Mit der diesjährigen Zwischenbilanz können sowohl die Anleger an den europäischen Börsen insgesamt als auch ganz speziell am deutschen Aktienmarkt zufrieden sein. Schließlich ist es dem Stoxx Europe 600 Performance-Index als auch dem Dax gelungen, auf neue Rekorde vorzurücken.
Geht es nach den Analysten der UBS, stehen die Chancen auf weitere Avancen nicht schlecht. Denn das volkswirtschaftliche Umfeld präsentiere sich solide und das gelte auch für die Unternehmensergebnisse. Insgesamt hält die Schweizer Großbank in diesem Jahr im Schnitt ein Gewinnplus von acht Prozent für möglich.
Der Verlauf der Berichtssaison zum ersten Quartal stärke diese Zuversicht. Schließlich seien die Ergebnisse so gut ausgefallen wie seit sieben Jahre nicht mehr. Zudem seien die Ergebnisse sechs Monate in Folge angehoben worden und selbst die Schätzungen für die Gewinne auf Sicht der nächsten zwölf Monate seien zuletzt erstmals seit längerem wieder angehoben worden.
Es gebe zwar weiter politische Risiken und es bestehe auch die Gefahr fallender Rohstoffpreise, was für europäische Aktien in der Vergangenheit tendenziell negativ gewesen sei. Gleichzeitig bestehe aber auch die Chance auf weitere positive Überraschungen, etwa in der Form einer expansiveren Fiskalpolitik, einer wieder steigenden Verschuldungsbereitschaft der Unternehmen und die damit verbundenen Ergebniswirkungen, eine Neubewertung von Aktien gegenüber Anleihen und eine Rückkehr von Anlegern aus den USA
In einem Favoriten-Portfolio der UBS sind 32 europäische Aktien enthalten, die aus Sicht der Schweizer Großbank besonders interessant sind. Darin befinden sich auch sieben Titel aus Deutschland. Nur vier davon verfügen anders als die ebenfalls enthaltenen Anteilsscheine von Allianz, Bayer und Deutsche Telekom aber noch über ein nennenswertes Kurspotenzial im prozentual zweistelligen Prozentbereich. Diese Werte stellen wir auf den nächsten Seiten etwas näher vor.
Auf Seite 2: BASF
BASF-Aktie
Der erste deutsche Mitfavorit der UBS mit einem nennenswerten Kurspotenzial ist BASF. Dem DAX-Vertreter trauen die Schweizer einen Anstieg bis auf 99,00 Euro zu. Das ist eine Vorgabe, die sich um rund 15 Prozent über den Notierungen beim Schreiben dieses Artikels bewegt.
Die Aktie notiert in diesem Jahr allerdings im Minus und das, obwohl die Geschäfte des Chemiekonzerns laut Konzernchef Kurt Bock in den ersten vier Monaten positiv gelaufen sind. So sprach er auf der Hauptversammlung in Mai von deutlich gestiegenen Umsätzen und Gewinnen. Vor allem in Asien sei ein kräftiges Wachstum zu verzeichnen gewesen und auch das Öl- und Gasgeschäft habe sich weiter erholt.
Positiv ist zu sehen ist außerdem die vom Branchenverband der chemisch-pharmazeutische Industrie Deutschlands ebenfalls im Vormonat gemachte Aussage, wonach nach einem unerwartet guten ersten Quartal sich Produktion und Umsatz im gesamten Jahr 2017 besser als bisher angenommen entwickeln dürften. Der BASF-Vorstand zeigt sich trotzdem aufgrund der vielen Unsicherheiten nach wie vor etwas zurückhaltend.
Allerdings glaubt der Analysten-Konsens, dass man damit etwas zu vorsichtig ist und es im Laufe des Jahres noch zu höheren Ergebnisprognosen von Seiten des Unternehmens kommen wird. Zuversichtlich ist in dieser Hinsicht auch UBS-Analyst Andrew Stott gestimmt. Er geht jedenfalls beim Cash Flow nicht nur in diesem Jahr sondern auch darüber hinaus von einer starken Entwicklung aus.
