Covestro qualifiziert sich aufgrund seiner hohen Marktkapitalisierung und des Orderbuchumsatzes für den Dax, wie die Deutsche Börse am Montagabend mitteilte. "Das war überraschend", sagte ein Händler. Die Aufnahme von Covestro in den Leitindex war eigentlich erst für September erwartet worden. Unabhängig von dem Aufstieg stufte Analyst Patrick Lambert von Raymond James die Papiere am Dienstag auf "Strong Buy" von "Outperform" hoch und erhöhte das Kursziel auf 144 Euro. Lambert begründete diesen Schritt mit den starken Quartalszahlen, die Covestro kürzlich vorgelegt hatte, und dem optimistischen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Schwung erwartet er vor allem im Geschäft mit Polycarbonaten.
Für Bayer hat sich der Ausstieg bei Covestro bezahlt gemacht. Der Leverkusener Konzern verkaufte im vergangenen Jahr Aktien im Wert von 4,7 Milliarden Euro - Geld, das Bayer gut für die 62,5 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto brauchen kann.
Mit dem Zukauf will Bayer das Agrarchemiegeschäft ausbauen, das sich zuletzt deutlich glanzloser entwickelt hatte als Covestro. Die Entscheidung für das Agrargeschäft und gegen den Kunststoffhersteller bereue Bayer nicht, hatte Vorstandschef Werner Baumann vergangene Woche auf der Bilanzpressekonferenz betont. "Wir würden diesen Schritt heute wieder genauso tun." Covestro habe zudem im vergangenen Jahr auch von einer gewissen Sonderkonjunktur profitiert. Der Komplettausstieg ist geplant.
Kapazitätsengpässe bei der Konkurrenz und eine hohe Nachfrage hatten dem Kunststoffhersteller im vergangenen Jahr eine Rekordbilanz beschert. Das ehemals unter dem Namen Bayer MaterialScience bekannte Unternehmen fertigt mit weltweit knapp 16.000 Mitarbeitern chemische Vorprodukte etwa für Isolationsmaterial, Schaumstoff für Matratzen oder Autositze, leichte Bauteile für Fahrzeuge oder lösungsmittelfreie Lacke.
ABSCHIED NACH ZWEI JAHREN
Für ProSiebenSat.1 heißt es dagegen nach fast genau zwei Jahren Abschied nehmen aus dem Dax. Das klassische Fernseh-Werbegeschäft wächst kaum noch, die jungen Zuschauer wandern ins Internet ab. Die neuen Sparten wie Produktion und E-Commerce, mit denen der Medienkonzern die Einbußen wettmachen will, machen zwar inzwischen die Hälfte vom Umsatz aus, werfen aber längst nicht so viel Gewinn ab. Neue Kapitalgeber sollen den beiden Sparten mehr Schlagkraft verleihen. Die ProSieben-Aktie ist binnen elf Monaten um ein Drittel eingebrochen. Am Mittwoch, pünktlich zum Aus im Dax, erschütterte eine kritische Studie das Papier zusätzlich. Vorstandschef Thomas Ebeling, der ProSiebenSat.1 vom "Penny Stock" zum Dax-Konzern gemacht hatte, hatte vor zwei Wochen seinen Abschied genommen.
rtr