Den zuletzt immer massiver werdenden Druck von außen hat es offenbar gebraucht. Es tut sich endlich etwas bei der Commerzbank. Warum für die Aktionäre jetzt 20 Prozent Kurschance drin sein könnten.

Plötzlich setzt sich der Vorstand um Chefin Bettina Orlopp und den designierten Finanzvorstand Carsten Schmitt ambitionierte Ziele: Der Ertrag soll möglichst schnell auf das Niveau der europäischen Konkurrenten steigen. Von 15 Prozent Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) ist die Rede. Es gehe darum, den DAX-Konzern „als feste Größe unter den erfolgreichen europäischen Banken zu etablieren“, so Orlopp bei der Vorstellung der Strategie bis 2028.

Vorausgegangen waren immer wieder verbale Attacken der Unicredit. Die italienische Großbank hat mehr als nur ein Auge auf die deutsche Bank geworfen und ist mit 28 Prozent Anteil (Optionen mit eingerechnet) inzwischen größter Aktionär. Wobei erwartet wird, dass die EZB ein Aufstocken bis zu 30 Prozent demnächst genehmigt. Jedenfalls wird der Unicredit-Chef Andrea Orcel nicht müde, das Übernahmeziel permanent als ineffizient und nicht profitabel zu kritisieren. Ganz zum Missfallen von Orlopp, die mit Orcel nicht einmal mehr informell sprechen möchte. Man will als Commerzbank eigenständig bleiben, eine mögliche Übernahme wird als feindlich bewertet.

Damit das gelingt, muss man aber aktiv werden. Um die Renditeziele zu erreichen, will Orlopp daher vor allem die Kosten senken, 500 Millionen Euro sollen jährlich eingespart werden. Dafür werden neben dem verstärkten Einsatz von KI vor allem Arbeitsplätze abgebaut. 3900 Stellen sollen es sein, 3300 davon in Deutschland, was sogar schon mit der Arbeitnehmervertretung abgestimmt ist.

Weil Kostenabbau allein aber zu wenig ist, will sich die Commerzbank auch auf der Einnahmenseite verbessern: So sollen mehr Provisionen fließen, etwa durch den Ausbau des margenträchtigeren Bereichs Vermögensverwaltung und durch neu vereinbarte Partnerschaften wie mit dem Kreditkartenanbieter Visa.

Commerzbank (WKN: CBK100)

Commerzbank: Mehr Dividende wagen

Aktionären kann das nur gefallen. Seitdem der Bund im vergangenen Jahr seinen Teilausstieg bei der Commerzbank bekannt gemacht und wenig später die Unicredit ihre Beteiligung aufgestockt hat, geht es mit dem Aktienkurs deutlich nach oben: Von Kursen um rund 13 Euro auf fast schon 20 Euro. Ein weiteres Zuckerl für die Aktionäre ist die angekündigte großzügigere Ausschüttungspolitik. Für das Geschäftsjahr 2024 ist bereits eine Dividendenerhöhung von 35 Cent auf 65 Cent je Aktie geplant. 2025 sollte es dann noch einen Tick mehr sein.

Dennoch ist dadurch das Thema Übernahme durch die Unicredit nicht vom Tisch. Die Italiener schwimmen buchstäblich im Geld. Erlöse und Überschuss sind in den zurückliegenden Jahren stetig gewachsen. 2024 verbuchte das Geldhaus aus Mailand mit 9,3 Milliarden Euro acht Prozent mehr Nettogewinn als 2024 und lag damit wieder einmal über den Prognosen. Bis 2027 — so Orcels Plan — sollen es zehn Milliarden Euro sein. Ergo: Kapital für Übernahmen ist massig vorhanden. Neben der Commerzbank hat man im November auch schon ein Angebot zum Kauf der italienischen Konkurrentin Banco BPM abgegeben. Man fährt also mehrgleisig. In Sachen Commerzbank geht Orcel allerdings von einem Geduldsspiel aus: Es könne noch viele Monate dauern, heißt es aus Mailand. Das wiederum setzt die Commerzbank unter Druck, den Worten auch Taten folgen zu lassen. BÖRSE ONLINE steckt das Kursziel bei 24 Euro – das entspricht einer Kurschance von 20 Prozent!

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.