von Martin Blümel

Nach wie vor ist das nichts für Nervenschwache. Beim DAX geht es weiter hektisch hin und her. Etwa am Dienstag: Zum Handelsstart rauf auf fast 11 930 Punkte, so hoch wie zuletzt Ende April. Dann runter auf 11 680 Punkte. 250 Punkte Handelsspanne innerhalb von nur 30 Minuten. Das strengt an. Dabei schien sich das in den Tagen davor zu ändern. Man hatte den Eindruck, dass wieder mehr Ruhe einkehrt an den Märkten. Denkste, trügerisch das Ganze.

Anscheinend war es wohl so, dass sich vor dem verlängerten Pfingstwochenende keiner so recht aus der Deckung wagen wollte. Die Umsätze vor den Feiertagen waren mickrig. An der Wall Street etwa wurde so wenig gehandelt wie zuletzt am ersten Handelstag des Jahres. Der Effekt: Die US-Indizes und der DAX bewegten sich in den zurückliegenden Tagen unterm Strich kaum von der Stelle. Der DAX pendelte zwischen 11 750 und 11 890 Punkten. Dann der fulminante Dienstag. Schluss mit Pendelei, zurück zur Hektik.

Auf Seite 2: Pattsituation an der Börse





Es ist ja auch schwierig. Man könnte von einer Pattsituation an der Börse reden. Und von einer Pattsituation, was die weitere Entwicklung der Wirtschaft angeht. Beispiel USA: Die Konjunktur hat zuletzt an Schwung verloren, allerdings geht man davon aus, dass sich die Dinge in der zweiten Jahreshälfte zum Besseren wenden. Was also tun als Börsianer, bevor es für den angekündigten Aufschwung tatsächlich Beweise gibt?

Dann ist da das Problem mit dem Zins. Die US-Notenbank kann aktuell nicht stützend eingreifen, weil man ja so langsam weg will vom ultralockeren Niedrigzinsmodell. Zurück zur Normalität lautet da die Devise. Das ist ein echtes Dilemma. In einer Rede am vergangenen Freitagabend erklärte Janet Yellen, die Vorsitzende der US-Notenbank, denn auch, dass eine Zinserhöhung in der zweiten Jahreshälfte durchaus vorstellbar sei. "Wenn sich die Wirtschaft weiter so erholt, wie ich es erwarte, wird es angemessen sein, im weiteren Jahresverlauf eine erste Zinserhöhung vorzunehmen und die Normalisierung der Geldpolitik zu beginnen", so die Notenbankchefin. Bedingung: weitere Besserung am Arbeitsmarkt und eine Inflationsrate, die sich mittelfristig in Richtung des Ziels von zwei Prozent bewegt.

Eigentlich eine klare Ansage. Für viele scheint es jedoch vielmehr ein Hinweis zu sein, dass man im Moment vielleicht besser untätig bleibt an der Börse. Noch einmal das Beispiel USA: 50 Prozent der Privatanleger sind "neutral" eingestellt, was die künftige Börsenentwicklung angeht. Das ist ein ungewöhnlich hoher Anteil. Normalerweise tendieren die Anleger deutlicher Richtung "Bullenmarkt" oder Richtung "Bärenmarkt". Aktuell wollen aber nur jeweils 25 Prozent der US-Anleger Farbe bekennen: 25 Prozent für aufwärts, 25 Prozent für abwärts. So eine Art Pattsituation also auch, was die Stimmung der Börsianer angeht.

Auf Seite 3: Da braut sich was zusammen





Irgendwann wird jedoch Schluss sein mit dieser Unentschlossenheit. Man kann schon jetzt sagen: Da braut sich was zusammen. Demnächst dürfte es mit Schmackes nach oben gehen - oder mit Schmackes nach unten. Verflixte Pattsituation.

Vielleicht ein Knackpunkt: Griechenlands Frist für die Zahlung an den Internationalen Währungsfonds rückt näher - am 5. Juni ist es so weit. ESM-Chef Klaus Regling warnt schon einmal vor den Folgen einer Staatspleite: "Die finanzielle Situation Griechenlands ist prekär. Eine nicht gezahlte Rate hätte gravierende Auswirkungen." Auch hier also Unsicherheit. Verflixte Pattsituation.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com