Für 2020 wird mit einem weiteren Rückgang der Pkw-Produktion gerechnet. "Die Automobilindustrie weltweit durchlebt gerade einen ihrer bislang heftigsten Stürme", sagte Konzernchef Elmar Degenhart am Donnerstag bei der Präsentation der Bilanz 2019 und fügte hinzu: "Die Auswirkungen werden uns alle noch lange beschäftigen." Die daraus resultierenden Anpassungen liefen alle zeitgleich: "Strukturen umbauen, Kapazitäten verringern, Produktion drosseln oder einstellen und Kosten senken."

An der Börse sorgte weniger der jüngste Milliardenverlust als vielmehr der trübe Ausblick für schlechte Stimmung. Die Aktien des Dax-Konzerns aus Hannover stürzten zeitweise um mehr als zwölf Prozent ab und markierten ein Sieben-Jahres-Tief. Conti bleibe ein sehr großes Unternehmen, das sich bei den schnell sinkenden Marktvolumina mit seinen auf Wachstum angelegten Kosten nicht schnell genug bewege, schrieben die Analysten von Evercore ISI.

"MIT KAHLSCHLAG LÄSST SICH KEINE TRANSFORMATION GESTALTEN"


Da sich eine Erholung der Konjunktur nicht abzeichnet, will das Management die Kosten weiter drücken. Conti prüfe "zusätzliche Maßnahmen", um auf die sich abschwächende Gesamtlage zu reagieren. Dabei seien auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen, fügte Degenhart hinzu. Mit ersten Ergebnissen werde im Mai gerechnet. Der Betriebsrat reagierte prompt: "Mit Kahlschlag lässt sich keine Transformation gestalten!" Der Vorstand solle stattdessen Arbeitsmarkt- und tarifpolitische Instrumente nutzen und Kurzarbeit einsetzen, um Entlassungen zu vermeiden, forderte die Arbeitnehmervertretung.

Conti hatte erst im September einen radikalen Umbau angekündigt, von dem bis 2029 rund 20.000 Arbeitnehmer weltweit betroffen sein werden. Etwa 7000 Arbeitsplätze der mehr als 62.000 Stellen in Deutschland stehen auf der Kippe. Mit dem Programm stemmt sich der Konzern gegen die Autokrise und richtet sich zugleich stärker auf die Digitalisierung und Elektromobilität aus. Weltweit investieren die Autobauer zurzeit viele Milliarden in neue saubere Antriebe, um die strengeren Klimaschutz-Auflagen gerade in Europa zu erfüllen.

"Das wirtschaftliche Umfeld wird 2020 herausfordernd bleiben", sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. Dazu zählte er neben den Turbulenzen durch die Virus-Epidemie, ungelösten Handelskonflikten, den schärferen Abgasvorschriften auch die sich rasant entwickelnde Digitalisierung. Die globale Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen werde in diesem Jahr voraussichtlich um zwei bis fünf Prozent sinken. Darin seien die bis heute erkennbaren Auswirkungen durch das Coronavirus berücksichtigt. Die weiteren Folgen der sich ausbreitenden Epidemie seien aber nicht abschätzbar.

Wegen der Unsicherheit rechnen die Niedersachsen in diesem Jahr bestenfalls mit einem stabilen Konzernumsatz von 44,5 Milliarden Euro, halten aber auch einen Rückgang auf 42,5 Milliarden Euro für möglich. Bei der bereinigten operativen Rendite nimmt sich das Management einen weiteren Rückgang auf 5,5 bis 6,5 Prozent vor. Im abgelaufenen Jahr war die Marge auf 7,4 (9,3) Prozent geschrumpft. Der Netto-Verlust von 1,2 Milliarden ist das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren. 2018 hatte noch ein Gewinn von 2,9 Milliarden zu Buche gestanden.

Um die Aktionäre dennoch bei Laune zu halten, will Conti trotz des Verlustes eine Dividende von vier Euro zahlen. Für das Jahr davor waren 4,75 Euro je Anteilsschein geflossen. Zur Begründung verwies Schäfer auf die gesunde Bilanzstruktur. Trotz widriger Umstände und hoher Investitionen habe Continental im abgelaufenen Jahr vor Akquisitionen und Effekten aus der rechtlichen Verselbständigung der Antriebssparte Powertrain einen Barmittelzufluss von 1,3 (Vorjahr 1,9) Milliarden Euro erreicht.

Von seinen Plänen zur Abspaltung der in Vitesco Technologies umbenannten Antriebsparte will sich Conti nicht abbringen lassen. Man sehe keinen Anlass, das Vorhaben zu überdenken, sagte Degenhart. Es bleibe beim Fahrplan, wonach die Aktionäre auf ihrer Hauptversammlung am 30. April über den Spin-off entscheiden sollten. Die Umsetzung sei für das zweite Halbjahr geplant.

rtr