Wegen solcher Marketing-Aktionen kommt die Commerzbank gut voran. 712 000 Kunden haben seit Oktober 2016 im Internet und den Filialen der "Gelben" einen neuen Vertrag unterzeichnet. Bis Ende 2018 sollen es rund eine Million Neukunden sein, bis 2020 zwei Millionen. Das scheint machbar.

Leider ist das der einzige in den Bilanzen erkennbare Fortschritt des Frankfurter Finanzkonzerns im ersten Quartal des Jahres. Die Erträge sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von knapp 2,4 Milliarden Euro auf 2,3 Milliarden Euro. Zwar hatten Analysten lediglich mit 2,27 Milliarden Euro gerechnet. Aber nicht nur der Zinsüberschuss ging leicht zurück - was dem Niedrigzinsumfeld geschuldet ist. Der Provisionsüberschuss sank um zehn Prozent auf 797 Millionen Euro.

Tröpfelnde Ertragsquellen



Damit hat die Commerzbank nicht vom regen Handel zu Jahresstart profitieren können, der etwa der Internetbank-Tochter Comdirect einen Rekordstart ins Jahr beschert hatte. Zudem zeigt der Rückgang erneut, dass die Banker aus Frankfurts höchstem Turm das Kundenwachstum nicht in Erträge übersetzen können. Zumindest noch nicht. Laut Angaben des Vorstandschefs Zielkes verdient das Haus auch wegen der hohen Marketingkosten erst 18 Monate nach Abschluss des ersten Vertrags Geld mit den Zuwächsen auf der Kundenliste. Spätestens die Zahlen des dritten Quartals sollten also ein Beweis für den Erfolg von Zielkes Strategie liefern.

Dass die ohnehin noch auf hohem Niveau liegenden Kosten auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen sind, dafür gibt es laut der Commerzbank allerdings eine gute Erklärung. Neben planmäßigen Investitionen in die neue Strategie seien dafür höhere Pflichtabgaben in Höhe von 244 Millionen Euro verantwortlich. Zieht man diese ab, liegen die Aufwendungen leicht unter dem Vorjahresniveau.

Eine weitere Zahl überrascht: Unterm Strich liefert die Commerzbank ein von 229 Millionen Euro auf 250 Millionen Euro gestiegenes Konzernergebnis ab. Das erlaubt es Zielke, sein Dividendenversprechen voranzutreiben: "Für das Geschäftsjahr 2018 streben wir wie angekündigt die Ausschüttung einer Dividende an und haben im ersten Quartal eine entsprechende Abgrenzung von fünf Cent je Aktie vorgenommen."

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Die Commerzbank schrumpft sich gesund. Einige Meilensteine hat das Frankfurter Geldhaus bereits erreicht. Das zeigt sich etwa im Vergleich mit der Deutschen Bank:

Während im Nachbarturm unter blauem Logo noch verzweifelt an einer klaren Strategie gefeilt wird, hat die Commerzbank die zentralen Kosten für ihre Neuausrichtung bereits 2017 verbucht. Während die Deutsche Bank gerade Investmentbanker kündigt, verhandelt die Commerzbank bereits über einen Verkauf der Reste der Sparte - mutmaßlich mit der Société Générale. Während die "Blauen" in den vergangenen drei Jahren Verluste vorgelegt haben, schreibt die Commerzbank immerhin hellschwarze Zahlen.

Und die Eigenkapitalrendite hat sich - Sondereffekte herausgerechnet - immerhin auf drei Prozent berappelt, die der Deutschen Bank dümpelt bei 1,3 Prozent. Um das Ranking zu vervollständigen: Auch die harte Kernkapitalquote der Commerzbank ist höher als die der Deutschen Bank.

Anleger brauchen dennoch Geduld, denn Zielkes Strategie wirkt bei gleichbleibendem Umfeld nur langsam. Letztlich können zwei Szenarien eine scharfe Trendwende herbeizaubern: Eine Zinswende oder eine Übernahmespekulation. Die Commerzbank ist schon jetzt auf der Akquiseliste einiger Banken, sie liebäugeln mit dem 15-prozentige Aktienpaket, dass der Bund seit der Finanzkrise hält. Allerdings wäre ein Preis von unter 18 Euro pro Papier ein Verlust für die Steuerzahler. Beim Dauerseitwärtskurs der Commerzbank liegt dieses Ziel noch in einiger Ferne. Mittelfristig realistischer ist:

Zielkurs: 16 Euro

Stoppkurs: 9,80 Euro