An den Ansatz, Aktien von Gesellschaften zu kaufen, die unter ihrem inneren Wert handeln, setzen viele weltbekannte Investoren. Ein Verfechter dieser Strategie ist mit Warren Buffett der wohl berühmteste und beste lebende Anleger weltweit.
Auch die DZ Bank findet Gefallen an dem Vorgehen und präsentiert jeden Monat in einer Publikation Value-Ideen, bei denen es um Aktien geht, die mit einer Sicherheitsmarge ausgestattet sind, weil sich unter ihrem errechneten fairen Wert notieren.
Geeignet ist dieser Ansatz laut der Genossenschaftsbank für Anleger, die unternehmerisch und/oder antizyklisch denken und die Geduld sowie die Ressourcen haben, einer klar definierten eigenen, fundamentalen Anlagestrategie jenseits des geltenden Mainstreams zu folgen. Das Value Ideas Portfolio der DZ Bank soll dazu Anregungen geben.
Zu den Vorteilen des Value Investing zählen, dass es sich um einen stimmigen, langfristig bewährten Investment-Ansatz sowie um ein diszipliniertes Handeln auf Basis einer klar definierten Anlagephilosophie mit Hilfe von Checklisten handelt. Die implizite Erwartungshaltung an die Unternehmen sei dabei sehr gering und der Kauf von Aktien zu überhöhten Preisen wird vermieden. Die Strategie ist folglich risikoavers, es geht auch um das Ziel des Kapitalerhalts, wobei die Sicherheitsmarge, die sich aus dem Kursabstand zum fairen Wert ergibt, als Puffer dient.
Als Nachteile der Vorgehensweise verweist die DZ Bank dagegen darauf, dass man Investitionen in Unternehmen tätigt, die außerhalb des Rampenlichts stehen. Investiert werde zwar bei Unterbewertung, die Kurse können danach aber trotzdem fallen. Auch erfolgten Verkäufe oft "zu früh", das heißt, bei Erreichen des inneren Wertes. Auch sei zu beachten, dass sich Value in Momentum-Märkten schwächer als der Markt entwickele und hohe Cash-Quoten würden teilweise kritisch gesehen.
In der Juni-Version der Value-Ideen stellt die DZ Bank vier deutsche Aktien heraus, die nach dem hausintern verfolgten Value-Screening-Ansatz interessant erscheinen und gleichzeitig mit einer Kaufempfehlung der Analysten der Genossenschaftsbank ausgestattet sind. Die als fair ermittelten Werte dieser Titel bewegen sich zwischen 20 Prozent und 31 Prozent über den derzeitigen Aktienkursen.
Auf Seite 2: Leoni
Leoni-Aktie
Zu den vier DZ-Bank-Favoriten zählt Leoni. Für den Autozulieferer geben die Analysten den fairen Wert mit 69,00 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 52,50 Euro bedeutet das ein Aufwärtspotenzial von 31,4 Prozent.
Das positive Anlageurteil begründet der zuständige Analyst Michael Punzet mit der weiterhin als gut eingeschätzten Positionierung des Unternehmens. Vor diesem Hintergrund sollte die Gesellschaft in der Lage sein, von einer anhaltend guten Automobilproduktion - insbesondere in China und Europa - zu profitieren. Zusätzliche Impulse erwartet er durch eine stärkere Nachfrage nach E-Mobilität (Elektroantrieb: Ausstattung Fahrzeug und Infrastruktur mit Kabeln) und hier kurzfristig primär Hybriden (Hybridfahrzeuge erhöhen den Anteil der Verkabelung je Fahrzeug).
Unter den Titeln, die mit einer Kaufempfehlung ausgestattet sind, rangiert Leoni unter den beobachteten Aktien mit attraktiven Bewertungskennzahlen auf Platz drei. Im gesamten Value-Universum belegt man Rang 20.
