Auch die Bankaktien mussten im Zuge des jüngsten Schwächeanfalls an den europäischen Börsen Federn lassen. Ablesen lässt sich das unter anderem am STOXX 600 Bank MS Kursindex. Dieser hat gegenüber dem am 20. Juli bei 226,45 Punkten aufgestellten Jahreshoch in der Spitze 17,7 Prozent an Wert verloren. Dabei ist der Index fast wieder auf das am Jahresende 2014 gültige Niveau von 188,77 Punkten zurückgefallen.



Auch sonst hatte die Branche zuletzt mal wieder mit einer negativen Presse zu kämpfen. So laufen die Untersuchungen zum Devisenskandal auf Hochtouren und laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) können ähnlich große Dimensionen wie beim Libor-Skandal nicht ausgeschlossen werden. Zudem sieht die BaFin in dem niedrigen Zinsniveau ein Risiko für viele Kreditinstitute.

Positiver wird der Sektor neuerdings dafür wieder bei der Deutschen Bank gesehen. Der zuständige Analyst Matt Spick zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf der Berichtssaison, seien die Ergebnisse bei den 24 beobachteten Banken doch im Schnitt besser ausgefallen als intern erwartet. Als Folge davon seien die Schätzungen für den Gewinn vor Steuern für das kommende Jahr um 1,3 Prozent angehoben worden. Auch die Kernkapitalquote habe durchschnittlich um 30 Basispunkte über den Erwartungen gelegen. Das mehr an Kapital dürfte zusammen mit verbesserten Kreditvergabepraktiken trotz der gestiegenen Risiken in den Schwellenländern (diese stellten nur für ausgewählten Institute ein Risiko dar) zu einem stärkeren Rückgang bei den Eigenkapitalkosten führen als bisher angenommen. Angesichts des jüngsten Kursrückgangs hat Spick entschieden, die Sektoreinschätzung von Neutral auf Übergewichten zu erhöhen. Das Branchen-KGV beziffert er auf weniger als elf.

Zu den Risiken, welche die optimistische Haltung als falsch entpuppen könnten, zählt Spick eine größere Krise in den Emerging Markets als derzeit angenommen, höher als derzeit unterstellte Eigenkapitalkosten, ein schwächer als prognostiziertes Wirtschaftswachstum sowie eine schlechte Entwicklung an den Finanzmärkten. Derzeit werden diese Risiken aber als überschaubar beurteilt und im beobachteten Universum werden konkret fünf Aktien von europäischen Kreditinstituten als Kauf eingestuft. Eines davon kommt aus Italien, eines aus Großbritannien, eines aus Dänemark, eines aus Spanien und eines auch aus Deutschland. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie die Namen dieser Banken inklusive einiger weiterführender Informationen. Geht die Rechnung der Deutschen Bank auf, bergen die fünf Titel Kurspotenziale von bis zu 45 Prozent verglichen mit den aktuell gültigen Notierungen (alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 07. August).



Europäischer Bankaktien-Favorit der Deutschen Bank, Nummer eins: Banco Popolare Società Cooperativa Nuove (WKN: A1XFE9, 15,00 Euro)



Die erste Kaufempfehlung der Deutschen Bank stammt aus Italien. Es handelt sich mit der Banco Popolare Società Cooperativa um ein Institut, dessen Aktie in diesem Jahr mit einem Plus von rund 50 Prozent auf eine saubere Zwischenbilanz kommt. Allerdings ist dies das erste Mal seit längerer Zeit, dass die Aktionäre zufrieden sein können. Denn ab 2007 ging es drastisch abwärts mit den Notierungen und in den vergangenen Jahren reichte es für den ausgebombten Kurs nur zu einer Stabilisierung auf dem erreichten tiefen Niveau.

Die erfreuliche Kursentwicklung in diesem Jahr wird gestützt von Fortschritten auf dem Weg zu einer Normalisierung der eigenen Geschäfte. Laut Deutsche Bank haben die unternommenen Anstrengungen auf der Kapitalseite und bei der Asset-Qualität zuletzt Wirkung gezeigt. Mit 84 Millionen Euro sei der Nettogewinn im zweiten Quartal deutlich besser als die erwarteten 46 Millionen Euro ausgefallen. Beigetragen dazu hätten eine gute Kostenkontrolle, solide Einnahmen und eine geringe Vorsorge für Kreditabschreibungen. In diesem Zusammenhang ist es auch wissenswert, dass das neue Insolvenzrecht in Italien den kleineren Instituten mehr als den Großbanken in die Hände spielen dürfte.

