In Daimlers Pkw-Sparte Mercedes-Benz brach der operative Gewinn im dritten Quartal um mehr als ein Drittel ein. Auch Altlasten aus dem Kältemittel-Streit schlugen ins Kontor. Zudem gibt es in der Lieferwagen-Sparte Probleme wegen der Umstellung auf die schärferen Abgasmessregeln WLTP. In der Bussparte ging die Nachfrage zurück.
Die vielen Widrigkeiten veranlassten Daimler zu einer "Neueinschätzung der Ergebniserwartungen" - und zur zweiten Gewinnwarnung innerhalb von vier Monaten. Die Börse reagierte entsprechend schockiert: Die Aktie des Dax-Konzerns stürzte vorübergehend um mehr als fünf Prozent auf ein 5-Jahres-Tief ab und riss auch andere Autowerte mit sich.
Wie Daimler weiter mitteilte, lagen die vorläufigen Ergebnisse für das dritte Quartal "nun auch deutlich unter den Markterwartungen". Das Ebit schrumpfte auf 2,488 Milliarden Euro, nach 3,409 Milliarden vor Jahresfrist - dies entspricht einem Minus von 27 Prozent. Damit ging der Konzerngewinn das dritte Quartal in Folge zurück.
Für den scheidenden Daimler-Chef Dieter Zetsche ist damit ein Abschied mit glänzenden Zahlen in weitere Ferne gerückt. Der langjährige Vorstandsvorsitzende übergibt den Stab zum Ende der Hauptversammlung 2019 an den bisherigen Entwicklungschef Ola Källenius. Als letzten großen Akt hatte Zetsche im Juli die Umorganisation von Daimler auf den Weg gebracht. Der Traditionskonzern soll in drei rechtlich selbstständige Einheiten unter dem Dach einer Holding aufgeteilt werden: Mercedes-Benz (Pkw und Vans), Truck (Lkw und Bus) und Mobility (Finanz- und Mobilitätsdienste).
Im dritten Quartal waren Pkw und Vans die größten Sorgenkinder. Die Sparte Mercedes-Benz Cars verbuchte einen Gewinnrückgang auf rund 1,37 Milliarden Euro, was einem Minus von 35 Prozent entspricht. Das Lieferwagen-Segment fuhr gar in die roten Zahlen: Der Verlust belief sich auf 93 Millionen Euro, nach einem operativen Gewinn von 214 Millionen Euro vor Jahresfrist.
"Das Meiste sieht erstmal nach hausgemachten Gründen aus", sagte ein Börsianer. Unter anderem habe Daimler mit dem Diesel-Abgasskandal, Auslieferungsproblemen bei Lieferwagen und einer schwächeren Nachfrage bei Bussen zu kämpfen. Arndt Ellinghorst und George Galliers vom Analysehaus EvercoreISI schrieben, zu der Gewinnwarnung hätten vor allem Einmaleffekte rund um den Dieselskandal und den Kältemittel-Streit geführt.
Daimler hatte bereits im Juni das Ergebnisziel für 2018 kassiert und damals als erster Dax-Konzern den globalen Handelsstreit als Grund angeführt. Zudem verwiesen die Schwaben auf die Kosten für den Rückruf von Dieselfahrzeugen. Insgesamt muss der Autobauer rund 774.000 Wagen wegen überhöhter Stickoxid-Emissionen in die Werkstätten beordern - ein Großteil davon war aber schon bei der 2017 angekündigten freiwilligen Rückrufaktion eingeplant. Im Sommer hieß es, die Auswirkungen auf die Rückstellungen für Rechtskosten seien noch nicht absehbar. Das Kraftfahrt-Bundesamt wirft Daimler vor, die Abgasreinigung durch eine unzulässige Abschalteinrichtung gedrosselt zu haben. Der Autokonzern will dagegen rechtlich vorgehen. In den USA laufen die Ermittlungen zu Abgasmanipulation noch, ein Bußgeld ist auch hier nicht ausgeschlossen.
Angesichts der vielen Widrigkeiten in der Autobranche kommt Daimlers Konkurrenz auch nicht ungeschoren davon: BMW schraubte im September die Gewinnprognose für 2018 nach unten, vor allem wegen heftiger Rabattschlachten rund um die WLTP-Umstellung. Audi kündigte zu Beginn dieser Woche an, die Jahresziele deutlich zu unterschreiten. Die Ingolstädter hatten zuvor eine Geldbuße in Höhe von 800 Millionen Euro rund um den Dieselskandal akzeptiert.
rtr