Den Gewinn je Aktie sieht die DZ Bank in den Geschäftsjahren 2018 bis 2020 bei 4,68 Euro, 5,47 Euro und 6,44 Euro. Das heißt, das geschätzte KGV für das übernächste Jahr bewegt sich bei 8,2. Auch beim freien Cash Flow je Aktie geht man übrigens von einer dynamischen Aufwärtsentwicklung aus. Konkret sieht die Schätzreihe für die genannten Jahre von 1,98 Euro, 3, Euro und 5,25 Euro aus, nach 0,34 Euro je Anteilsschein im Vorjahr.
Aufwärts gehen soll es den Prognosen zufolge auch mit den Ausschüttungen. Nachdem zuletzt 1,40 Euro je Aktie geflossen sind, sollen die Aktionäre im laufenden, im kommenden und im übernächsten Jahr 1,50 Euro, 1,70 Euro und 2,10 Euro je Anteilsschein erhalten. Für 2018 errechnet sich daraus eine geschätzte Dividendenrendite von 2,86 Prozent.
Das Unternehmen selbst rechnet bis 2020 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von mehr als fünf Prozent sowie einem Anstieg der EBIT-Marge auf mindestens fünf Prozent.
Charttechnik
Das Chartbild von Leoni ist geprägt von heftigen Auf- und Abwärtsbewegungen. Von Juli 2016 bis Januar 2018 ging es dabei nach oben, daran schloss sich eine kurze Abwärtsbewegung an, insgesamt ist aber seit Mai 2017 unter dem Strich eine Seitwärtsbewegung zu konstatieren. Eindeutige Chartsignale zur vermeintlich weiteren Kursentwicklung sind derzeit aus unserer Sicht hier nicht auszumachen
Profil
Leoni ist ein international aufgestellter Hersteller von Drähten, Kabeln und Bordnetzsystemen mit dem klaren Schwerpunkt auf die Automobilindustrie (70 Prozent des Umsatzes). Da viele Geschäftsprozesse (insb. Bordnetzsysteme) sehr personalintensiv sind, wurde der Großteil der Produktion in den vergangenen Jahren ins Ausland verlagert. Neben organischem Wachstum stehen auch Akquisitionen auf der Agenda.
Auf Seite 3: Allianz
Allianz-Aktie
Ebenfalls als Value-Mitfavorit hat die DZ Bank die Aktien der Allianz eingestuft. Den fairen Wert für den Versicherungskonzern beziffert die Genossenschaftsbank auf 220,00 Euro je Aktie. Das heißt, bei einem aktuellen Kurs von 178,22 Euro besteht 23,4 Prozent Luft nach oben.
Die bestehende Kaufempfehlung begründet der zuständige Analyst Thorsten Wenzel wie folgt: "In der bei Allianz dominierenden Schaden- und Unfallversicherung sollte es möglich sein die Combined Ratio noch graduell zu verbessern. Die Lebens- und Krankenversicherung ist in schwierigem Umfeld schon bemerkenswert profitabel und wird durch neue Produkte kapitaleffizienter. Im Asset Management sind aktuell hohe Nettomittelzuflüsse zu verzeichnen. Die Dividendenpolitik ist aktionärsfreundlich. 2018 werden zudem weiter Aktienrückkäufe getätigt. Eventuell getätigte Akquisitionen stellen sowohl Chance als auch Risiko dar."
Unter den Titeln mit einer Kaufempfehlung ist die Allianz in der Rangliste mit den mit attraktiven Bewertungskennzahlen ausgestatteten Werten auf Platz zwölf zu finden. Zudem führt man die Aktie in der Gruppe der nachhaltige und attraktive Dividenden zahlenden Gesellschaft auf Rang zwei.
Konkret ist es bei den Ausschüttungen so, dass für 2018 mit einer von 8,00 Euro auf 8,96 Euro je Anteilsschein erhöhten Dividende gerechnet wird. Für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 kalkuliert man dann mit jeweils noch etwas höheren Zahlungen von 9,34 Euro und 9,72 Euro. Für 2018 würde das auf eine Dividendenrendite von 5,03 Prozent hinauslaufen.
