"Here wird eine Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität spielen und dabei hochpräzise Karten mit Daten aus dem Fahrzeugumfeld kombinieren, um das Fahren für alle sicherer und einfacher zu machen", sagte BMW-Chef Harald Krüger. Die Autobauer wollen mit der Technik etwa Gefahrenwarnungen in Echtzeit vor Glatteis oder vor Staus anbieten. Hochpräzise Karten sind zudem Basis für das autonome Fahren, das Schritt für Schritt Realität werden soll.
Über den Kauf von Europas größtem Kartendienst war seit Monaten spekuliert worden. Die drei Autobauer hatten sich zusammengetan, um zu verhindern, dass die Schlüsseltechnologie für Navigation, Assistenzsysteme und autonomes Fahren in die Hand von Google oder einem anderen Internetkonzern gerät. Sie fürchteten eine zu große Abhängigkeit, denn Nokia Here wird in Europa in vier von fünf Autos genutzt. Der Kartendienst solle auch künftig für alle Kunden aus der Automobilindustrie und anderen Branchen zugänglich sein, betonten die Autobauer.
"Hochpräzise digitale Karten sind ein entscheidender Baustein für die Mobilität der Zukunft", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Mit dem Einstieg bei Here wollen wir die Unabhängigkeit dieses zentralen Angebots für alle Fahrzeughersteller und Zulieferer sowie für Kunden aus weiteren Branchen sichern".
Zu Heres Kunden gehören neben den deutschen Autokonzernen auch Toyota, General Motors oder Fiat Chrysler. Aber auch die Internetfirmen Amazon, die Suchmaschinenbetreiber Yahoo und Baidu sowie die Paketdienste Fedex und UPS nutzen die Kartendaten, die mit großem Aufwand durch häufige Kontrollfahrten auf den Straßen aktualisiert werden. "Unser Umfeld ändert sich ständig. Deswegen müssen auch die Informationen in digitalen Karten laufend aktualisiert werden, um den höchsten Nutzen zu bieten", sagte Audi-Chef Rupert Stadler. Experten schätzen die Kosten dafür auf einige hundert Millionen Euro.
Wie Nokia weiter mitteilte, erhält der finnische Konzern bei Abschluss der Here-Übernahme, der im ersten Quartal 2016 erwartet wird, gut 2,5 Milliarden Euro. Zusätzlich übernehmen die deutschen Autobauer Verbindlichkeiten von rund 300 Millionen Euro. Der Buchgewinn werde bei rund einer Milliarde Euro liegen. Nokia Here war aus dem US-Navigationsanbieter Navteq hervorgegangen, den die Finnen 2008 für rund acht Milliarden Dollar übernahmen. Die Nokia-Tochter beschäftigt gut 6400 Mitarbeiter. Analysten erwarten für dieses Jahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar.
Da die drei Autokonzerne nun einen wichtigen Zulieferer der gesamten Branche kontrollieren, ist fraglich, ob die anderen Fahrzeugbauer Nokia Here als Kunden treu bleiben. Hauptkonkurrent ist TomTom aus den Niederlanden, der jüngst eine Kooperation mit Bosch besiegelt hat. Die Navigationsdienste sind zudem ein wichtiger Faktor im harten Wettbewerb unter den Autoschmieden. "Es besteht das Risiko, dass sich die drei nicht vertragen", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen.