In der Pole-Position für die Nachfolge des dann 66-Jährigen sehen viele zurzeit das mit 45 Jahren jüngste Vorstandsmitglied, den Schweden Ola Källenius. "Das Szenario ist klar", heißt es in Unternehmenskreisen. "Zetsche verlängert - und dann steht einer bereit, dem man es zutraut, der aber noch zu jung ist."
In der deutschen Autoindustrie sorgt der Generationswechsel bei den Konzernlenkern für Gesprächsstoff: VW-Chef Martin Winterkorn hatte im vergangenen Jahr angedeutet, dass er nach dem Ende seines Vertrages 2016 mit dann 69 Jahren die Führung abgeben will. Einen klaren Favoriten gibt es für die Nachfolge nicht. BMW überraschte im Dezember mit der Entscheidung, dass Norbert Reithofer (58) den Vorstandsvorsitz vorzeitig im Mai an den 49-jährigen Produktionschef Harald Krüger übergibt. Kurz darauf gab Daimler mit der Berufung von Vertriebschef Källenius in den Vorstand ein Signal - denn einer der mutmaßlichen Kronprinzen verbesserte damit klar seine Position.
Zetsche hat dem Konzern mit seinen rund 280.000 Mitarbeitern ein ehrgeiziges Wachstumsziel für 2020 verordnet: Bis dahin will Daimler den vor zehn Jahren verlorenen Thron des größten und profitabelsten Premiumautobauer der Welt von BMW zurückerobern. Auf dem Weg dorthin hat der Mann mit dem markanten Schnauzbart Erfolge vorzuweisen: Der Absatz stieg mit zwölf Prozent 2014 schneller als bei den Rivalen BMW und der Volkswagen-Tochter Audi, sodass sich der Rückstand auf sie verringerte. Die operative Rendite blieb mit acht Prozent vom Umsatz noch anderthalb Prozentpunkte hinter dem Niveau der anderen zurück.
Der Konzern steht gut da und kann Milliarden in die Techniktrends zum automatisierten, vernetzten und emissionsärmeren Fahren stecken. Das Verhältnis zu den Arbeitnehmern im Aufsichtsrat, die vor zwei Jahren einen neuen Vertrag mit Zetsche wegen Krach über Sparprogramme verhindern wollten, hat der Daimler-Chef verbessert. An seinem Willen weiterzumachen gebe es keinen Zweifel, sagte ein Unternehmenskenner. "Er will das Ziel, das er vorgegeben hat für 2020, erreichen - denn als Elektrotechniker will er eine Maschine schaffen, die läuft."
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CAR-GUY AUS SCHWEDEN
Als ideal für den Wechsel von Firmenlenkern gilt das Alter um die 50 Jahre - ein neuer Vorstandsvorsitzender hat dann noch mindestens zwei Mal fünf Jahre Zeit, einem Unternehmen seinen Stempel aufzudrücken. "Wir würden es begrüßen, wenn ein neuer Vorstandschef Daimler wiederum für eine ganze Dekade prägen könnte", erklärte etwa Ingo Speich, Portfoliomanager bei der an Daimler beteiligten Fondsgesellschaft Union Investment.
Für die Daimler-Vorstände Wolfgang Bernhard, Bodo Uebber, Hubertus Troska und Wilfried Porth, alle Mitte 50, wird das Alter durch Zetsches Verlängerung ein Minuspunkt, sollten sie den Vorstandsvorsitz anstreben. Der frühere Daimler- und jetzige VW-Nutzfahrzeug-Manager Andreas Renschler hatte das bei seinem Weggang aus Stuttgart Anfang 2014 offen ausgesprochen. Deshalb richteten sich die Blicke auf die jüngere Riege der Top-Manager, die Daimler im vergangenen Jahr zu Bereichsvorständen machte - neben Källenius noch Produktionschef Markus Schäfer und Einkaufsmanager Klaus Zehender.
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Der Schwede Källenius hat bei Mercedes eine Bilderbuchkarriere hingelegt: Mit 24 Jahren in der Internationalen Nachwuchsgruppe eingestiegen, verantwortete er Entwicklung und Produktion von Formel-1-Motoren, leitete das US-Pkw-Werk Tuscaloosa und sorgte von 2010 bis 2013 für zweistelligen Absatzzuwachs bei der Veredelungstochter Mercedes-AMG.
Källenius sei ein begabter Verkäufer und Menschenfänger, könne zugleich aber seine Ziele hartnäckig durchsetzen, erklärte ein Insider: "Ola hat keine Feinde, der nimmt die Leute in den Arm." Sein einziger Makel: In Stockholm und St. Gallen hat er Internationales Management sowie Finanz- und Rechnungswesen studiert - er ist also kein Ingenieur. Den Ritterschlag vom Chef erhielt er 2013 beim Aufstieg zum Mercedes-Benz-Vertriebschef trotzdem. Kallänius sei "ein echter Car-Guy", erklärte Zetsche damals. rtr