Was den Gewinn Aktie von zuletzt 15,16 Euro angeht, sieht die Schätzreihe von 2018 bis 2020 wie folgt aus: 17,92 Euro, 18,68 Euro und 19,43 Euro. Für das übernächste Jahr ergibt sich daraus ein KGV von 9,2. Im Aufwind sieht die DZ Bank im Übrigen auch den Buchwert je Aktie. Denn diesen taxiert man für 2018 auf 159,2 Euro nach zuletzt 148,9 Euro und für 2019 bzw. für 2020 auf 172,80 Euro und 187,20 Euro.
Charttechnik
Der Kurs der Allianz-Aktie bewegt sich auf einem bereits 1997 gültigen Niveau. Aus der Sicht von echten Langfrist-Investoren ist damit eigentlich schon alles gesagt, denn damit hat sich dieser wert disqualifiziiert. Zu Gute zu halten ist dem DAX-Vertreter aber, dass sich die Notiz ausgehend von einem tiefen Niveau in den vergangenen Jahren nach oben arbeiten konnte. Allerdings hat sich zuletzt ein kurzfristiger Abwärtstrend breit gemacht und diese Bewegung scheint noch nicht entgültig abgeschlossen zu sein.
Profil
Die Allianz ist einer der weltweit größten Versicherungskonzerne. In Deutschland ist die Allianz Marktführer. Das Geschäft gliedert sich in drei Kerngeschäftsfelder: Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung sowie Asset Management.
Auf Seite 4: BMW
BMW-Aktie
Unter den nach Berechnungen des DZ Bank Value-Screening-Ansatz interessante Aktien, die gleichzeitig auch mit einer Kaufempfehlung der Genossenschaftsbank ausgestattet sind, ist auch BMW vertreten. Als fairen Wert hat man in diesem Fall 108,00 Euro ermittelt. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, müsste dieser momentan bei 84,75 Euro gehandelte DAX-Vertreter um 27,4 Prozent zulegen.
Der zuständige Analyst Michael Punzet geht davon aus, dass BMW in den kommenden Quartalen von seiner Modelloffensive profitiert. Zudem sieht er weiterhin leichte Wettbewerbsvorteile in Sachen E-Mobilität und Nachhaltigkeit auf Seiten BMW’s. Auf Basis der aktuellen Annahmen impliziere das ROE/COE-Modell (Addition des Substanzwertes (in der Regel der Buchwert) und des Barwertes der künftig erwarteten Residualgewinne) den bereits genannten fairen Wert, wobei dieser im Mai von 105,00 Euro um drei Euro angehoben worden war.
Insgesamt nimmt der Titel unter den Unternehmen mit attraktiven Bewertungskennzahlen und einer DZ Bank-Kaufempfehlung den elften Rang ein. Und bei den Gesellschaften mit einer rein attraktiven Value-Modell basierten Bewertung ist es Platz sechs.
Bei Gewinn je Aktie fehlt es zwar an Dynamik, wie eine Schätzreihe zeigt, die für die Jahre 2018 bis 2020 von folgenden Werten ausgeht: 11,55 Euro, 11,80 Euro und 11,72 Euro. Gegenüber den im Vorjahr verdienten 12,52 Euro wäre das sogar ein Rückgang. Das geschätzte KGV von 7,3, das sich für 2018 errechnet, ist aber trotzdem allem als sehr moderat einzustufen.
Beim freien Cash Flow je Aktie kalkuliert die DZ Bank von 2018 bis 2020 mit 4,10 Euro, 4,53 Euro und mit 6,63 Euro. Die Dividende soll den Prognosen zufolge für 2018 unverändet 4,00 Euro betragen und 2019 sowie 2020 sollen dann 4,10 Euro je Anteilsschein fließen. Für das laufende Geschäftsjahr wäre das gleichbedeutend mit einer Rendite von 4,72 Prozent.
Das Unternehmen selbst hat im Zuge der Berichterstattung über den Verlauf des ersten Quartals die Prognose für das Gesamtjahr betätigt. So rechnet BMW im Bereich Automobile weiterhin mit neuen Bestwerten bei Absatz und Umsatz sowie einer EBIT-Marge im Zielkorridor von acht bis zehn Prozent. Beim Vorsteuerergebnis auf Konzernebene strebt man mindestens das Vorjahresniveau an.
