Spätestens seit Ausbruch der Pandemie ist fast jeder, der einen Zugang hat, im Netz. Für Kriminelle birgt der Online-Boom ungeahnte Chancen - und für Firmen bedeutet es noch größere Herausforderungen an die Sicherheit. Gerade für Unternehmen, die Cloud-Dienste nutzen, ist Sicherheitsdenken Pflicht.
Eine Abo-Software der kalifornischen Crowdstrike wird hier immer beliebter. Sie bietet Sicherheit in der Cloud und an den Endpunkten von IT-Netzen, etwa auf Computern, Smartphones, Tablets oder Laptops. Dass die Dienste gefragt sind, lässt sich gut am Aktienkurs der Amerikaner ablesen: Vor einem Jahr debütierte das Papier des Security-Spezialisten an der Wall Street, seitdem hat sich der Börsenwert in etwa verdoppelt.
Ein großer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern ist die hauseigene Analyseplattform. Aufgebaut aus Software-Algorithmen für künstliche Intelligenz (KI), lernt die Plattform ähnlich wie Googles Suchalgorithmus ständig dazu und kann Schädlinge umso zielgenauer identifizieren, je mehr Daten ausgewertet werden. "Pro Woche sind es aktuell drei Billionen Ereignisse, die wir auswerten, mehr als Tweets auf Twitter in einem ganzen Jahr", erklärt Mitgründer und Chef George Kurtz gegenüber €uro am Sonntag.
Schlagartig berühmt
Als Hacker 2016 das Democratic National Committee, die Dachorganisation von Amerikas Demokratischer Partei, ins Visier nahmen, schlug die Stunde von Crowdstrike. Anhand von Spuren und mithilfe der Analyseplattform enttarnte die Firma die Angreifer schnell als Agenten des russischen Geheimdienstes. Dieser Erfolg machte die Firma aus Sunnyvale schlagartig bekannt.
Während Sicherheitssoftware etablierter Anbieter wie Symantec, McAfee oder Trend Micro Hackerangriffe etwa über ungewöhnliche Aktivitäten oder veränderte Dateinamen erkennt, enttarnt Crowdstrike Angriffe anhand gewisser Parameter, die Eindringlinge in Netzwerken verändern. Sie werden mit Mustern verglichen, die in Crowdstrikes Cloud gespeichert sind.
Dieses Archiv ist überall und jederzeit verfügbar und wird laufend ergänzt. "Wenn der Angriff abgewehrt und ausgewertet wurde, sind auch alle anderen Kunden in unserem Portfolio sofort geschützt", so Kurtz.
Vor der Gründung im Jahr 2011 war Kurtz Technologiechef beim größeren Rivalen McAfee. Für Kurtz und Mitgründer Dmitri Alperovitsch, bei McAfee für die Analyse von Hackerangriffen verantwortlich, war die herkömmliche Technologie schon damals viel zu langsam.
Es dauerte, das Cloud-Modell zu entwickeln, doch der Aufwand soll sich laut Kurtz auszahlen. "Der Aufbau der Plattform bei Crowdstrike war aufwendig und schwierig. Mit unserem Ansatz können wir in unserem Markt aber ähnlich Großes erreichen wie Cloud-Pionier Salesforce bei Programmen zur Verwaltung der Kundenbeziehungen", sagt er. Salesforce ist bei CRM-Software die unangefochtene Nummer 1 und hält hier Riesen wie SAP auf Distanz.
Mit der wachsenden Menge ausgewerteter Hackerangriffe erweitert Crowdstrike seine Produktpalette über ebenfalls abonnierbare Module. Damit können Netzwerke automatisiert werden. Updates werden dann in Notfällen überall gleichzeitig ausgeführt oder Konfigurationen im Netzwerk, etwa beim Umzug ins Homeoffice, automatisch angepasst.
Aktuell hat Crowdstrike elf Module im Angebot. Die Hälfte der Kunden hat mindestens vier abonniert. Besonders gefragt ist Falcon Insight, das Modul zur Abwehr von Angreifern, oder Falcon Overwatch, die organisierte Jagd auf Eindringlinge.
"Die für uns relevanten Segmente decken 32 Milliarden Dollar Marktvolumen ab", sagt Kurtz. Bei Symantec ist der Markt demnach bloß sieben bis acht Milliarden Dollar groß. Im Segment Antivirus-Software für Firmen hat Crowdstrike nach eigenen Angaben den Marktanteil verdoppelt und ist auf Platz 4 vorgerückt. In der Statistik der Marktforscher von IDC dürften die Kalifornier damit an Symantecs Firmenkundensparte mit zuletzt gut sieben Prozent Anteil vorbeigezogen sein.
Das Selbstbewusstsein ist groß, die Erwartungen des Marktes ebenfalls: Im laufenden Geschäftsjahr rechnen Analysten im Schnitt mit 60 Prozent Wachstum auf dann 770 Millionen Dollar Umsatz.
Highflyer: Der Kurs steigt wie an der Schnur gezogen. Auch 2021 werden noch Verluste erwartet. Nur für spekulative Anleger.
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