Eine Delegation des französischen Geldhauses habe bereits in Berlin sondiert, ob und unter welchen Rahmenbedingungen der Bund bereit sei, seinen Anteil am zweitgrößten deutschen Geldhaus zu verkaufen, berichtete das Magazin "Bilanz" am Donnerstag vorab. Mit einer Entscheidung sei jedoch frühestens im Oktober zu rechnen - dann liegen die Ergebnisse eines Gesundheitschecks aller europäischer Großbanken vor.

Der Bund, der die Commerzbank in der Finanzkrise gerettet hatte und noch gut 17 Prozent an ihr hält, will von einer Veräußerung derzeit jedoch nichts wissen. "Wir haben aktuell keine Pläne, unsere Commerzbank-Anteile zu verkaufen", betonte eine Sprecherin des Finanzministeriums. Der "Spiegel" hatte bereits im Mai berichtet, Finanzminister Wolfgang Schäuble habe mehrere Interessenten abblitzen lassen. Im Finanzministerium gebe es die Hoffnung, dass der Kurs der Commerzbank-Aktie sich weiter erhole und der Bund bei einem späteren Verkauf mehr erlösen könne. Zudem sei die Sanierung der Commerzbank erst zu Hälfte geschafft, ein Wechsel des "Ankeraktionärs" sei deshalb derzeit nicht ratsam.

Institute wie Santander und Societe Generale werden seit langem als potenzielle Käufer der Commerzbank gehandelt. Sie könnten mit einer Übernahme ihre Präsenz in Europas größter Volkswirtschaft deutlich ausbauen und die Abhängigkeit von ihren kriselnden Heimatmärkten reduzieren. Allerdings hatte Societe-Generale-Chef Frederic Oudea im April ein Interesse an der Commerzbank verneint. Am Donnerstag wollten sich Santander, Societe Generale und die Commerzbank nicht zu dem Thema äußern. Im vergangenen Jahr hatten mehrere denkbare Käufer der Commerzbank abgewinkt - darunter die HVB-Mutter UniCredit, die Schweizer UBS und die französische BNP Paribas.

Reuters