Mit den Beschlüssen, denen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nach Angaben der IG Metall nicht zustimmten, zieht sich Continental aus dem rückläufigen Geschäft mit Hydraulik-Komponenten für Verbrennungsmotoren zurück und beschleunigt den Umstieg in die Elektromobilität. Insgesamt fallen in einer ersten Welle bis 2028 etwas mehr als 5000 Arbeitsplätze weg.
Den Beschlüssen zufolge werden die Werke in Roding in der Oberpfalz (520 Arbeitsplätze betroffen) und Newport News im US-Bundesstaat Virginia (720 Stellen) im Jahr 2024 geschlossen. Im hessischen Babenhausen läuft bis Ende 2025 die Serienproduktion von Steuerungsinstrumenten aus. Bis Ende 2021 sollen dort bereits bestimmte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an andere Standorte verlegt werden. Ingesamt sind mehr als 2200 Arbeitsplätze betroffen. In Limbach-Oberfrohna in Sachsen fallen 850 Jobs weg, im italienischen Pisa sind 750 Stellen betroffen. Einschließlich der bereits angekündigten Schließung des Standortes in Henderson im US-Bundesstaat North Carolina und der Einstellung der Produktion von Lkw-Reifen in Petaling Jaya in Malaysia beläuft sich der Stellenabbau auf knapp 6000 Arbeitsplätze.
ARBEITNEHMER AUF DEN BARRIKADEN
Vor der Konzernzentrale in Hannover protestierten während der Beratungen des Aufsichtsrats nach Angaben der IG Metall rund 900 Beschäftigte der bedrohten Standorte. "Die vorgelegten Konzepte des Arbeitgebers sind aus unserer Sicht keine Antwort auf die Herausforderungen der Transformation", erklärte Christiane Benner, IG-Metall-Vize und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Conti. Sie kündigte eine externe Prüfung der vom Management vorgeschlagenen Maßnahmen an. "Die vom Vorstand übers Knie gebrochene Entscheidung, über 5.000 Beschäftigte zu entlassen, ist nicht akzeptabel", sagte Francesco Grioli, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG BCE und Mitglied im Aufsichtsrat. Die Konzepte des Managements seien nicht überzeugend.
"Die Pläne sind überhastet, unausgegoren und inakzeptabel", sagte Konzernbetriebsratschef Hasan Allak. Die Transformation der Automobilindustrie sei ein tiefgreifender Wandel, der aber nicht über Nacht komme. Er lasse den Unternehmen Zeit für eine sorgfältige Abwägung und soziale Abfederung. "Der Conti-Vorstand aber verfällt den Management-Mustern, die wir eigentlich hinter uns glaubten: Werke schließen, Produktion verlagern, Geschäft aufgeben - und dass, ohne den konkreten Handlungsbedarf ermessen zu können. Das sind Managementmethoden der Vergangenheit, die auf unseren entschiedenen Widerstand treffen werden", erklärte Allak.
Conti hatte Ende September einen Umbau angekündigt, von dem binnen zehn Jahren insgesamt bis zu 20.000 Stellen betroffen sein werden, fast ein Zehntel der Belegschaft. Etwa 7000 Arbeitsplätze der mehr als 62.000 Stellen in Deutschland stehen auf der Kippe. Mit dem Programm stemmt sich der Konzern gegen die Autokrise und richtet sich zugleich stärker auf die Digitalisierung und die Elektromobilität aus. Weltweit investieren die Autobauer zurzeit Milliarden in neue saubere Antriebe. Die strengeren Klimaschutz-Auflagen gerade in Europa setzen sie immer stärker unter Druck. Zudem sorgt der Handelsstreit mit den USA dafür, dass die Auto-Produktion in China schrumpft, dem weltgrößten Pkw-Markt. Dadurch bekommen die Zulieferer weniger Aufträge und müssen ihrerseits kräftig auf die Bremse treten.
rtr