Von 2016 bis 2021 rechnet Stott mit einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von 4,83 Euro auf 6,24 Euro. Daraus ergibt sich für das Ende des genannten Zeitraums ein geschätztes KGV von 13,8. Bei der Dividende kalkuliert er nach zuletzt gezahlten 3,00 Euro je Anteilsschein für das Geschäftsjahr 2017 mit 3,20 Euro und für 2018 mit 3,50 Euro. Abgesehen davon stuft Stott BASF als finanziell sehr gut ausgestattet ein, um eventuell auf der Übernahmeschiene aktiv zu werden.
Charttechnik
Unterbrochen von dem einen oder anderen Schwächeanfall hat sich der Aktienkurs von BASF von Mitte 1996 bis April 2015 von 10,067 Euro auf 96,72 Euro nach oben gearbeitet. Zuletzt konnte der Titel aber nicht mehr nachlegen und es hat sich vielmehr ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht. Als beendet ist dieser erst dann zu betrachten, wenn es gelingt, das erwähnte Rekordhoch überzeugend zu überwinden.
Portrait
Die BASF-Gruppe ist der größte Chemiekonzern weltweit. Das Portfolio ist in den Segmenten Chemicals, Performance Products, Functional Materials & Solutions, Agricultural Solutions und Oil & Gas zusammengefasst. Auf Deutsch ausgedrückt geht es somit um Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas. BASF erzielte 2016 mit rund 114.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 58 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von etwa 6,3 Milliarden Euro.
Auf Seite 3: ADO Properties
ADO Properties-Aktie
In der Favoritenliste der UBS enthalten ist auch ADO Properties. Die erst seit Mitte2015 börsennotierte Immobiliengesellschaft ist mit einem Kursziel von 47,00 Euro versehen. Das ist eine Vorgabe, die der Notiz noch 21,8 Prozent Luft nach oben lässt.
Das Unternehmen hat im ersten Quartal 2017 dank einer starken operativen Geschäftsentwicklung und einer Verbesserung bei den Zinskosten mehr verdient. Konkret stiegen die Erträge aus Vermietung auch dank Zukäufen um 24,3 Prozent auf 25,3 Millionen Euro. Auf vergleichbarer Basis erhöhten sich die Mieterlöse um 6,1 Prozent. Die in der Branche wichtige Kennziffer zur Beurteilung der operativen Geschäftsentwicklung, der FFO1 (ohne Veräußerungsgewinne) legte um 39,6 Prozent auf 13,1 Millionen Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus Vermietung wuchs um 25,1 Prozent auf 18 Millionen Euro.
Bereits im Geschäftsjahr 2016 waren die Erträge aus Vermietung um 36,5 Prozent auf 89,8 Millionen Euro gestiegen. Gründe für den Anstieg waren vor allem das deutliche Mietwachstum um 6,0 Prozent auf vergleichbarer Basis sowie die weitere Vergrößerung des Wohnimmobilienportfolios. Das EBITDA aus Vermietung stieg um 30,7 Prozent auf 63,4 Millionen Euro. Das Portfolio hatte per Ende März einen Wert von 2,35 Milliarden Euro. Der Net Asset Value des Portfolios betrug zu diesem Stichtag 1,60 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr 2017 erwartet das Unternehmen weiter einen FFO1 von mindestens 60 Millionen Euro nach 43,5 Millionen Euro im Vorjahr.
UBS-Analyst Charles Boissier hat erst am Ende der Vorwoche seine Einstufung für Ado Properties mit Kaufen bestätigt. Der deutsche Wohnimmobilienbereich sei der beste Teilsektor der europäischen Immobilienbranche im bisherigen Jahresverlauf, so sein Urteil. Die Ergebnisse für das erste Quartal untermauerten seine positive Einschätzung.
Die Favoriten unter den deutschen Immobilienaktien sind aus seiner Sicht auf Berliner Immobilien fokussierte Unternehmen. Das hat natürlich auch mit der von Ado Properties bestätigten Tatsache zu tun, dass die deutsche Hauptstadt mit ihrer kosmopolitischen Kultur weiterhin neue Einwohner aus allen Altersgruppen anzieht. Das daraus resultierende Bevölkerungswachstum dürfte zu einer weiteren Wohnungsknappheit im Berlin führen, die noch mehrere Jahre anhalten dürfte.
