Die Aktie der Commerzbank ist mit deutlichen Kursgewinnen in die Woche gestartet. Das Geldhaus hatte am Freitagabend nach Börsenschluss mitgeteilt, dass Vorstandschef Martin Zielke seinen Rücktritt angeboten habe und auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann sein Mandat niederlegen wolle.
Mit einem Plus von rund acht Prozent war die Commerzbank am Montag der Tagesgewinner im MDAX. Anleger hoffen offensichtlich, dass der Einfluss des US-Finanzinvestors Cerberus auf das Geldhaus größer wird. Dieser hatte dem Management eine verfehlte Strategie und Versagen vorgeworfen. Der Finanzinvestor ist mit gut fünf Prozent zweitgrößter Anteilseigner hinter dem Bund, der im Zuge der Finanzkrise eingestiegen ist.
Der Aufsichtsrat wollte bei der Sitzung am Mittwoch eigentlich das verschärfte Sparprogramm diskutieren. Offenbar sollen bis Ende 2023 rund 10 000 Stellen gestrichen und die Hälfte der circa 1000 Filialen geschlossen werden. Stattdessen musste sich der Aufsichtsrat mit den beiden Top-Personalien beschäftigen. Zielke will bis spätestens Jahresende abtreten, Schmittmann schon Anfang August.
Zuerst soll der neue Aufsichtsratschef gefunden werden, der dann den künftigen Vorstandschef sucht. Und weil keiner der amtierenden Aufsichtsräte den Vorsitz anstrebt, muss der neue Chef des Kontrollgremiums von außen kommen. Für die Zielke-Nachfolge werden derweil aus dem aktuellen Vorstand bereits der Firmenkundenchef Roland Boekhout und die Finanzchefin Bettina Orlopp gehandelt, zudem dürfte nach externen Kandidaten gesucht werden.
Deutsche Bank winkt ab
Nach den Rücktrittsankündigungen wurde wieder über ein Zusammengehen von Commerzbank und Deutscher Bank spekuliert. Fusionsverhandlungen der beiden Häuser waren im April 2019 gescheitert. Der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, machte bei einer Veranstaltung am Dienstag aber deutlich, dass er kein Interesse an einem neuen Fusionsanlauf habe. "Wir konzentrieren uns auf uns selbst", sagte Sewing. Auch den Posten als Präsident des Privatbankenverbands BdB, den bisher Zielke innehat, möchte Sewing nicht übernehmen. Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sehen sowohl eine Fusion mit der Deutschen Bank als auch die Übernahme durch eine ausländische Bank skeptisch. "Wir sollten unsere Hausaufgaben selber machen, eigenständig bleiben und zusehen, dass wir selber Erfolg haben", sagte Stefan Wittmann von der Gewerkschaft Verdi.
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Analysten der Ratingagenturen S & P sowie Moody’s zeigten sich indes wegen des Führungsvakuums bei der Commerzbank beunruhigt, da die Bank wertvolle Zeit für den Umbau verlieren könnte. Das Ganze werfe Fragen zur künftigen Strategie auf und sei negativ für die Bonität der Bank, so Moody’s.