schutzschirm, der eigentlich eine Regelinsolvenz verhindern soll und den betroffenen Unternehmen Zeit gibt, sich mit ihren Gläubigern zu einigen. Das sei aber oft nicht erfolgversprechend, erklärte Sanierungsexperte Robert Buchalik, denn viele Verträge könnten von den Kunden in diesem Fall sofort gekündigt werden. "In den meisten Fällen endet der Zahlungsaufschub in einer Insolvenz, da die Gläubiger nur selten zu einem Vergleich bereit sind", sagte er.
Reuters