Für das bislang kleinste Geschäftsfeld CAS, das Lacke, Klebstoffe und Spezialprodukte anbietet, sei der Zukauf eine "absolut ideale Ergänzung", sagte Finanzchef Thomas Toepfer zu Reuters. Covestro habe das DSM-Geschäft, zu dem 1800 Mitarbeiter gehören, schon seit Jahren ins Auge gefasst. Das Segment CAS gewinne mit dem Zukauf deutlich an Bedeutung. Sein Umsatzanteil erhöhe sich auf ein Viertel von noch 19 Prozent im vergangenen Jahr, das Umsatzvolumen steige um mehr als 40 Prozent auf etwa 3,4 Milliarden Euro. Das mit Abstand größte Geschäftsfeld von Covestro bleibt aber das mit Polyurethanen, das 47 Prozent zum Konzernumsatz beisteuert, gefolgt von Polycarbonaten - dort sind die Leverkusener Weltmarktführer - mit einem Anteil von 28 Prozent.
Das Covestro-Management hatte stets betont, sich bei Zukäufen auf das Spezialchemiegeschäft konzentrieren zu wollen, da bei den Kerngeschäftsfeldern Übernahmen aus kartellrechtlichen Gründen kaum möglich seien. Der Geschäftsbereich von DSM hat sich auf wasserbasierte Hybridtechnologien, Pulverharze für Beschichtungen sowie Glasfaserkabelbeschichtungen spezialisiert. Für Toepfer ein Geschäft mit Zukunft: Er hob hervor, dass die Beschichtungen von DSM wasserbasiert und nicht lösungsmittelbasiert und damit deutlich nachhaltiger seien. Toepfer erhofft sich von dem Zukauf zudem dauerhafte Einsparungen, die sich bis 2025 auf jährlich rund 120 Millionen Euro belaufen sollten.
Der Zukauf soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden. Finanzieren will Toepfer die Übernahme zum Teil durch eine Kapitalerhöhung, mit der etwa 450 Millionen Euro erlöst werden sollen. An der Börse kam der Zukauf zunächst nicht gut an: Covestro-Aktien verloren mehr als sieben Prozent und waren schwächster Dax-Wert. Analyst Thorsten Strauß von der NordLB erklärte, die negative Reaktion am Aktienmarkt sei "stark übertrieben". Strategisch mache die Übernahme Sinn und der Preis bewege sich im Durchschnitt ähnlicher Transaktionen in der Chemiebranche.
Für Covestro ist es der erste große Zukauf seit der Abspaltung vom ehemaligen Mutterkonzern Bayer und dem Börsengang im Jahr 2015. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern bei einem Umsatz von rund 12,4 Milliarden Euro ein Ergebnis von rund 1,6 Milliarden. Nach einem Geschäftseinbruch im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise hatte sich Finanzchef Toepfer schon im August wieder zuversichtlich gezeigt und von einer deutlichen Nachfrageerholung gesprochen. Covestro sehe nun eine "solide Verstetigung des Aufwärtstrends". Er blicke daher "sehr zuversichtlich" auf das vierte Quartal, sagte Toepfer.
rtr