Das Exposure in den Schwellenländern wird mit Null angegeben. Auf der Basis der Quartalszahlen wurden von der Deutschen Bank die Schätzungen für den Gewinn je Aktie für die Jahre 2015 bis 2017 um vier, drei und zwei Prozent erhöht. Angehoben wurde auch das Kursziel und zwar von bisher 17,6 Euro auf 18,4 Euro. Damit ergibt sich rein rechnerisch ein Kurspotenzial von 22,7 Prozent. Phantasie für den Aktienkurs gehe zudem von der Möglichkeit von Fusionsaktivitäten aus.

Auf der Ergebnisebene wird konkret damit gerechnet, dass aus einem im Jahr 2014 angefallenen Verlust je Aktie ein Gewinn wird. Für 2015 bis 2017 werden die Ergebnisprognosen auf 1,02, 1,52 und 1,93 Euro beziffert. Für 2017 ergibt sich damit ein KGV von 7,77. Zudem wird mit der Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung gerechnet. Für 2015 sollen den Kalkulationen zufolge 0,38 Euro je Aktie ausgeschüttet werden, 0,60 Euro für 2016 und 0,77 Euro für 2017. Zieht man die Vorhersage für 2017 heran, ergibt sich eine Dividendenrendite von 5,13 Prozent. Der Buchwert je Aktie wird für 2015 auf 22,75 Euro beziffert, womit sich ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,66 ergibt.



Europäischer Bankaktien-Favorit der Deutschen Bank, Nummer zwei: Lloyds Banking Group Plc. (WKN: 871784, 0,7567 britische Pfund, 1,04 Euro)



Anders als bei der Banco Popolare tritt der Aktienkurs der Lloyds Banking Group in diesem Jahr bisher per Saldo nur auf der Stelle. Dabei hat die dominierende britische Privatkundenbank ihre Kostenquote immerhin auf 45 Prozent senken können und im ersten Halbjahr ein deutliches Gewinnplus eingefahren. Der Nettogewinn erhöhte sich von 574 Millionen auf 677 Millionen Pfund, während gleichzeitig die Einnahmen um zwei Prozent auf 8,96 Milliarden Pfund stiegen.

Als Belastung erweisen sich aber nach wie vor die in der Vergangenheit begangenen Sünden. So mussten zuletzt 1,4 Milliarden britische Pfund zurückgestellt werden, um Kundenforderungen begleichen zu können, die bei der Wahl von Versicherungsprodukten falsch beraten wurden. Bisher hat das Geldhaus rund 13,4 Milliarden Pfund für diese Forderungen zurücklegen müssen. Als Kursbelastung dürfte sich zudem der anhaltende Anteilsabbau durch den Staat erweisen. Die Beteiligung an Lloyds ist nach Angaben der Bank gerade unter 13 Prozent gefallen. Im Zuge der Bankenkrise war der Staatsanteil auf 43 Prozent gestiegen. Seit September 2013 wird dieses Paket schrittweise reduziert, wobei derzeit der Plan lautet, sich innerhalb eines Jahres auch von den restlichen Anteilen zu trennen.

Positiv aus Anlegersicht ist dagegen das im Februar von den Regulierern gegebene grüne Licht zur Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung. Die Deutsche Bank taxiert die Dividendenzahlungen für die Jahre 2015 bis 2017 auf 0,0284, 0,0394 und 0,0565 britische Pfund. Umgerechnet entspricht das beim aktuellen Kurs Dividendenrenditen von 3,75, 5,21 und 7,47 Prozent. Beim Ergebnis je Aktie werden dagegen keine großen Sprünge erwartet. Nach 8,20 Pence im Vorjahr sollen in diesem Jahr 8,69 Pence verdient werden, während für 2016 und 2017 dann 7,19 bzw. 8,07 Pence prognostiziert werden. Für 2017 würde sich damit das KGV bei 9,4 bewegen. Als Buchwert je Aktie werden 0,5928 Pfund für 2015 genannt, was einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,28 entspricht. Das Kursziel gibt die Deutsche Bank mit 0,97 Pfund an, woraus sich ein Kurspotenzial von 28,2 Prozent errechnet.



