Die schwächere Autokonjunktur weltweit, aber auch interne Probleme in der Produktion ließen den Pkw-Absatz in der Hauptsparte Mercedes-Benz absacken. Auch steigende Investitionen drückten das Ergebnis. Daimler bekräftigte zwar das Ziel, Umsatz und Ergebnis im Gesamtjahr leicht zu steigern. "Das Erreichen der Ziele für 2019 ist nach dem ersten Quartal nicht einfacher geworden", räumte Zetsche ein.
Große Kraftanstrengungen und gezielter Mitteleinsatz seien jetzt notwendig, gab der 65-jährige Vorstandschef seinem Nachfolger Ola Källenius (49) mit auf den Weg. Der Schwede übernimmt die Führung des Autobauers nach der Hauptversammlung am 22. Mai. Das Unternehmen müsse besser arbeiten, die Kosten müssten sinken, mahnte Zetsche. "Denn angesichts der großen Veränderungen in der Automobilbranche und bei der individuellen Mobilität führt an kurzfristigen Sparmaßnahmen und langfristigen Weichenstellungen kein Weg vorbei."
Unter dem Druck von Klimaschutz und Digitalisierung erfindet sich die gesamte Autoindustrie derzeit neu. Die damit verbundenen enormen Kosten zwingen auch Volkswagen und BMW zu Einsparungen. Daimler will einen Sparplan erst nach dem Wechsel an der Konzernspitze auflegen. Zu einem Bericht des "Manager Magazins", bis 2021 sollten acht Milliarden Euro zusätzlich gespart werden, damit die Rendite nicht weiter sinkt, wollte sich der ebenfalls ausscheidende Finanzchef Bodo Uebber nicht konkret äußern. Im gesamten Konzern werde an einer Analyse der Kosten und Prozesse gearbeitet, um Maßnahmen zu ergreifen, sagte Uebber.
An der Börse machte sich die Sorge breit, dass Daimler den versprochenen Gewinnanstieg in diesem Jahr nicht schafft. So erklärte Frank Schwope, Autoanalyst bei der NordLB, er wäre von einer Gewinnwarnung in den kommenden Quartalen nicht überrascht. "Dem im Mai beginnenden neuen CEO Ola Källenius stehen einige Aufräumarbeiten bevor." Die Aktie sank zeitweise um ein Prozent, drehte später aber wieder ins Plus, denn nach dem Absatzrückgang im Pkw-Geschäft war der Markt schon auf schlechte Zahlen eingestellt.
CHINA SCHWÄCHELT, ANLAUFPROBLEME IN AMERIKA
Im größten Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als ein Drittel auf 1,3 Milliarden Euro ein. Die Rendite sackte fast um drei Prozentpunkte auf sechs Prozent ab. Im ersten Vierteljahr lieferte die Marke mit dem Stern mit 555.300 Fahrzeugen sieben Prozent weniger aus. Sogar am wichtigsten Markt China, jahrelang mit zweistelligem Anstieg der Wachstumsmotor, verkaufte Daimler drei Prozent weniger an die Händler. Der Absatz von den Händlern an die Endkunden lag noch im Plus, aber nur mit 2,6 Prozent. Der weltweit größte Automarkt ist seit Mitte 2018 im Rückwärtsgang. Die deutschen Autobauer hoffen auf eine Wende im zweiten Halbjahr.
Mercedes-Benz kann derzeit aber auch wegen Engpässen in der Produktion die Kunden nicht so schnell bedienen wie sonst. Es klemmt vor allem in den USA, wo das wichtige SUV-Modell GLE für den Weltmarkt gebaut wird. Auch das neue Werk in Mexiko - dort soll die neue A-Klasse-Limousine vom Band laufen - hat Startschwierigkeiten, wie Uebber erklärte. Arndt Ellinghorst, Analyst vom Investmentberater Evercore ISI, kritisierte dafür das Management unter Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer: "Das sind sicher keine externen Faktoren außerhalb der Kontrolle des Managements."
Auch die anderen Sparten haben zu kämpfen. Daimler Trucks konnte den Umsatz zwar steigern, verdiente operativ aber trotzdem weniger wegen gestiegener Kosten in der Produktion und steigenden Ausgaben für die Entwicklung neuer Fahrzeuge wie elektrisch und selbst fahrende Lastwagen. Die Van-Sparte machte trotz Absatz- und Umsatzzuwachs sogar Verlust, hier belasteten unter anderem die Kosten für Dieselrückrufe auf Grund zu hoher Abgaswerte. Auch das Busgeschäft schrieb rote Zahlen. Angesichts der angespannten Lage werde Daimler künftig mit "Augenmaß" investieren und bei Neueinstellungen eher vorsichtig bleiben, sagte Uebber.
rtr