Hillary Clinton zieht in den Kampf gegen die Pillenbranche. Nachdem der Hersteller Turing Pharmaceuticals den Preis für ein Medikament gegen Immunschwäche über Nacht um 5000 Prozent erhöht hatte, reagierte die amerikanische Präsidentschaftskandidatin prompt und kündigte Regulierungen an. Folge: Die Kurse von Pharma-Aktien drehten weltweit ins Minus.
So schnell sollten sich Anleger jedoch nicht die Flucht schlagen lassen. Sondern sich vielmehr auf die Fundamentaldaten der Branche konzentrieren, denn da reißen die Erfolgsmeldungen nicht ab. Kaum hatte Roche kürzlich positive Daten zu seiner Krebs-Immuntherapie Atezolizumab vorgelegt, rückt mit Ocrelizumab schon der nächste Anwärter auf einen Blockbuster in den Mittelpunkt. Das Multiple-Sklerose-Präparat erwies sich in spätklinischen Tests der Phase III als wirksam. Anfang 2016 soll der Zulassungsantrag gestellt werden.
Einen Schritt weiter ist Roche-Nachbar Novartis mit seinem Mittel Entresto bei Herzversagen. Bereits im Juli hat die US-Gesundheitsbehörde FDA die Arznei zugelassen, Mitte September schloss sich die heimische Zulassungsbehörde Swissmedic an. Das Medikament zählt für Novartis zu den wichtigsten Markteinführungen in diesem Jahr. Bei einer weltweiten Zulassung sind Spitzenumsätze von mehr als fünf Milliarden Dollar pro Jahr drin.
Selbst wenn der Spruch abgedroschen ist: Gesundheit hat immer Konjunktur. Menschen werden ungeachtet der Wirtschaftslage krank. Zudem steigt die Zahl an chronischen Erkrankungen wie Diabetes stark. Allein in Deutschland leiden rund sechs Millionen Menschen darunter, ein Drittel mehr als vor 15 Jahren. Schätzungen zufolge könnten es 2035 weltweit 600 Millionen sein. Auch Krebserkrankungen sind auf dem Vormarsch. Bis 2025 schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass jährlich 20 Millionen Menschen daran erkranken, rund 40 Prozent mehr als derzeit.
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Die richtige Pille fürs Depot
Dass die Branche ihre Vorzüge auch an der Börse ausspielen kann, zeigt sich in den aktuell turbulenten Zeiten. Seit Jahresbeginn legte der Index Stoxx Europe 600 Healthcare mit einem Plus von 10,8 Prozent mehr als doppelt so stark zu wie der Stoxx Europe 600. Das Barometer besteht aus 40 europäischen Gesundheitsunternehmen.
Die Schweiz, England und Frankreich geben den Ton an. Spitzenreiter sind die beiden Eidgenossen Roche und Novartis, auf die knapp 30 Prozent der Kapitalisierung entfällt. Die Nummer 3 mit einem Indexgewicht von 10,5 Prozent ist Sanofi. Den Franzosen gelang Anfang des Jahres ein wichtiger Erfolg, als sie in den USA grünes Licht für ihren größten Hoffnungsträger, Toujeo gegen Diabetes, bekamen. Der ETF der Commerzbank auf den Index ermöglicht einen breit diversifizierten Zugang zum Sektor bei geringen Kosten von 0,25 Prozent jährlich.