Europäischer Bankaktien-Favorit der Deutschen Bank, Nummer drei: Danske Bank A/S (WKN: 850857, 208,125 dänische Kronen, 27,912 Euro)



Deutlich überzeugender als viele andere europäische Bankaktien hat sich in den vergangenen vier Jahren der Kurs bei der Danske Bank entwickelt. Verglichen mit dem im September 201 erreichten Zwischentief von 63,69 dänischen Kronen ergibt sich aktuell locker eine Kursverdreifachung. Trotz der bereits ansehnlichen Wertentwicklung sieht die Deutsche Bank aber weiterhin Luft nach oben. Als Kursziel werden 230 Kronen genannt, was 10,5 Prozent über den aktuellen Notierungen liegt. Die Zuversicht für das Institut fußt dabei unter anderem auf der Annahme einer sich weiter verbessernden Profitabilität und einer stärker werdenden Kapitalbasis.

Was die Bewertung angeht, wird bei Gewinn je Aktie von 2014 bis 2017 mit einer Verbesserung von 11,78 auf 19,49 Kronen gerechnet. Das läuft für 2017 auf ein KGV von 10,68 hinaus. Für den Buchwert werden in diesem Jahr 159,67 Kronen errechnet, woraus sich ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,30 ergibt. Bei der Dividende wird nach 5,50 Kronen für das Vorjahr mit 8,80, 9,40 und 12,10 Kronen für die Jahre 2015 bis 2017 kalkuliert. Das entspricht Dividendenrendite von 4,23, 4,52 und 5,81 Prozent.

Die nach Nordea zweitgrößte skandinavische Bankengruppe ist in die Segmente Personal und Business Banking sowie Corporates & Institutions (C&I), Danske Capital (Asset Management) und Danica Pension (Versicherungen) aufgeteilt. Neben Skandinavien ist man in Irland sowie im Baltikum vertreten und es gibt auch Aktivitäten in der internationalen Schiffsfinanzierung. Bereits im vergangenen Jahr konnte die im Jahr 2009 vom dänischen Staat erhaltene hybride Kapitalspritze von 24 Milliarden Kronen vollständig zurückgezahlt werden.

Auf der Ergebnisseite ist es dem über eine solide Kapitalausstattung verfügenden Institut im ersten Halbjahr gelungen, den Nettogewinn um 36 Prozent auf 9,4 Milliarden Kronen nach oben zu schrauben. Die Eigenkapitalrendite konnte so von 9,4 Prozent auf 12,5 Prozent verbessert werden. Risiken gibt es nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg allerdings bei den Engagements in der Landwirtschafts-sowie der Schiffs-und der Erdölindustrie (zusammen rund 5,2 Prozent des Portfolios) zu beachten.



Europäischer Bankaktien-Favorit der Deutschen Bank, Nummer vier: Bankia S.A. (WKN: A1T9L9, 1,011 Euro)



Spanien wird wegen der zu beobachtenden wirtschaftlichen Erholung als Paradebeispiel dafür herangezogen, dass es in Schwierigkeiten geratene europäische Staaten schaffen können, sich aus dem Schlamassel herauszuarbeiten. Doch im Aktienkurs der Großbank Bankia, die einst ein Sinnbild aus dem Bankenbereich für den volkswirtschaftlichen Niedergang des Landes war, ist eine Wende zum Besseren zuletzt nicht zu erkennen gewesen. Vielmehr befinden sich hier die Notierungen seit Februar 2014 wieder auf dem Rückmarsch.

Die erzielten Ergebnisverbesserungen werden somit an der Börse nicht honoriert. Dabei ist es der Ende 2010 aus der Fusion angeschlagener spanischer Finanzinstitute entstandenen Bank, an welcher der im Zuge der Finanzkrise eingesprungene Staat noch immer die Mehrheit hält, auch im ersten Halbjahr 2015 gelungen, das Ergebnis zu verbessern. Konkret kam der Nettogewinn in den ersten sechs Monaten um 11,5 Prozent auf 556 Millionen Euro voran, wobei das Ergebnis im zweiten Quartal sogar um 27,3 Prozent auf 311 Millionen Euro verbessert werden konnte. Auch für das Jahr 2014 steht ein Gewinnanstieg von 83,3 Prozent auf 747 Millionen Euro zu Buche.

