Ist nun die Trendwende geschafft? Viele Commerzbank-Aktionäre glaubten das. Die Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen am Donnerstag um mehr als drei Prozent zu. Analysten hingegen blieben skeptisch: "Zwar schreitet die Verbesserung der Bilanz voran, allerdings bewerten wir die Profitabilität weiterhin sehr kritisch", schreiben etwa die Marktexperten der Privatbank Hauck & Aufhäuser.
Tatsächlich kommt die Commerzbank lediglich dank Sondereffekten auf das gute Ergebnis. Der Verkauf des Commerzbank-Turms in Frankfurt, die Auflösung einer Zusammenarbeit mit dem französischen Wettbewerber BNP Paribas und die Veräußerung des Zahlungsverkehrsdienstleisters Concardis spülten insgesamt 502 Millionen Euro in die klammen Kassen der Commerzbank. Die Erträge gingen hingegen im Vergleich zum Vorjahresquartal und zum Vorquartal zurück.
Trotz mangelnder Profitabilität macht die Commerzbank aber durchaus Fortschritte, die auf eine Trendwende schließen lassen. Da wäre zum einen das starke Kundenwachstum. Seit Beginn des Jahres zählte die Commerzbank 450 000 Neukunden. Dazu steuerte die Tochter Comdirect 188 500 dabei, rund 100 000 flossen dem Onlinebroker über den Erwerb der Onvista-Bank zu. "Bis sich die dadurch entstehenden Neuerträge in der Bilanz niederschlagen, dauert es aber rund 18 Monate", sagte Finanzvorstand Stephan Engels.
Auch, dass das lukrative Ratenkreditgeschäft wieder unter eigener Flagge geführt wird, dürfte künftig zu steigenden Erträgen führen. Zu guter Letzt arbeitet die Commerzbank hart daran, die Risikovorsorge für faule Kredite, etwa aus dem Schifffahrtbereich, zu minimieren. Mit einer Neunmonatsbilanz von 66 Millionen Euro haben die Frankfurter ihr Ziel fest im Blick: Ein leicht positives Konzernergebnis im Gesamtjahr.
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Einschätzung der Redaktion: Kaufen
Was Aktionäre am Papier vor allem reizen dürfte, sind anhaltende Spekulationen einer Übernahme und damit einhergehende Kurssteigerungen. Als sich eine Regierungsbeteiligung der FDP auch nur andeutete, überschlugen sich Bankenchefs mit Andeutungen. In den letzten Monaten hatten sowohl die Unicredit, als auch die BNP Paribas und die Credit Agricole Interesse an den 15 Prozent Anteilen der Bundesregierung gemeldet. Die FDP ist für einen Verkauf, notfalls auch mit Verlusten.
Der Bankenrettungsfonds Soffin hatte die Commerzbank-Anteile nach der Finanzkrise für knapp 28 Euro je Aktie übernommen. Nach Abzug aller Dividende und Zinszahlungen, heißt es, sei ein Preis von 18 Euro je Aktie das Minimum. Davon ist der Aktienkurs noch weit entfernt. Zudem befinden sich Kaufinteressenten wie die Unicredit selbst noch im Umbau oder wollen sich wie die Credit Agricole auf organisches Wachstum konzentrieren. Nichtsdestotrotz dürften mittelfristig immer mal wieder Übernahmefantasien den Kurs auf Mehrjahreshochs treiben.
Kursziel: 16 Euro
Kurstopp: 10,60 Euro