So ein Fall ist das Papier der französischen Internetfirma Criteo. Auf der viel beachteten Sohn-Investorenkonferenz im vergangenen November stellte Selvan Masil, Gründer der Investmentfirma Westray Capital Management, den an der Nasdaq gelisteten Wert nach den Kursverlusten als spannende Investmentchance vor: Die Aktie könne sich in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln.

Nun hat sie aber noch einmal mehr als 30 Prozent verloren. Was Masil nämlich nicht wissen konnte: Einige Wochen später brachte Apple sein neues Betriebssystem iOS 11.2.1 heraus. Damit verfügt der Webbrowser Safari über eine Sperre, die es Criteo erschwert, das Surfverhalten zu messen. Das ist nämlich die Spezialität der Franzosen. Wer etwa eine Internetseite eines Fahrradhändlers nach E-Bikes durchsucht, wird feststellen, dass ihm solche Fahrräder als Werbung auf anderen Internetseiten begegnen. Fachleute nennen das "Tracking" des Surfverhaltens. Diese Dienste bietet Criteo an und genießt dabei einen mindestens so guten Ruf wie die Wettbewerber Google und Facebook. Entsprechend hoch waren auch die Wachstumsraten der vergangenen Jahre.

Kurs mehr als halbiert



Doch 2018 wird es zu einem Rückschlag kommen. Weil Safari-Nutzer rund ein Fünftel der Erlöse ausmachen, hat Criteo eine Warnung für Umsatz und Ertrag ausgegeben. Aus diesem Grund hat die Aktie in den vergangenen acht Wochen deutlich verloren. Für mutige Anleger mit einem Anlagehorizont von mehr als einem Jahr sicherlich eine interessante Konstellation.

Criteo ist ein Vorzeigeunternehmen der Branche, dessen Umsatz stetig gewachsen ist und mittlerweile rund 2,3 Milliarden Dollar beträgt. Das Unternehmen hat keine Schulden und trotz der hohen Wachstumsraten einen ordentlichen freien Cashflow. Sicherlich kann es noch einmal kritisch werden, wenn die Ergebnisse der ersten Quartale 2018 niedriger ausfallen. Doch der Löwenanteil dürfte im Kurs abgebildet sein - nicht aber das Potenzial.

Es sieht zum Beispiel danach aus, als ob die Techniker eine Lösung gefunden hätten, um die Nutzer von Safari einzubinden. Das dürfte 2018 eine Stabilisierung bringen und für 2019 ausreichen, um wieder mit dem Markt zu wachsen. Denn immer noch ist der Anteil des Onlinewerbemarkts gemessen an der täglichen Nutzungszeit unterrepräsentiert. Und das Segment, in dem Criteo vertreten ist, hat Zuwachsraten von rund 20 Prozent pro Jahr. Die Chancen stehen also gar nicht schlecht, dass Masils Prognose am Ende doch noch eintrifft, nur vielleicht ein Jahr später als gedacht.