Charttechnik
Die Aktie von Ado Properties ist erst seit Juli 2015 an der Börse gelistet. Seitdem hat sich der Kurs auf dem aktuellen Niveau gegenüber dem Ausgabepreis von 20,00 Euro fast schon verdoppelt. Beim bisherigen Hoch wurden im August 2016 in der Schlussnotiz bereits 39,78 Euro gezahlt, bevor es anschließend zu einer Zwischenkorrektur kam. Zuletzt hat sich der Kurs wieder erholt, endgültig bereinigt wäre das Chartbild aber erst bei einem Vorstoß auf eine neue Bestmarke.
Portrait
ADO Properties hat seinen Sitz zwar in Luxemburg ist ein in Berlin ansässiges, ausschließlich im Wohnimmobilienbereich tätiges Unternehmen mit einem Immobilienbestand von rund 18.800 Einheiten. Das Unternehmen verfügt über eine vollständig integrierte, skalierbare interne Plattform mit eigener Immobilienverwaltung. ADO Properties übernimmt neben der Verantwortung für den Zustand seiner Wohnungen und Gebäude auch Verantwortung für die Menschen, die Mitarbeiter und das nachbarschaftliche Umfeld. Das Portfolio von ADO Properties konzentriert sich auf zentrale Lagen innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings sowie attraktive Bezirke am Stadtrand.
Auf Seite 4: Daimler
Daimler-Aktie
Ebenfalls einiges an Kurspotenzial wittert die UBS bei Daimler. Die Kaufempfehlung für den deutschen Autobauer ist mit einem Kursziel von 85,00 Euro versehen. Um dorthin zu gelangen, müsste das DAX-Mitglied um 29,4 Prozent zulegen.
Zuletzt tat sich die Notiz allerdings schwer, was neben der Unklarheit wegen der Langfristfolgen von Elektroautos und autonomen Fahren mit der Sorge vor möglichen Geschäftsschwierigkeiten deutscher Autobauer in den USA zu erklären ist sowie mit der Tatsache, dass auch Daimler wegen des Verdachts der Abgasmanipulation ins Visier der Aufsichtsbehörden gerückt ist.
Geschäftlich lief es den letzten Mitteilungen nach zu urteilen bis jetzt aber gut. Nach einem starken Jahresstart blickte der Vorstand jüngst sogar optimistischer auf das Gesamtjahr. Konkret hieß es, man rechne nun mit deutlichen Zuwächsen sowohl beim Umsatz, Absatz als auch beim Gewinn. Zuvor hatte der Autokonzern nur leichte Steigerungen in Aussicht gestellt, was beim Gewinn einem Zuwachs von bis zu 10 Prozent entspricht.
Im ersten Quartal hatte Daimler weiterhin vom starken Autogeschäft und mehreren Sondereffekten profitiert. Die UBS-Analysten attestieren den vorgelegten Erstquartalszahlen eine hohe Qualität. Auch Barmittelfluss und Auftragseingang der Nutzfahrzeugsparte seien äußerst überzeugend ausgefallen, hieß es damals. Die erhoffte positive Kursreaktion auf das Zahlenwerk hat sich jedoch anschließend nicht eingestellt, obwohl auch andere Analysten positives schrieben.
Die Kaufempfehlung der UBS lässt sich natürlich mit Bewertungsüberlegungen erklären. Von 2016 bis 2021 rechnet der zuständige Analyst mit einem Anstieg beim Gewinn je Aktie von 8,15 Euro auf 9,45 Euro. Daraus ergibt sich für das Ende des genannten Zeitraums ein geschätztes KGV von knapp sieben. Bei der Dividende kalkuliert die UBS nach den für 2016 gezahlten 3,25 Euro je Anteilsschein für das Geschäftsjahr 2017 mit 3,55 Euro und für 2018 mit 3,66 Euro. Die geschätzte Dividendenrendite für das laufende Jahr bewegt sich damit bei 5,4 Prozent.
Charttechnik
Die Aktie von Daimler kostet derzeit nur so viel wie bereits vor 20 Jahren. Von einer Erfolgsstory kann somit aus Anlegersicht nicht gesprochen werden. Wer als Investor so lange ununterbrochen am Ball kann einem deshalb fast leidtun. Auch kurzfristiger betrachtet sieht es nicht viel besser aus. In den vergangenen drei Jahren tritt die Notiz letztlich auf der Stelle und auch in diesem Jahr steht ein Minus zu Buche. Charttechnisch gesehen gibt es somit zum heutigen Stand vielversprechendere Werte.
