Sein Vertrag bei dem Konzern wäre noch bis August 2024 gelaufen. Als Kronprinz gilt seit längerem der Chef des Kerngeschäfts, Nikolai Setzer. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, der 49-Jährige solle Degenhart ersetzen. Continental wolle mit einem Umbau des Managements strukturelle Änderungen beschleunigen. Der Konzern teilte nur mit, Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle wolle in dem Gremium "kurzfristig über die Nachfolge entscheiden".

Degenhart war 2009 vom Großaktionär Schaeffler nach Hannover entsandt worden; bei dem Familienunternehmen aus Herzogenaurach hatte er zuvor die Autozuliefer-Sparte geführt. Das "Manager Magazin" berichtete vor einer Woche, Reitzle suche bereits nach einem Nachfolger für Degenhart. "Irgendwann geht dem Chef die Puste aus nach so vielen schweren Jahren", zitierte das Magazin einen ungenannten Aufsichtsrat. Continental brauche eine "Rampensau, die entschlossen aufräumt". Setzer war 2019 von der erfolgreichen Reifen-Sparte ins Autozuliefer-Geschäft gewechselt. Der Wirtschaftsingenieur hat sein ganzes Berufsleben bei Conti verbracht.

Der Autozulieferer und Reifenhersteller ist nicht erst in der Coronakrise in schweres Fahrwasser geraten. Der Wandel in der Autoindustrie macht Continental zu schaffen. Die geplante Ausgliederung der Antriebssparte Vitesco, mit der diese an die Börse gebracht werden sollte, wurde auf 2021 verschoben, ein Joint Venture für Autolicht mit Osram scheiterte.

Ende September hatte der Aufsichtsrat den Abbau von weltweit 30.000 Stellen beschlossen - gegen die Stimmen der Arbeitnehmer, die gegen die Pläne protestierten. Damit soll etwa jeder achte Arbeitsplatz bei Conti wegfallen, davon 13.000 in Deutschland. Vor allem die geplante Schließung des Reifenwerks in Aachen sorgte für Unmut in der Öffentlichkeit und in der Politik. Bei Degenharts Vertragsverlängerung vor gut zwei Jahren hatten sich die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat noch für ihn stark gemacht.

Degenhart verwies zum Abschied auf die "große Kraftanstrengung", die ihn der Konzern gekostet habe. Er habe "schwierigste Entscheidungen getroffen und die entscheidenden Weichen gestellt" und hätte den Erfolg des Umbaus gerne noch begleitet. "Aber mit Rücksicht auf die mir gesundheitlich angeratene Zurückhaltung setze ich jetzt andere Prioritäten."

Parallel zu den Spekulationen um die Zukunft von Degenhart war eine weitere Razzia bei Continental im Zuge des Volkswagen-Dieselskandals bekannt geworden. Bereits im Juli waren deshalb mehrere Standorte von Conti durchsucht worden.

rtr