Eigentlich sind Musikstars wie Ed Sheeran, Rammstein oder Herbert Grönemeyer das Metier von CTS Eventim. Als Konzertveranstalter und Ticketvermarkter schreibt das Unternehmen seit der Jahrtausendwende eine große Wachstumsstory. Doch nun muss sich das SDAX-Mitglied mit Andreas Scheuer auseinandersetzen. Nach dem Ende der Pkw-Maut steuert CTS Eventim auf einen handfesten Streit mit dem vom CSU-Politiker geführten Bundesverkehrsministerium zu.

In einem Konsortium mit dem österreichischen Mautbetreiber Kapsch hatte CTS Eventim den Zuschlag für die Umsetzung der Autobahngebühr bekommen. Doch nachdem der Europäische Gerichtshof das Vorhaben auf die Klage Österreichs hin gekippt hat, schickte Scheuer den Partnern die Kündigung. Seither ist sowohl auf der politischen Bühne als auch an der Börse das Rätselraten groß, ob der Minister das Prestigeobjekt seiner CSU auf diese Weise ohne große finanzielle Folgen für den Steuerzahler beenden kann.

CTS Eventim pocht auf die vertraglichen Bestimmungen zum Schutz vor Vermögensschäden. "Dies gilt auch für den Fall, dass die Infrastrukturabgabe nicht eingeführt werden sollte", betont das Unternehmen. Meldungen, wonach das deutsch-österreichische Joint Venture eine Ausgleichszahlung von 300 Millionen Euro fordert, dementiert CTS Eventim. "Wir befinden uns in Gesprächen mit dem Bund", erklärt Christian Steinhof, Leiter der Unternehmenskommunikation, gegenüber BÖRSE ONLINE. Zahlen seien dabei nicht genannt worden.

Zurück in der Wachstumsspur


Fest steht: Mit Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg trifft der Verkehrsminister auf einen für seinen geschickten und harten Verhandlungsstil bekannten Voll­blutunternehmer. Es ist schwer vorstellbar, dass der CTS-Gründer das Mautprojekt ohne eine wasserdichte finanzielle Absicherung eingegangen wäre.

Dennoch dürfte Schulenberg ärgern, dass er noch vor Kurzem die Prognose für 2019 wegen der Maut moderat nach oben angepasst hat. Nun muss sich zeigen, ob CTS Eventim Umsatz und Ergebnis wie geplant prozentual zweistellig erhöhen kann. Neben den Verhandlungen in Berlin spielt das operative Geschäft eine zen­trale Rolle. Vor allem wegen einer hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr ist das Unternehmen in den ersten drei Monaten nur moderat gewachsen. Laut Schulenberg hat der Konzern im zweiten Quartal die Schlagzahl wieder erhöht.

Auch wenn der Mautstreit CTS Eventim noch einige Zeit beschäftigen dürfte: Einen größeren finanziellen Schaden erwarten wir nicht. Lediglich der Vorstoß in ein neues Geschäftsfeld ist zunächst gescheitert. Diesbezüglich bieten sich dem Konzern mit seinem riesigen Kundenstamm und einer immensen Erfahrung im E-Commerce-Bereich nach wie vor viele Möglichkeiten - ganz zu schweigen von der ungebrochenen Begeisterung für Live-Unterhaltung, dem eigentlichen Metier von CTS Eventim.