"Die Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr klar signalisiert, dass sie den Vertrag verlängern wollen." Aufsichtsratschef Manfred Bischoff hatte auf der Hauptversammlung im April 2015 überraschend bekanntgegeben, dass Einigkeit im Aufsichtsrat über einen weiteren Vertrag für Zetsche ab 2017 herrsche.
Wegen Widerstands der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hatte Zetsches Vertragsverlängerung unter Brechts Vorgänger Erich Klemm vor drei Jahren noch auf der Kippe gestanden. Die Betriebsräte opponierten dagegen, vom Management mit Sparprogrammen vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Zetsches Vertrag wurde deshalb nur um drei statt um fünf Jahre verlängert. Der Daimler-Chef hatte daraus seine Lehre gezogen und den Wechsel von Klemm zu Brecht im Frühjahr 2014 zu einem Neustart der Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern genutzt.
Das Zeitfenster der nächsten Amtsperiode des Vorstandschefs werde dann genutzt, um einen Nachfolger zu suchen, erklärte Brecht. "Aber wir legen uns heute noch nicht auf eine Person fest." In Unternehmenskreisen werden Vertriebschef Ola Källenius gute Chancen zugeschrieben, Zetsches Erbe anzutreten. Dieser führt Daimler mittlerweile zehn Jahre. Er hat das Unternehmen nach dem Scheitern der Ehe mit dem amerikanischen Autobauer Chrysler zurück auf die Erfolgsspur gebracht.
Hauptwachstumsmotor für das Pkw-Geschäft ist derzeit China. Trotz des schwächeren Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik werde Daimler mit sener Produkpalette weiterhin ein sehr starkes Wachstum in China haben, sagte Brecht. "Wir haben für dieses Jahr immer noch eine sehr optimistische Annahme." Das selbst gesteckte Wachstumsziel einer deutlichen Steigerung in diesem Jahr werde erreicht, auch wenn die Wachstumsrate wohl nicht mehr so hoch sein werde wie im vergangenen Jahr. Chinas Wirtschaft war 2015 mit 6,9 Prozent so wenige gewachsen wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Das hatte auch die Nachfrage auf dem weltgrößten Automarkt gedämpft.
Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz hatte 2015 vor allem dank mehrerer neuer Modelle den Absatz in China um ein Drittel auf gut 373.000 Fahrzeuge gesteigert, während die Premium-Konkurrenten Audi und BMW zeitweise mit einer schwächeren Nachfrage zu kämpfen hatten. Offizielles Ziel waren mehr als 300.000 Pkw, intern hatte sich das Management Brecht zufolge einen Absatz von 360.000 Stück vorgenommen. Daimler-Chef Zetsche hatte auf der Automesse in Detroit Anfang des Monats keine konkrete Zielgröße für dieses Jahr genannt. Der Konzern gibt allerdings am 4. Februar einen Ausblick auf das laufende Jahr.
Reuters