Portrait
Die Daimler AG ist ein global operierender Automobilhersteller. Personenkraftwagen und Nutzfahrzeuge sowie Finanzdienstleistungen bilden das Kerngeschäft des zu den international führenden Autoproduzenten zählenden Konzerns. Daimler vertreibt seine Fahrzeuge und Dienstleistungen in nahezu allen Ländern der Welt und hat Produktionsstätten auf fünf Kontinenten. Zum heutigen Markenportfolio zählen neben Mercedes-Benz, der wertvollsten Premium-Automobilmarke der Welt, die Marken smart, Freightliner, Western Star, BharatBenz, Fuso, Setra und Thomas Built Buses.
Auf Seite 5: Covestro
Covestro-Aktie
Am meisten Kurspotenzial unter den deutschen Favoriten unter den bevorzugten Europa-Kaufempfehlungen wittert die UBS bei Covestro. Ein Kursziel von 85,00 Euro lässt dem MDAX-Vertreter theoretisch Raum für einen Anstieg von 30,6 Prozent.
Zu dem Optimismus passt es, dass der Kunststoffkonzern dank einer starken Nachfrage nach Polymer-Werkstoffen und höherer Preise geschäftlich schwungvoll in das neue Jahr gestartet ist. Konkret erhöhte sich der Umsatz im ersten Quartal vor allem dank des hohen Mengenwachstums im Kerngeschäft sowie höherer Preise um knapp ein Viertel auf 3,59 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis kletterte sogar um 157 Prozent auf 468 Millionen Euro und der freie operative Cash Flow lag mit 211 Millionen Euro um 174 Prozent über dem Vorjahresquartal.
Zudem erhöhte der Vorstand die Jahresprognose. Den freien operativen Cash Flow sehen die Verantwortlichen nun nicht mehr leicht, sondern deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Der Return on Capital Employed soll ebenfalls nicht nur leicht, sondern deutlich oberhalb des Niveaus von 2016 liegen.
Bei Analysten löste das ein positives Echo aus. Auch UBS-Analyst Geoff Haire sprach von einem gelungenen Jahresauftakt. Außerdem sieht er Covestro auch im zweiten Quartal gut unterwegs. Die hauseigenen Prognosen für das laufende Quartal würden zehn Prozent über den Konsensschätzungen liegen. Für das Gesamtjahr beträgt die Schätzung für den Gewinn je Aktie 5,26 Euro, woraus sich ein geschätztes KGV von 12,4 ergibt.
Der Aktienkurs neigte zuletzt dennoch etwas zur Schwäche. Mit erklären lässt sich das aber auch anhand der Meldung aus der Vorwoche, wonach Bayer seine Beteiligung an Covestro weiter von 53,3 Prozent auf 44,8 Prozent gesenkt hat. Zudem bekräftige der Pharmakonzern erneut, sich mittelfristig vollständig von Covestro verabschieden zu wollen, wobei bereits Anfang März knapp elf Prozent Covestro-Aktien verkauft worden waren.
Charttechnik
Der Börsengang von Covestro erfolgte im Oktober 2015. Der Start war zunächst etwas holprig, doch am Februar 2016 kam die Aktie bis April 2017 so richtig ins Laufen. Der Kurs stieg in dieser Zeit von 24,50 Euro auf 76,22 Euro. Zuletzt konnte das Hoch zwar nicht verteidigt werden, gegenüber dem Ausgabepreis von 24,00 Euro fällt der Zuwachs aber nach wie vor sehr ansehnlich aus. Die Charttechnik hat sich zuletzt aber eingetrübt und derzeit geht es eher darum, neue Jahrestiefs zu verhindern als von neuen Kursrekorden zu träumen.
Portrait
Covestro zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Hightech-Polymerwerkstoffen. Die Produkte und Anwendungslösungen des Unternehmens stecken in nahezu allen Produkten des modernen Lebens. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus den Sektoren Automobil, Bauen und Elektronik sowie aus der Möbel-, Sport- und Textilindustrie. Covestro bietet über 2.000 Werkstoffe und Lösungen; dazu gehören beispielsweise der Hochleistungskunststoff Polycarbonat sowie verschiedene Klebstoffe, Lacke oder Bindemittel. Das Unternehmen betreibt etwa 30 Standorte in Europa, Asien und Amerika. Covestro entstand 2015 durch die Abspaltung des Geschäftsbereichs Bayer MaterialScience aus der Bayer AG.