Charttechnik
Die BMW-Aktien hatten von Januar 2009 bis März 2015 eine sehr starke Phase. Denn da kletterte der Kurs der Stämme von 17,61 Euro auf 122,60 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 84,75 Euro heißt das aber auch, dass der Titel derzeit deutlich unter dem Hoch notiert. Unter dem Strich besteht seit Jahren ein Seitwärtstrend, dessen Ende derzeit noch nicht absehbar ist.
Profil
Der Autobauer BMW verfolgt mit seinen Marken BMW, MINI und der englischen Edelschmiede Rolls-Royce eine reine Premium-Markenstrategie. BMW-Motorräder sowie die konzerneigene Finanzdienstleistungssparte runden die Produktpalette ab.
Auf Seite 5: Continental
Continental-Aktie
Das Quartett der mit einer DZ Bank-Kaufempfehlung versehenen Aktien, die laut Value-Screening-Ansatz der Genossenschaftsbank interessant sind, komplettiert Continental. Für diesen DAX-Wert gibt man den fairen Wert mit 270,00 Euro an. Das verspricht bei derzeitgen Kursen von 224,30 Euro im Idealfall Kursgewinne von 20,4 Prozent.
Bei den nach einem Value-Ansatz aktuell interessanten Unternehmen weltweit befindet sich Continental derzeit auf Platz sieben, was ein Rang besser ist als im Vormonat. Unter den Gesellschaften mit attraktiven Qualitätskennzahlen ist man unter den global verfolgten Werten auf Rang 25 eingruppiert. Und bei den Unternehmen mit attraktiver Value-Modell basierter Bewertung ist es Platz sieben.
Die DZ Bank erwartet eine weiter steigende Nachfrage nach Fahrerassistenzsystemen sowie Komponenten für elektrifizierte Antriebe. Hiervon sollte Continental - neben einer stabilen weltweiten Autonachfrage - profitieren. Auf Basis der aktuellen Annahmen impliziere das abgezinste Cash Flow-Modell den erwähnten fairen Wert von 270, Euro, wobei diese Vorgabe im Mai in Reaktion auf Quartalszahlen um zehn Euro gesenkt worden war.
In diesem Zusammenhang sei aber erwähnt, dass Continental selbst, trotz der im ersten Quartal verbuchten Belastungen, keinen nennenswerten Einfluss aus der Entwicklung von Rohstoffpreisen in der Rubber-Group erwartet und den am 18. April revidierten Ausblick bestätigt hat.
Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie gibt die DZ Bank mit 16,18 Euro für 2018 an, nach 14,92 Euro für 2017. 2018 und 2019 sollen dann 17,87 Euro und 19,23 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis bedeutet das ein geschätztes KGV von 11,7. Auch den freien Casah Flow je Aktie sieht man für den genannten Zeitraum mit 12,00 Euro, 13,65 Euro und 16,01 Euro, nach 8,76 Euro im Vorjahr, im Aufwind.
Nachdem es für 2017 keine Dividende gab, sollen die Anleger für 2018 und 2019 außerdem laut Prognose jeweils eine Zahlung von 5,00 Euro je Aktie erhalten. Die Schätzung für 2019 beträgt 5,40 Euro je Anteilsschein.
Charttechnik
Die Aktie von Continental kann von März 2009 bis Januar 2018 einen Anstieg von 11,35 Euro auf 251,30 Euro vorweisen. Das ist eine starke Bilanz und im Januar sah es angesichts eines da noch aufgestellten neuen Rekordhochs so aus, als ob sich diese Aufwärtsbewegung weiter fortsetzen würde. Doch der Schwung ging zuletzt verloren und bei aktuellen Notierungen auf einem bereits im März 2015 erreichten Niveau hat sich unter dem Strich ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht.
Profil
Continental entwickelt und fertigt Komponenten und Module für die Automobilindustrie. Das Unternehmen ist in zwei Sparten - Automotive und Rubber - in fünf Geschäftsfeldern - Chassis & Safety, Powertrain, Interior, Reifen und ContiTech - tätig. Mit einer Beteiligung von 46 Prozent ist die Schaeffler Gruppe als strategischer Investor an der Continental AG beteiligt.