Die Negativ-Meldungen zur Schweizer Großbank Credit Suisse reißen nicht ab. Nun wurde auch noch die Veröffentlichung des Geschäftsberichts "für eine kurze Zeit" gestoppt. Kommentare der US-Börsenaufsicht SEC seien eingegangen, die erstmal abgeklärt werden sollen – um die Anmerkungen "besser zu verstehen". Die CS-Aktie sackt erneut ab.
Die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse hat die für den heutigen Donnerstag angekündigte Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2022 kurzfristig ausgesetzt. Die US-Wertpapieraufsicht SEC habe sich am späten Mittwoch mit Fragen an die Schweizer Großbank gewandt, wie Credit Suisse mitteilte. Dabei gehe es um offene SEC-Kommentare in Bezug auf die technische Bewertung der zuvor offengelegten Überprüfungen der Cash flow-Ausweise für die Geschäftsjahre 2020 und 2019 sowie die zugehörigen Kontrollen.
Wann der Geschäftsbericht nun genau veröffentlicht wird, teilte die Bank nicht mit. Die Finanzergebnisse für 2022, die am 9. Februar veröffentlicht worden waren, seien von den Nachfragen nicht betroffen. Auch der Termin der für 4. April geplanten Hauptversammlung stehe nicht in Frage, hieß es im Umfeld der Bank.
Schlimmstes Jahr und Vertrauensverlust
Mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnete Credit Suisse 2022 eines der schwächsten Jahre ihres 167-jährigen Bestehens. Vor allem die Kosten für die Sanierung und der Kollaps der Erträge im Investmentbanking lasteten auf dem Ergebnis. Zum Jahresende sorgten zudem die Abflüsse von Kundengeldern für Gegenwind. Im vergangenen Jahr zogen Kunden rund 123 Milliarden Franken verwaltete Vermögen ab. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen erheblichen Vorsteuerverlust.
Vor wenigen Tagen wurde zudem bekannt, dass der langjährige Credit Suisse-Aktionär Harris Associates komplett bei der krisengeplagten Schweizer Bank ausgestiegen ist. Der Financial Times vom Sonntag zufolge hat Harris noch im vergangenen Jahr bis zu zehn Prozent der CS-Aktien besessen.
Ende März hatte auch die Schweizer Finanzmarkt-Aufsicht Finma massive Vorwürfe erhoben. Die Bank habe bei den geplatzten Greensill-Fonds "in schwerer Weise" gegen aufsichtsrechtliche Pflichten verstoßen. Zudem habe das Geldinstitut teilweise "falsche und zu positive" Angaben gemacht.
Aktienkurs total abgeschlagen
Am Finanzmarkt kommen die neuen Nachrichten schlecht an: Am Donnerstag-Vormittag verliert die Credit-Suisse-Aktie mehr als vier Prozent an Wert und nähert sich wieder ihrem Allzeittief, das in der vergangenen Woche bei 2,50 Schweizer Franken (CHF) markiert wurde. Zuletzt schwankt die CS-Aktie bei 2,53 CHF.
Die Analysten sind bezüglich der weiteren Aussichten für die Schweizer zurückhaltend. Die Kursziele der 26 bei Bloomberg gelisteten Finanzhäuser liegen zwischen 2,10 CHF (Kepler Chevreux) und 3,80 CHF (JPMorgan). Zum Kauf von CS-Aktien raten derzeit nur zwei Analysten.
BÖRSE ONLINE rät Anlegern ebenfalls von einem Investment in die taumelnde Großbank ab. Als "Hot Deal" könnte es sich jedoch für Mutige lohnen, auf dem gedrückten Niveau ein paar Stücke einzusammeln und auf ein Ende der Negativ-News zu wetten.
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(Mit Material von dpa-AFX)