Eigentlich führt Covanta ein beneidenswertes Geschäft. Das Unternehmen kassiert gleich dreimal: Erstens fließt das Geld von Kommunen, weil Covanta für sie den Müll entsorgt. Zweitens erhält der Konzern Geld von Energieversorgern, weil er mit dem Dampf vom Müllverbrennen Strom erzeugt, der ins Netz eingespeist wird. Und drittens kommt Geld von Altmetallhändlern, denen Covanta aus dem Haushaltsmüll sortiertes Metall zum Recyceln verkauft. Der Konzern ist mit 40 Prozent Marktanteil in den USA Marktführer unter den Müllverbrennungskraftwerken. Das Unternehmen verarbeitet in 46 Anlagen 20 Millionen Tonnen Müll pro Jahr und generiert damit zehn Millionen Megawattstunden Strom. "Eine Cashflow- Maschine" nannte das amerikanische Börsenmagazin "Barron’s" das Unternehmen noch vor einem Jahr.

Die Folgen des Frackingbooms

Doch Covantas Aktienkurs geriet zuletzt unter Druck. Der US-Titel gab zwischenzeitlich mehr als zehn Prozent nach. Denn an der Börse grassiert die Angst vor dauerhaft niedrigen Erdgaspreisen. Als Beiprodukt der Erdölfördermethode Fracking kommt massenhaft Erdgas an die Oberfläche. Um den Rohstoff zu nutzen, werden mehr gasgetriebene Kraftwerke gebaut. Dieses zusätzliche Angebot senkte den Strompreis innerhalb eines Jahres um 50 Prozent.

Doch die Börse hat überreagiert. Das Geschäft von Covanta ist viel stabiler, als die Wall Street denkt. Dadurch ergibt sich für Anleger, die an einem Dividendenwert interessiert sind, ein günstiger Einstiegsmoment. Zum Kurs von aktuell rund 22 Dollar bietet Covanta eine jährliche Dividendenrendite von fast fünf Prozent. Die Deponien der Großstädte quellen über, sodass Kommunen Müllverbrennung wieder attraktiver finden. Diese Anlagen gelten traditionell als Dreckschleudern. Doch neue Filtertechnologien wirken: Laut einer Studie der Universität Berkeley produzieren moderne Müllverbrennungskraftwerke mindestens 96 Prozent weniger toxische Dämpfe als noch vor zehn Jahren. Entsprechend werden sie für Kommunen wieder attraktiv.

Selbst die niedrigen Gaspreise untergraben Covantas Ertragslage weniger als angenommen: Das Unternehmen hat lang laufende Verträge mit Versorgern und sichert sich gegen Strompreisschwankungen ab. Der Ergebnisbeitrag aus dem Stromgeschäft - 20 Prozent des Umsatzes - bleibt bislang stabil. Zwar weist Covanta beim Nettoertrag einen Verlust aus. Doch der entsteht rein buchhalterisch durch die aggressive Abschreibung des Wertes ihrer Anlagen zur Steueroptimierung.

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Neue Anlagen in Ontario und Irland

Die Müllabfuhr macht 55 Prozent des Umsatzes aus, weitere 25 Prozent stammen aus der Wiederverwertung von Altmetall. Der Metallpreisverfall um etwa 28 Prozent seit 2014 schlug sich indes gedämpft auf das Ergebnis nieder. Das Ergebnis aus diesem Bereich sank nur um neun Prozent, weil Covanta vor allem Aluminium recycelt, dessen Preis vergleichsweise stabil blieb.

Analysten gehen davon aus, dass der Gewinn in diesem Geschäftsjahr stabil bei 35 US-Cent je Aktie bleibt. Doch für 2016 erwarten sie bereits einen Anstieg um über acht Prozent. Zum einen läuft dann ein neuer, auf 20 Jahre festgelegter Müllabfuhrvertrag mit der Stadt New York an - über jährlich 800 000 Tonnen. Zum anderen geht eine neue Covanta-Müllverbrennungsanlage im kanadischen Ontario ans Netz. In Florida schloss Covanta kürzlich einen Vertrag ab, dort sind täglich 3150 Tonnen Müll zu verbrennen. 2017 soll in Irland eine neue Anlage in Betrieb gehen. Aktuelle Gesetze, die Kommunen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Brennstoffen zwingen, geben dem Konzern Rückenwind für den Bau neuer Anlagen.

Al Kaschalk, Analyst bei der Investmentbank Wedbush, schätzt, dass der freie Cashflow bei Covanta 2016 und 2017 um 20 Prozent zunehmen wird: "Die Aktie hat das Potenzial, auf 26 Dollar je Aktie zu steigen", schätzt er. Wer die Aktie kauft, befindet sich in guter Gesellschaft: Der neue Vorstandschef Stephen Jones kaufte sich Covanta-Aktien im Wert von einer Million Dollar. Ein besseres Zeichen für ein Papier gibt es selten.

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