PRIVATKUNDEN UND MITTELSTAND
Beide Banken haben das Geschäft mit gehobenen Privatkunden und dem Mittelstand zum Kerngeschäft erklärt und wollen sich dafür weiter ein - wenn auch ausgedünntes - Filialnetz leisten. Deutsche Bank und Commerzbank setzen darauf, dass sich Kredite, Fonds und andere Investmentprodukte aus einer Hand verkaufen lassen. Weniger lukrative Kunden werden aussortiert. Das ist einer der Gründe, warum die Deutsche Bank die Postbank loswerden will. Ohne die Tochter kommt die Deutsche Bank in Deutschland und ihren europäischen Auslandsmärkten auf 13 Millionen Privat- und Firmenkunden.
Die Commerzbank hat knapp zwölf Millionen Privatkunden und ist traditionell stark im Mittelstand verankert. Im Rahmen der neuen Strategie "Commerzbank 4.0" sollen kleinere Mittelstandskunden mit wenigen Millionen Euro Umsatz nach dem Vorbild der Deutschen Bank der Privatkundensparte zugeschlagen werden, um Kosten zu sparen und Synergien zu heben. Der Rest der Mittelstandsbank, bislang eine separate Sparte, wird mit der geschrumpften Investmentbank zusammengelegt.
INVESTMENTBANKING
Die Commerzbank hat im Kapitalmarktgeschäft nie eine so große Rolle gespielt wie die Deutsche Bank, die in guten Zeiten den Löwenanteil ihrer Gewinne damit verdiente. Allerdings ist in beiden Häusern die Erkenntnis gereift, dass sich im Handel wegen der strengeren Regulierung nie wieder die alten üppigen Renditen erwirtschaften lassen. Für das Investmentbanking der beiden Banken hat das Konsequenzen: Sie müssen schrumpfen, allerdings in unterschiedlichen Dimensionen.
Die Deutsche Bank sieht das Investmentbanking weiterhin als Kerngeschäft, hat es aber für eine bessere Transparenz in zwei Teile zerlegt: das reine Handelsgeschäft mit Aktien, Anleihen und Devisen auf der einen Seite, das Beratungs- und Finanzierungsgeschäft für Großkunden auf der anderen Seite. Das sind internationale Konzerne, die nicht mehr zum Mittelstand gezählt werden und hochkomplexe Absicherungsgeschäfte benötigen oder Unterstützung bei Fusionen, Übernahmen, Börsengängen, Kapitalerhöhungen und Anleiheplatzierungen.
Bei der Commerzbank lohnt sich das nicht. Die Investmentbank dient künftig noch mehr als bislang als "verlängerte Werkbank" für die Betreuung der großen Unternehmen. Deshalb will die Bank das Großkundengeschäft an die Investmentbank andocken. Seit der Übernahme der Dresdner Bank ist das Handelsgeschäft ohnehin schon stark geschrumpft - und dieser Schrumpfkurs soll jetzt noch weitergehen, wie die Bank erklärte. Medienberichten zufolge steht der Aktienhandel zur Disposition.
VERMÖGENSVERWALTUNG
Die Deutsche Bank leistet sich für die Vermögensverwaltung eine eigene Sparte. Sie wurde in den vergangenen Jahren mehrmals umgebaut - zuletzt wurden die Superreichen dem Privatkundengeschäft zugeschlagen. Die Millionäre werden also in den Filialen betreut, unken Kritiker. Übrig blieb das institutionelle Geschäft (Asset Management). In dieser Sparte lag das investierte Vermögen zur Jahresmitte bei etwas mehr als 700 Milliarden Euro. Damit zählt die Deutsche Bank im internationalen Vergleich nicht zur ersten Liga. Das Geschäft spült aber vergleichsweise stabile Erträge in die Kasse und bindet kaum Kapital. Verkaufsgerüchte hat die Bank deshalb auch vom Tisch gewischt.
Die Commerzbank ist in der Vermögensverwaltung ein kleines Licht. Sie betreut ihre wohlhabenden Kunden im Privatkundengeschäft mit, eine eigene Sparte lohnt sich nicht. Die Latte liegt hier auch viel niedriger - schon ab einem frei verfügbaren Vermögen von ein paar hunderttausend Euro bekommen Kunden hier maßgeschneiderte Beratung und Produkte. In der Regel fängt die klassische Vermögensverwaltung bei einer Million Euro an, bei den Schweizer Großbanken darf es gerne auch mehr sein.
rtr