Drei Jahre nach dem Beinahe-Zusammenbruch und der Verstaatlichung zahlt die gemessen am Marktwert viertgrößte spanische Bank erstmals wieder eine Dividende. Pro Aktie sollen 1,41 Cent ausgeschüttet werden. Auch für die Jahre 2015 bis 2017 geht die Deutsche Bank von Ausschüttungen aus, wobei die Analysten dort mit der Zahlung von 0,03, 0,06 und 0,06 Euro je Aktie rechnen. Daraus errechnen sich Dividendenrenditen von 2,97 und jeweils 5,93 Prozent, womit sich die Aktie zu einem Dividendenbringer mausern würde.

Beim Gewinn je Aktie wird von einer kontinuierlichen Verbesserung von 2014 bis 2017 von 0,06 Euro auf 0,12 Euro ausgegangen. Für das übernächste Jahr ergibt sich so ein KGV von 8,43. Der Buchwert je Aktie wird für das laufende Jahr mit 1,13 angegeben, womit sich ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,89 ergibt. Als Kursziel für die Aktie, bei der die Deutsche Bank auch Fusionsphantasie wittert, wird 1,40 Euro genannt. Das lässt bei Zielerreichung 38,5 Prozent Luft nach oben.



Europäischer Bankaktien-Favorit der Deutschen Bank, Nummer fünf: Commerzbank AG (WKN: CBK100, 9,653 Euro)



Mit der Commerzbank ist unter den von der Deutschen Bank zum Kauf empfohlenen europäischen Bankaktien mit der Commerzbank auch ein Institut aus Deutschland. Allerdings gilt der DAX-Vertreter in Deutschland weiterhin als Sorgenkind. Zuletzt sorgte beispielsweise die Meldung für neue Verunsicherung, wonach bei der Tochter Hypothekenbank Frankfurt die Mitarbeiterzahl drastisch von 450 auf 100 reduziert werden soll.

Die schlechte Stimmung am Markt gegenüber dieser Aktie kommt auch im Kurs zum Ausdruck. Denn dieser hat zuletzt wichtige Unterstützungen durchbrochen und ist dabei auf den tiefsten Stand seit Ende 2013 gefallen. Selbst das zwischenzeitlich bekräftigte Versprechen, für das Geschäftsjahr 2015 erstmals seit 2008 wieder eine Dividende zahlen zu wollen, konnte einen Rutsch unter die Marke von zehn Euro nicht verhindern.

Ernüchternd ist die jüngste Kursentwicklung auch deshalb, weil die jüngsten Quartalszahlen relativ gut ausgefallen sind. Nach Steuern und Dritten blieben im zweiten Quartal 280 Millionen Euro hängen nach 100 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit 241 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie reagierte darauf zunächst auch positiv, aber Negativfaktoren wie eine für 2016 erwartete Eigenkapitalrendite von 4,1 Prozent, die damit deutlich hinter den Kapitalkosten zurückbleiben würde, sorgten dann zusammen mit der allgemeinen Marktschwäche für einen Stimmungsumschwung ins Negative.

Die Deutsche Bank bleibt dagegen für die Aktie von Deutschlands zweitgrößter Bank aber positiv gestimmt. Es wird auf eine sich verbessernde Profitabilität gehofft und eine stärker werdende Kapitalbasis. Der Buchwert je Aktie wird für 2015 auf 23,55 Euro beziffert, woraus sich ein sehr niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,41 ergibt. Beim Gewinn je Aktie wird für die Jahre 2015 bis 2017 mit 0,89, 1,04 und 1,20 Euro kalkuliert. Für 2017 würde das auf dieser Basis einem KGV von 8,04 entsprechen. Bei der Dividende geht man für 2015 von einer Zahlung von 0,20 Euro aus, für 2016 von 0,30 und für 2017 von 0,50 Euro je Aktie. Daraus ergeben sich Dividendenrenditen von 2,07, 3,11 und 5,18 Prozent. Als Kursziel werden 14,00 Euro angegeben, was 45 Prozent über den derzeit gültigen Notierungen liegt.