Zum kräftigen Anstieg trugen zwar Sonderfaktoren wie die Wertsteigerung einer Beteiligung an der Schweizer Börse und ein Immobilienverkauf bei, aber auch im Tagesgeschäft lief es rund. Den größten Beitrag lieferte der Heimmarkt Schweiz. In den knapp fünf Jahren seiner Amtszeit hat sich der Gewinn der zweitgrößten Schweizer Bank damit annähernd verdoppelt.

"Ich bin stolz darauf, was die Credit Suisse während meiner Zeit bei der Bank erreicht hat", erklärte Thiam. "Wir haben die Credit Suisse erfolgreich transformiert, und unsere Ergebnisse für 2019 zeigen, dass wir nachhaltig profitabel sein können." Seine Kollegen könnten auf seine vollste Unterstützung zählen, wenn sie den Ausbau des Geschäfts weiter vorantrieben.

Dass der Abschluss 2019 dennoch zum Schwanengesang des Ivorers wird, hängt mit einer Beschattungsaffäre zusammen. Obwohl Thiam wiederholt bestritt, von der Überwachung zweier ehemaliger Spitzenmanager gewusst zu haben, musste er letztlich die Verantwortung für den größten Skandal in der Schweizer Bankenbranche seit dem Kollaps des Bankgeheimnisses übernehmen und zurücktreten.

Auch wenn ihm Kritiker vorwerfen, zuletzt zu einer Verunsicherung in der Belegschaft beigetragen zu haben; seine Erfolge beim Umbau des Geschäfts sind unbestritten. Aus einem stark vom riskanten Investmentbanking abhängigen Institut machte Thiam einen Dienstleister für vermögende Privatkunden mit deutlich niedrigeren Kosten und einer solideren Bilanz. 2019 sammelte Credit Suisse 79,3 Milliarden Franken an neuem Geld ein und erreichte bei den verwalteten Vermögen mit 1,5 Billionen Franken einen neuen Rekordstand.

Aber auch Thiam gelang nicht alles. So hat sich der Aktienkurs in seiner Amtszeit halbiert, was auch mit zwei milliardenschweren Kapitalerhöhungen zu tun hat. Zudem erwiesen sich seine Zielvorgaben wiederholt als zu ehrgeizig, vor allem was das Ertragswachstum anbelangte. Zuletzt musste er im Dezember angesichts von anhaltenden Mini-Zinsen und der Eintrübung der Konjunktur bei den Gewinnzielen für 2019 und 2020 zurückrudern. Am Donnerstag bestätigte Credit Suisse nun immerhin die Vorgabe für 2020: Selbst bei einem anhaltend schwierigen Marktumfeld soll die Eigenkapitalrendite auf rund zehn Prozent zulegen.

Zur aktuellen Geschäftslage teilte Credit Suisse mit, die Bank habe über alle Divisionen hinweg einen sehr erfreulichen Jahresauftakt verzeichnet und schätze die Aussichten für das Jahr 2020 daher vorsichtig optimistisch ein.

rtr