Die Bayer-Tochter Covestro hat nach einem Umsatz- und Gewinnsprung die Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. Dank einer weiter robusten Nachfrage und deutlich höheren Preisen verdiente der Kunststoffspezialist im zweiten Quartal deutlich mehr. Der Gewinn unter dem Strich hat sich mit 484 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Umsatz kletterte wegen höherer Preise um 17 Prozent auf fast 3,5 Milliarden Euro, wie der MDAX-Konzern am Dienstag mitteilte. Analysten hatten weniger erwartet. Covestro-Aktien legten im frühen Handel um 1,8 Prozent zu. Vom Rekordhoch im April hatte der Kurs zuletzt um fast 15 Prozent nachgegeben.
Covestro profitierte auch im zweiten Quartal von Produktionsproblemen der Konkurrenz. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei auch dank einer hohen Kapazitätsauslastung um 56,5 Prozent auf 848 Millionen Euro geklettert. Analysten und Händler zeigten sich in ersten Reaktionen positiv überrascht. Goldman Sachs-Experte Stephen Benson sah darin aber nur eine Entwicklung "minderer Qualität", weil wichtige Geschäftsbereiche eher enttäuscht hätten. So konnte Covestro etwa im Geschäft mit Spezialitäten die höheren Rohstoffkosten nicht an die Kunden weitergeben.
PROGNOSE BEKRÄFTIGT
Konzernchef Patrick Thomas zeigte sich aber weiter zuversichtlich. Er bekräftigte die Ende April erhöhten Prognosen. Im laufenden Jahr rechnet er unverändert mit einem Mengenwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Trotz eines leichten Rückgangs im zweiten Quartal erhöhten sich die abgesetzten Mengen im Kerngeschäft im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent. Covestro sprach von einer anhaltend robusten Nachfrage.
Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte im laufenden Jahr deutlich über dem Vorjahreswert von 2,0 Milliarden Euro liegen, bekräftigte Thomas. In einem normalen Umfeld dürfte die Marke von 2 Milliarden Euro bei dieser Kennzahl die Untergrenze sein, sagte Thomas der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX mit Blick auf die getätigten Investitionen. Auch im dritten Quartal sei beim Ebitda ein signifikanter Anstieg im Jahresvergleich zu erwarten.
AUCH MITTELFRISTIG WEITER OPTIMISTISCH
Auch mittelfristig zeigte sich der Manager optimistisch: "Wir wollen weiter auf dem Niveau unserer Abnehmerindustrien wachsen, die stärker wachsen sollten als das globale Bruttoinlandsprodukt." Den Spielraum durch den zu erwartenden freien Mittelzufluss von 5 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren will er für gezielte Zukäufe im Spezialchemiegeschäft verwenden, bekräftigte er jüngst gemachte Aussagen. Entscheidend dabei sei, dass Wert geschaffen werde, betonte der Manager.
In der Branche ist derzeit viel Bewegung: Die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont stehen vor dem Zusammenschluss. Der chinesische Staatskonzern ChemChina hat den Agrarchemiekonzern Syngenta aus der Schweiz bereits geschluckt. Darüber hinaus will Bayer den US-Saatgutspezialisten Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar übernehmen. Die Behörden müssen hier aber noch zustimmen.
BAYER-ABSPALTUNG
Thomas wird - wie bereits bekannt - seinen im September 2018 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Sein Nachfolger wird der Covestro-Vorstand Markus Steilemann. Nach dem abrupten Abgang des Finanzchefs hat Thomas auch dessen Aufgaben vorübergehend übernommen.
Covestro ist seit Herbst 2015 börsennotiert. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hält direkt noch rund 41 Prozent der Covestro-Anteile. Der Kunststoffspezialist mit weltweit 15 600 Mitarbeitern war zuvor als Bayer MaterialScience bekannt. Die Materialien etwa für Hart- und Weichschäume werden in der Auto-, Bau- und in der Elektroindustrie eingesetzt. Bayer selbst legt seine Quartalsbilanz an diesem Donnerstag vor.