DAS IST LOS BEI DER COMMERZBANK:

Seit der Finanzkrise hat die Bank einiges mitgemacht. Erst schluckte sie die Rivalin Dresdner Bank, die bis dahin zu Europas größtem Versicherer Allianz gehörte. Dann verschluckte sie sich an ihr - und die Regierung rettete sie mit Milliardensummen, um sie im gleichen Zug zu verstaatlichen. Seither der Rettung hat sich die Bank aus eigener Kraft und mit einer gehörigen Schrumpfkur ein ganzes Stück aus dem Schlamassel gezogen. Im Zuge von Niedrigzinsen und dem Boom von Online-Banken versucht sie nun ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu etablieren.

Mit ihrer Tochter Comdirect ist die Commerzbank im Online-Geschäft längst stark vertreten und gewinnt von Jahr zu Jahr Kunden. Auch im eigenen Haus lockt sie Kundschaft mit Willkommensprämien - in der Hoffnung, so die Einnahmen mittelfristig nach oben zu treiben. An dem vergleichsweise dichten Filialnetz mit etwa 1000 Standorten will der Vorstand nicht rütteln. "Wenn wir so weiterwachsen wie zuletzt, werden wir bald im Schnitt 10 000 Kunden je Filiale haben - damit kann ich jedes Filialnetz profitabel managen", hatte Privatkundenchef Michael Mandel im Dezember gesagt.

Im ersten Quartal konnte die Commerzbank ihren Gewinn nur dank einer gesunkenen Steuerlast steigern. Allerdings sieht sich der Vorstand 2018 nach zwei mageren Jahren auf Kurs zu einem wieder steigenden Überschuss. "Wir wachsen in unserem Kerngeschäft und digitalisieren unser Geschäftsmodell", hatte Konzernchef Martin Zielke Anfang Mai gesagt. Auch eine Dividende soll es für 2018 wieder geben. Zuletzt hatte die Bank für 2015 eine Mini-Dividende von 20 Cent je Anteilsschein gezahlt - das einzige Mal überhaupt seit der Weltfinanzkrise.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Für die Commerzbank-Aktie ging es auch zehn Jahre nach der großen Finanzkrise zuletzt wieder deutlich abwärts. Seit dem Jahreswechsel hat sie rund ein Viertel an Wert verloren. Mit rund 9,40 Euro ist sie derzeit nur noch rund 6 Prozent so viel wert wie Anfang 2008. Damit sieht es für die Commerzbank-Aktie noch etwas schlechter aus als für die Papiere der Deutschen Bank.

Bei der Commerzbank ist mit rund 15 Prozent der Anteile immer noch der Staat der größte Anteilseigner. Insgesamt ist das Institut mit knapp 12 Milliarden Euro rund 60 Prozent so viel wert wie die Deutsche Bank.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die meisten der von dpa-AFX beobachteten Analysten haben bei der Commerzbank auf Abwarten geschaltet. Von den 19 Experten, die ihre Einschätzungen seit Anfang 2018 aktualisiert haben, raten den Anlegern 11 zum Halten der Aktien. Drei Analysten raten zum Kauf, fünf zum Verkauf der Papiere. Im Schnitt weisen die Experten der Aktie ein Kursziel von 11,19 Euro zu. Beim aktuellen Kurs hätten die Papiere damit rund 19 Prozent Luft nach oben.

Mit am positivsten beurteilt Analyst Johannes Thormann von der Bank HSBC die Commerzbank. Das Geldhaus habe gelernt, mit den anhaltenden Niedrigzinsen umzugehen. Den Fokus des Vorstands auf die Gewinnung von immer mehr Neukunden hält er für richtig. Zudem dürfte der politische Umbruch in Italien, der italienischer Staatsanleihen zuletzt belastete, im Aktienkurs eingepreist sein. Die Commerzbank hält vergleichsweise viele italienische Anleihen. Thormann erwartet jedoch nicht, dass die Anleiheschwankungen noch auf den Gewinn oder die Eigenkapitalbasis des Instituts durchschlagen.

Viel negativer sieht die Schweizer Credit Suisse die Commerzbank. Analyst Marcell Houben moniert die Geschäftsentwicklung. Die gestiegenen Erträge hätten die ebenfalls gestiegenen Kosten nicht kompensieren können. Für den Rest des Jahres erwartet er kaum Besserung. Zudem sei es zu früh, auf eine Fusion oder Übernahme des Frankfurter Geldinstituts zu hoffen, schrieb er im Mai. Der HSBC-Experte errechnet ein Kursziel von 8,80 Euro. Thorman von der HSBC traut den Papiere hingegen absehbar einen Anstieg auf 13 Euro zu./stw/mis/fba