Die Kurse steigen, die Wirtschaftslage bleibt schwierig. Bei welchen DAX-Unternehmen Börsianer auf gute Nachrichten setzen – und sich daher schon jetzt ein Kauf lohnen könnte
Weltweit werden in den Finanzabteilungen der Unternehmen in diesen Tagen die Geschäftszahlen zusammengetragen. Die Berichtsaison zum zweiten Quartal ist dieses Mal besonders knifflig. Schaut man nur auf den Kurszettel, war das erste Halbjahr vor allem in den USA ungewöhnlich erfolgreich.
Welche Unternehmen haben das Potenzial, ihre Jahresprognose auch in einem schwierigen ökonomischen Umfeld zu übertreffen? Die Redaktion hat sich unter Börsenprofis umgehört.
Eröffnet wird die Berichtssaison im DAX durch Sartorius am 19. Juli. Der Gesundheitskonzern ist drei Tage vor Softwareriese SAP dran. Mindestens fünf Indexmitglieder — neben Volkswagen auch BMW, Deutsche Post, Merck und Symrise — haben ihre Berichte für den 1. August angekündigt. Den Schlusspunkt setzen am 14. August die Versorger Eon und RWE. Jederzeit kann es Vorabmeldungen geben. Die sind vorgeschrieben, wenn sich die Geschäfte deutlich schlechter oder besser als erwartet entwickeln.
Mega-Chancen mit der Adidas-Aktie
Spanien, Deutschland, Italien, Schottland. Björn Gulden präsentiert sich auf der Internetplattform Instagram in Fanartikeln vieler Nationen. Was bei anderen den Verdacht einer gewissen Beliebigkeit aufkommen ließe, erklärt sich bei Gulden durch seinen Job. Als Chef von Adidas drückt der Norweger allen Werbepartnern des Konzerns die Daumen. Vor allem das Trikot der deutschen Nationalmannschaft hat sich für den fränkischen Sportartikelkonzern zur Europameisterschaft zu dem erhofften Verkaufserfolg entwickelt und bestätigt einen größeren Trend: Nach dem harten Absturz der Aktie im Jahr 2022 steht Adidas wieder auf der Gewinnerseite.
Für den Halbjahresbericht am 31. Juli erwarten Analysten gute Nachrichten aus Herzogenaurach. Vor allem das Geschäft mit Freizeitschuhen wie dem Samba läuft sehr gut. In den USA könnte Adidas dem Hauptrivalen Nike Marktanteile im Lifestyle-Bereiche abgejagt haben, glaubt die Deutsche Bank. Das Betriebsergebnis von Adidas ist laut Konsensschätzung im zweiten Quartal um 46 Prozent auf 257 Millionen Euro gestiegen. Geht diese Kalkulation auf, hat Adidas zur Jahresmitte 593 Millionen Euro eingespielt. Guldens aktuelle Prognose, die für das Gesamtjahr ein Betriebsergebnis von 700 Millionen Euro in Aussicht stellt, wäre damit sehr defensiv. Selbst wenn man die übliche Schwäche des Schlussquartals einkalkuliert, sollte der Streifen-Konzern deutlich mehr erreichen.
Die Investmentbank JP Morgan erwartet, dass Adidas mit den Halbjahreszahlen die Jahresprognose für das Betriebsergebnis auf circa 800 Millionen Euro anhebt. Ein Kursziel von 270 Euro bietet 15 Prozent Kurschance.
Commerzbank-Aktie und Beiersdorf – jetzt einen Blick wert
Beiersdorf hat bereits nach dem ersten Quartal seine Umsatzprognose angehoben. Um sechs bis acht Prozent soll das Vorjahresniveau überschritten werden. Der Analystenkonsens liegt vor dem für den 7. August angekündigten Halbjahresbericht mit sechs Prozent am unteren Rand der Spanne.
Während vor allem die Nivea-Markenfamilie deutlich wächst, bremsten zwei Kategorien: Die Luxuskosmetikmarke La Prairie legte im Auftaktquartal nur ganz leicht zu, soll aber vor allem in der zweiten Jahreshälfte Fahrt aufnehmen. Das gilt auch für die Klebstoffsparte Tesa, deren Umsatz im ersten Quartal schrumpfte. Dass der Vorstand auf dem Kapitalmarkttag Mitte Juni seine Gewinnprognose nicht anhob, war für einige Börsianer eine Enttäuschung, entspricht aber der eher vorsichtigen Kommunikation des Konzerns. Beiersdorf hat in seiner Kosmetiksparte eine starke Produktpipeline. Die Analysten von Warburg Research sehen dort weiter Potenzial für eine positive Überraschung. Kursziel: 165 Euro – 20 Prozent Kurschance.
Die Commerzbank ist eine erfolgreiche Comeback-Story. Im ersten Quartal lieferten die Frankfurter ihren höchsten Quartalsgewinn seit mehr als zehn Jahren. Mit einem Nettogewinn von 747 Millionen Euro lag der Finanzkonzern zudem rund 90 Millionen Euro über der Konsenserwartung. Wichtiger Treiber ist das vergleichsweise hohe Zinsniveau, durch das die Bank im Kerngeschäft leichter Rendite erzielen kann. Die Prognose für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr erhöhte der Vorstand nach dem ersten Quartal um 200 Millionen auf 8,1 Milliarden Euro. Zwar hat die Europäische Notenbank den Leitzins im Juni erstmals seit fast fünf Jahren wieder gesenkt, die Zinswende dürfte angesichts der hartnäckigen Inflation im Dienstleistungsbereich aber nicht so schnell vollzogen werden wie zunächst erwartet. Das kommt der Commerzbank entgegen. Ballast bleiben die Rechtsrisiken der polnischen Tochter mBank. Ein erheblicher Teil der Lasten dürfte inzwischen abgearbeitet sein. Das Momentum in Aktienkurs und operativem Geschäft sprechen vor dem Halbjahresbericht am 7. August weiter für die Commerzbank. Ein Kursziel von 17 Euro bietet knapp 20 Prozent Kurschance.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier sowie den vollständigen Artikel
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