Trumps Zölle sorgen für Billionenverluste – doch in Berlin wird klammheimlich der Grundstein für neue Börsenstars gelegt. Der Koalitionsvertrag verspricht Wachstum, Milliarden für Investitionen und satte Steuererleichterungen. Welche deutschen Unternehmen jetzt richtig durchstarten könnten – wir zeigen fünf Geheimtipps mit Turbo-Potenzial.
Was Unsicherheit an den Märkten anrichten kann, haben Anleger in den vergangenen Tagen schmerzhaft erfahren müssen. Das Hin und Her des US-Präsidenten Donald Trump bei der Zollpolitik kostete Investoren dies¬ und jenseits des Atlantik Billionen Euro beziehungsweise Dollar. Und traf vor allem Sparer, die bei ihrer Altersvorsorge auf den Kapitalmarkt gesetzt haben. Umso größer waren die Erwartungen an die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen von CDU/ CSU und SPD zur Bildung einer neuen Bundesregierung in Berlin. Was das Quartett aus den Führungsspitzen der Parteien dann am 9. März präsentierte, ist ein Vertrag, der vieles will, aber wenig Konkretes verspricht. Immerhin steht über allem das Ziel, der Wirtschaft in Deutschland wieder zu Wachstum zu verhelfen.
Ein Kernsatz aus dem Vertrag lautet: „Wir wollen Industrienation und Mittelstandsland bleiben, KI- und Gründernation werden und die Weichen wieder auf Wachstum stellen.“ Breite Wirkung über alle Branchen hinweg dürfte tatsächlich ein „Investitions-Booster“ entwickeln, nach dem Unternehmen Ausrüstungsinvestitionen in diesem und den kommenden zwei Jahren mit 30 Prozent degressiv abschreiben dürfen, ab 2028 soll die Körperschaftsteuer von derzeit 15 Prozent jährlich um einen Prozentpunkt auf zehn Prozent sinken.
Die Begeisterung der Ökonomen über die geplanten Maßnahmen war zwar mäßig, stehen doch viele Ziele trotz des riesigen Sondervermögens, also der zusätzlichen Staatsverschuldung, unter Finanzierungsvorbehalt. Einer künftigen Regierung gestehen sie aber ein Potenzialwachstum zu, also das der Wirtschaft aus sich selbst heraus ohne Förderung, bei 0,4 Prozentpunkten pro Jahr bis zu den nächsten Bundestagswahlen 2029.
5 Gewinner-Aktien der Politikziele
Wir präsentieren hier fünf deutsche Unternehmen, die von den vorgestellten Zielen einer künftigen Union-SPD-Koalition in Berlin besonders profitieren sollten. Ein großer Hebel für steigende Gewinne bei Evonik (WKN EVNK01) ist die Senkung der Energiepreise. Die klimaschonende, aber teure Umstellung auf elektrifizierte Herstellungsprozesse wird sich auch durch die neuen Abschreibungsmöglichkeiten der Investitionen positiv auswirken. Der aus der einstigen Ruhrkohle AG hervorgegangene Chemiekonzern stellt wichtige Ausgangsprodukte für unterschiedlichste Industrien her, zieht damit indirekt Nutzen aus dem Koalitionsprogramm, etwa aus der Förderung der Biotechnologie, weil die Essener auch die Pharmabranche als Kunden haben, sowie dem Sondervermögen für Infrastruktur, weil Evonik diverse Additive für Baustoffe liefert.
Als Zulieferer für andere Industriezweige ist der Motorenhersteller Deutz (WKN 630500) grundsätzlich konjunkturabhängig. Geht es mit Landtechnik oder Baumaschinen bergauf, profitieren die Kölner direkt, weil sie aber ihr Servicegeschäft, das zudem noch margenstärker ist, kontinuierlich ausbauen, wird die Gewinnsituation ohnehin insgesamt stabiler. Aktuell hat sich Deutz mit der Übernahme der niederländischen UMS im Bereich E-Antriebe weiter verstärkt, der jüngst gekaufte Stromgeneratorhersteller Blue Star Power aus den USA sorgt für Präsenz im Energiebereich. Dazu kommt noch viel Kursfantasie durch die Absicht des Konzerns, auch im Geschäft mit Rüstungsgütern verstärkt mitzumischen.
Der Pumpenhersteller KSB (WKN 629200) aus Frankenthal nahe Worms ist mit seiner Produktpalette so aufgestellt, dass er gleich in mehreren Bereichen profitieren dürfte. So werden seine Pumpen und Armaturen zum Beispiel in Müllkraftwerken eingesetzt, was nicht nur Energie spart, sondern auch Abgase reduziert. Mit Lösungen für die Wasserstoffnutzung werden ebenfalls die Investitionsziele Klima und Energie abgedeckt. Schon 2024 hat KSB den Umsatz um 5,2 Prozent auf rund drei Milliarden Euro gesteigert, die Aufträge auch außerhalb Europas legten noch stärker zu. Mit einem KGV unter neun ist die Aktie sehr günstig.
Für die Koalitionsziele Digitalisierung und Bürokratieabbau sind Unternehmen wie Allgeier (WKN A2GS63) zuständig. Die Münchner Softwareholding war schon bei der Einführung des Steuererfassungssystems Elster dabei und macht ohnehin einen großen Teil seiner Umsätze mit Städten und Kommunen. Die hielten sich während der Ampelregierung allerdings bei Neuinvestitionen zunehmend zurück, die Allgeier-Aktie verbilligte sich entsprechend. Die Infrastruktur-Milliarden aus Berlin könnten Allgeier nun auf Jahre hinaus neue Aufträge bescheren.
Ohne die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft wird Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht mithalten können. Die sogenannten Embedded Computer von Kontron (WKN A0X9EJ) helfen, hier voranzukommen. Die Kompaktrechner des Konzerns aus Bayern überwachen, steuern und regeln Geräte aller Art, auch mit Verbindung zum Internet. Das kann die Waschmaschine im Smart Home ebenso sein wie der Industrieroboter am Fließband. Kontron-Technik findet sich zum Beispiel in modernen Stellanlagen der Bahn oder auch in Verteidigungssystemen der Bundeswehr. Dass mit dem Einsatz der Minicomputer auch noch ordentlich Energie eingespart werden kann, ist ein positiver Nebeneffekt.
Stimmt die SPD-Basis dem Vertrag bis zum 29. April zu, ist der Weg frei für die Unterzeichnung des Papiers am nächsten Tag und die Kanzlerwahl am 6. Mai. Danach wird es ernst mit der Umsetzung. Die Wirtschaft steht längst bereit, liefern muss dann die neue Regierung.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier