Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis die zehnjährige Bundesanleihe negative Zinsen abwerfen würde. Mitte April - gerade mal einen Monat nach Start des bis September 2016 andauernden Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) - warfen "Bunds" nur noch 0,05 Prozent ab. Doch es kam anders. In den vergangenen zwei Wochen kletterte die Rendite auf 0,8 Prozent, was einem Kursverlust von über fünf Prozent entspricht. Derart starke Kursschwankungen in solch kurzer Zeit sind am Anleihemarkt extrem ungewöhnlich. Auch die Zinspapiere der Eurostaaten, insbesondere Bonds mit langen Laufzeiten, gerieten unter Druck. Neben den mickrigen Zinsen haben aufgehellte Konjunkturperspektiven für die Eurozone und eine wieder anziehende Inflationsrate die jüngste Korrektur ausgelöst. Diese positiven Entwicklungen motivieren Anleger, den sicheren Anleihehafen zu verlassen und in risikoreichere Anlageklassen einzusteigen. Anleiheguru Bill Gross ist davon überzeugt, dass der Richtungswechsel anhält. Der bei Janus Capital in Diensten stehende US-Investor hält Bundesanleihen für massiv überbewertet. Er will auf fallende Kurse wetten und bezeichnet die Spekulation als den "Short of a lifetime" - als eine sich nur selten im Leben eines Investors bietende Chance.
Auch sein Nachfolger als wichtigster Bonds-Vordenker, Jeffrey Gundlach, Gründer und Chef von Doubleline Capital, will shorten. Er hat in den USA schon längst Gross als treffsicheren Prognostiker abgelöst. Er sagte kürzlich auf einer Konferenz des Milken Instituts in Beverly Hills, dass er darüber nachdenke, sich einer Gruppe von Managern anzuschließen, die gegen die negativen Eurozinsen wetten würden. Konkret sagte er Folgendes: Wenn man eine zweijährige Bundesanleihe 100-fach hebeln würde, könnte man schnell 20 Prozent Rendite machen. Alexander Friedmann teilt Gross’ und Gundlachs Einschätzung. Für den Chef der Schweizer Vermögensverwaltung GAM Holding sind deutsche Staatsanleihen die derzeit "größte existierende Blase".
Von ihrem möglichen Platzen können nicht nur institutionelle Investoren, sondern auch Privatanleger profitieren. Comstage hat dazu gleich zwei ETFs im Angebot, die sich auf den Euro-Bund-Future beziehen. Der Euro-Bund-Future bezieht sich auf eine synthetische 10-jährige Anleihe der Bundesrepublik Deutschland. Er ist im europäischen Rentenbereich der liquideste und bedeutendste Terminkontrakt und gilt somit als Referenz für den effektiven Zinssatz von 10-jährigen Bundesanleihen. Anleger haben die Wahl zwischen einem normalen Shortprodukt (ComStage Commerzbank Bund-Future Short TR UCITS ETF, WKN: ETF 562), dass sich invers zur Entwicklung des Index bezieht. Für ganz wagemutige gibt es noch einen doppelt gehebelten ETF.
Ob nun tatsächlich die Trendwende am Rentenmarkt eingeläutet wurde, kann man noch nicht einschätzen. Doch sollte die Konjunktur weiter gut laufen, dürften sich die Zinsen normalisieren und im Bereich von einem Prozent für die zehnjährige Anleihe einpendeln. Dann lohnt ein Short-ETF.
Jörg Billina/jk