Jetzt könne als Sachwalter der Insolvenzexperte Lucas Flöther, der bereits die Pleite von Air Berlin seit 2017 abwickelt, die Arbeit aufnehmen. Für die Konzernschwester Thomas Cook GmbH aus Oberursel mit ihren drei Firmen setzte das Amtsgericht Bad Homburg vorläufige Insolvenzverwalter ein. Mit den Verfahren sind die deutschen Thomas-Cook-Töchter von der insolventen Mutter getrennt, sodass diese keinen Zugriff mehr auf deren Gelder hat.
Während Condor mit einem Staatskredit von 380 Millionen Euro im Rücken weiterfliegen kann, liegt das Geschäft des Reiseveranstalters Thomas Cook auf Eis. Reisen können nicht verkauft werden, alle bis zum 13. Oktober gebuchten Reisen wurden abgesagt. Thomas-Cook-Chefin Stefanie Berk beantragte ebenfalls in dieser Woche beim Bund und dem Land Hessen einen Überbrückungskredit. Die Aussicht auf ein dauerhaft lebensfähiges Geschäft, zu dem beide neue Eigentümer brauchen, ist eine wichtige Voraussetzung, dass der Staat Unternehmen in Not nach EU-Recht stützen darf.
SCHLECHTE AUSSICHTEN AUF MEHR STAATSHILFE
Doch die Perspektive werde von Politikern bei dem Reiseunternehmen skeptischer gesehen als bei Condor, erfuhr Reuters von mehreren mit der Sache Vertrauten in Berlin. Die erbetene Finanzhilfe sei ähnlich hoch wie bei dem Ferienflieger. Die Prüfung des Antrags werde noch einige Tage dauern, womöglich bis kommende Woche. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Thomas Cook wollte dazu nicht Stellung nehmen. Wie Berk der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte, gibt es konkrete Anfragen von Investoren aus der Reise- und Finanzbranche. "Das Geschäft in Deutschland und in Skandinavien ist bis zuletzt profitabel gewesen, in Kontinentaleuropa haben wir in den meisten Ländern Gewinn gemacht."
Auch Condor ist im Gespräch mit anderen Fluggesellschaften und Finanzinvestoren, wie Airline-Chef Ralf Teckentrup erklärt hatte. Anders als Thomas Cook muss Condor hierbei nicht von vorne anfangen, weil der Mutterkonzern im Frühjahr schon versucht hatte, seine fünf Airlines zu verkaufen. Ein Angebot hatte die Lufthansa öffentlich erklärt und später zurückgezogen. In Branchenkreisen hieß es, der Dax-Konzern sei nicht mehr im Spiel. Als heißer Kandidat gilt unterdessen der US-Finanzinvestor Indigo Partners. In seinem Portfolio sind schon mehrere Airlines aus den USA, Mexiko und Chile sowie der ungarische Billigflieger Wizz Air. Das brächte einen Größenvorteil beim Einkauf von neuen Flugzeugen, die Condor dringend gebrauchen könnte, schrieb das "Handelsblatt".
Während in Deutschland dank staatlicher Hilfe eine Fluggesellschaft vor dem Absturz bewahrt wird, gingen in Großbritannien für die rund 9000 Beschäftigten beim Reiseveranstalter und der dortigen Airline sofort die Lichter aus. Die konservative Regierung wollte "schlechtem kein gutes Geld" der Steuerzahler hinterherwerfen. Das sorgt für großen Frust unter den Mitarbeitern, die über Nacht ihre Jobs verloren. Ein Video auf Twitter, das zeigt, wie strahlende Condor-Manager unmittelbar nach Zusage der Staatshilfe mit Applaus von Mitarbeitern im Büroflur empfangen werden, sorgte für Empörung von arbeitslosen britischen Kollegen, wie die britische Zeitung "Mirror" berichtete. Es sei widerlich, dass bei Condor gefeiert werde, während die Kollegen in Großbritannien ihre Jobs verloren hätten, sagte eine Flugbegleiterin der Zeitung.
Unter Beschuss ist dabei auch Christoph Debus, bis zur Insolvenz Chef aller fünf Cook-Airlines, der ebenfalls für die Condor-Rettung gefeiert wurde. Dieser habe jedoch fieberhaft an einer alternativen Lösung gearbeitet, um alle Airlines zu erhalten, erklärte ein Sprecher von Condor. Debus entschuldigte sich zerknirscht auf Twitter: "Meine Gedanken bleiben bei den Kollegen in UK, Oberursel und in ganz Europa, die so hart für unsere Airline-Gruppe gearbeitet haben und trotzdem die schlimmsten Nachrichten in dieser Woche erhalten haben."
rtr