Als große Exportnation werde Deutschland besonders stark unter der Konjunkturabkühlung in den Schwellenländern leiden, für die mit der anstehenden Zinswende in den USA eine Dekade des billigen Geldes ende, hieß es im Wirtschaftsausblick 2016 des Instituts. "Deutschland erlebt einen konsumgetriebenen Scheinaufschwung", warnte Krämer. Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank fache das Wachstum künstlich an.
Unter der glänzenden Oberfläche kommt es der Commerzbank zufolge aber zunehmend zu Fehlentwicklungen. So rolle die Bundesregierung die Arbeitsmarktreformen der Schröder-Ära zurück. Außerdem nähmen die Lohnstückkosten der deutschen Unternehmen seit fünf Jahren stärker zu als im Rest der Währungsunion. "Schließlich steigen die Immobilienpreise angefacht durch die niedrigen Zinsen zu stark, was irgendwann zu Blasen führt, deren Platzen große wirtschaftliche Schäden anrichtet", sagte Krämer.
Die EZB dürfte der Commerzbank zufolge im nächsten Jahr die Geldpolitik noch einmal lockern. Dabei könnte beispielsweise noch einmal am Einlagezins gedreht werden oder Anleihenkaufprogramm noch einmal verlängert werden. "Wir glauben aber nicht an einen ganz großen Schlag", sagte Krämer. "Für die dicke Bertha ist EZB-Chef Mario Draghi die Munition ausgegangen." Damit meint Krämer eine monatliche Aufstockung der Käufe. Seiner Meinung nach sollte sich die EZB die US-Notenbank Fed zum Vorbild nehmen und allmählich einen Ausstieg aus der Nullzinspolitik signalisieren.
Während die Frankfurter Notenbank am Donnerstag angekündigt hatte, ihr umstrittenes Anleihen-Kaufprogramm auszuweiten und zu verlängern, erwarten die meisten Marktexperten, dass die Fed auf ihrer Sitzung Mitte Dezember die Abkehr von der Niedrigzinspolitik einleitet.
Reuters