Ein Banksprecher sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters: "Die Commerzbank hat ein eigenes Interesse an einer schnellen umfassenden Aufklärung und unterstützt selbstverständlich die Behörden aktiv und in vollem Umfang. Das Ermittlungsverfahren bezieht sich auf Altfälle, die zehn Jahre und länger zurückliegen." Der Staatsanwaltschaft Köln zufolge rückten am Dienstag Steuerfahnder bundesweit zu Großrazzien aus.
Laut "SZ" durchsuchten Beamte unter anderem die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt. Mitarbeiter der Luxemburger Tochter stünden im Verdacht, in großem Stil Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben. Schwerpunkte der Durchsuchungen seien das Rheinland, Hessen und Rheinland-Pfalz gewesen.
Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte, dass wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung diverse Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht wurden. Die Ermittlungen richteten sich gegen Steuerpflichtige, die "zum Zwecke der systematischen Hinterziehung von Ertragssteuern sogenannte Offshore-Gesellschaften erworben haben, um ihre bei Luxemburger Banken erzielten Kapital-Erträge zu verschleiern". Zu den durchsuchten Institutionen oder zur Anzahl der Verdachtsfälle wollte sich der Sprecher der Anklagebehörde nicht äußern.
Die Landesregierung in Düsseldorf hat in der Vergangenheit eine Reihe von Steuer-CDs und Datensätze gekauft, die dann - wie im laufenden Verfahren - von Steuerfahndern ausgewertet und abgearbeitet werden. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans kritisierte, "über Jahrzehnte ist eine Finanzindustrie gewachsen, die relativ wenigen zum Schaden vieler Gewinnmöglichkeiten geboten hat". Ohne Informationen aus dem Innenleben dieser Branche wäre die Steuerfahndung diesem Treiben nie auf die Spur gekommen, sagte der SPD-Politiker. Er forderte härtere Konsequenzen für Banken, die in Steuerhinterziehung verwickelt sind: "Wir brauchen einen besseren Durchgriff für die Bankenaufsicht im Kreditwesengesetz, der bis zum Lizenzentzug reichen muss." Die Erkenntnisse der NRW-Steuerfahndung zeigten, "dass wir empfindliche Sanktionen brauchen".
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COMMERZBANK WILL FÄLLE UNTERSUCHEN
Die Commerzbank erklärte, sie werde die Fälle intern untersuchen. "Wir verlangen absolute Transparenz darüber, dass alle unsere Kunden in Luxemburg über einen geklärten Steuerstatus verfügen." Die Commerzbank-Aktien gab im Geschäft von Lang & Schwarz und im Frankfurter Späthandel im Vergleich zum Xetra-Schluss jeweils mehr als 0,5 Prozent nach und war damit Schlusslicht im Dax.
Auch andere Geldhäuser haben mit Steueraffären zu kämpfen. So entschuldigte sich HSBC -Chef Stuart Gulliver am Montag erneut für die Verfehlungen bei der Schweizer Tochter des britischen Instituts. Diese soll Wohlhabenden bei Steuerhinterziehung und Geldwäsche geholfen Haben. In NRW hatte unter anderem bereits die Schweizer Großbank UBS eine 300 Millionen Euro schwere Bußgeldzahlung geleistet, dabei ging es den Behörden zufolge um Beihilfe zur Steuerhinterziehung.