Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg macht keinen Hehl daraus, dass die Dichte der Livekonzerte abnimmt. Doch er hat sein Unternehmen derart breit aufgestellt, dass der WM-Effekt kompensiert werden kann. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir 2018 erneut ein Rekordjahr schaffen", erklärt Schulenberg im Interview mit BÖRSE ONLINE (siehe Seite 3).
Der Start ist geglückt: Im ersten Quartal verbuchte CTS Eventim ein Umsatzwachstum um knapp ein Drittel. In der Veranstaltungssparte dehnte sich das Geschäft sogar um mehr als die Hälfte aus. Derweil profitierte das Ticketingsegment einmal mehr vom besonders profitablen Onlinehandel. Ein Paradebeispiel für das einzigartige Geschäftsmodell des Konzerns liefert Ed Sheeran: Nachdem CTS Eventim längst die begehrten Karten für den britischen Top Act verkauft hat, organisiert die Tochter FKP Skorpio seine anstehenden Konzerte in Deutschland und weiteren europäischen Städten.
Mit der Übernahme von Konzertveranstaltern in Spanien und Italien hat Schulenberg die internationale Expansion zuletzt forciert. Als ein weiteres Wachstumsfeld bezeichnet er den immensen Datenschatz des Unternehmens. Pro Jahr verzeichnen die CTS-Webshops rund eine Milliarde Besucher. Die systematische Auswertung der Nutzerprofile soll für zusätzlichen Umsatz sorgen. "Langfristig wollen wir unseren Kunden ein umfassendes Angebot für die Freizeitgestaltung bieten", erklärt der Vorstandschef.
Auf Seite 2: Ungebrochener Offensivdrang
Ungebrochener Offensivdrang
An der Börse kommt die Strategie des Vollblutunternehmers gut an. Gerade hat die CTS-Aktie ein neues Allzeithoch markiert. Damit läuft der MDAX-Titel dem breiten Markt weiterhin auf und davon. Angesichts des ungebrochenen Wachstums kommt die Outperformance nicht von ungefähr. Analysten rechnen sowohl für 2018 als auch fürs kommende Jahr mit einer prozentual zweistelligen Gewinnsteigerung. Fazit: Der Offensivdrang von CTS Eventim dürfte noch weit über die Fußball-WM hinaus anhalten.
Auf Seite 3: Interviwe mit Klaus-Peter Schulenberg
Interview: "Können den WM-Effekt vollständig kompensieren"
Börse Online: CTS Eventim ist stark in das Jahr gestartet. Wird die Fußballweltmeisterschaft das Wachstum ausbremsen?
Klaus-Peter Schulenberg: Natürlich hat die WM einen Einfluss auf das Geschäft, da die Veranstaltungsdichte während des Turniers abnimmt. Allerdings ist CTS Eventim heute viel breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren. Zum Beispiel sind wir mittlerweile in 23 Ländern vertreten. Dadurch können wir den WM-Effekt vollständig kompensieren. Ich bin sehr optimistisch, dass wir 2018 erneut ein Rekordjahr schaffen.
Was Übernahmen anbelangt, haben Sie zuletzt vor allem im Live-Entertainment-Segment zugeschlagen. Welche Strategie verbirgt sich dahinter?
Das Veranstaltungsgeschäft wird globaler. Daher ist es für uns wichtig, den Künstlern europaweite Tourneen anbieten zu können. Genau diesem Zweck dienen die jüngsten Übernahmen in Spanien und Italien.
Zum Ticketing: Seit einiger Zeit arbeitet in Ihrem Unternehmen ein eigener Fachbereich daran, den riesigen CTS-Kundenstamm noch effektiver zu nutzen. Macht sich die Initiative bezahlt?
Die Erkenntnisse aus Big Data zu nutzen, ist für uns ein strategisches Wachstumsfeld.Unser Datenschatz ist besonders wertvoll, da unsere Webshops hohe Außenumsätze generieren. In Deutschland gehören wir in dieser Beziehung zu den Top 3 - hinter Amazon und Otto, aber noch vor Zalando. Darüber hinaus beschäftigt uns die Frage, welche zusätzlichen Produkte wir unseren Nutzern anbieten könnten. Im zweiten Halbjahr werden wir hier mit neuen Angeboten auf den Markt kommen.
Können Sie die Pläne konkretisieren?
Die Marke Eventim ist stark mit dem Thema Freizeit verbunden. Da liegt es auf der Hand, dass wir den Nutzern beim Ticketkauf beispielsweise auch die Buchung eines Hotels anbieten. Heute verschaffen wir unseren Kunden Zugang zu Events, die zwei, drei, manchmal vier Stunden dauern. Langfristig wollen wir ihnen ein umfassendes Angebot für die Freizeitgestaltung bieten.
Trotz der Investitionen und Übernahmen wachsen Ihre Barreserven weiter. Wäre es da nicht mal wieder an der Zeit für eine Sonderausschüttung?
Unsere Dividendenpolitik ist klar definiert: Wir kehren Jahr für Jahr die Hälfte des Netto-gewinns aus. Eine Sonderausschüttung, wie sie für 2016 geleistet wurde, ist momentan nicht geplant. Vielmehr möchten wir die Cashposition nutzen, um das Wachstum weiter zu forcieren. Gleichzeitig sichert sie die finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens.