Dennoch gab Zetsche zu, dass die Autobranche derzeit eher schlechte Schlagzeilen produziere.
Zu den Kartellvorwürfen, die vor dem Wochenende durch den "Spiegel" publik wurden, wollten die Daimler-Manager sich aber weiter nicht äußern. Auf bestehende Kooperationsgespräche mit anderen deutschen Autobauern hätten die Medienberichte nach seiner Ansicht keine großen Auswirkungen, sagte Zetsche. "Selbstverständlich haben wir all diese Gespräche und Überlegungen im existierenden Rechtsrahmen angestellt". Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge hat der Münchener Rivale BMW Kooperationsgespräche aber zumindest vorerst auf Eis gelegt.
ERGEBNIS KLETTERT NICHT SO STARK WIE ERWARTET
Zetsche verwies lieber auf die Zahlen zum abgelaufenen Vierteljahr. Die neue E-Klasse sowie die Stadtgeländewagen (SUV) kommen bei den Kunden gut an und sorgten auch auf Konzernebene für einen deutlichen Anstieg beim operativen Gewinn. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 15 Prozent auf 3,75 Milliarden Euro, der Umsatz um 7 Prozent auf 41,2 Milliarden Euro. Allein in der Autosparte kletterte die Umsatzrendite um fast 4 Prozentpunkte auf 10,2 Prozent. Im Vorjahr hatten Anlaufkosten für die E-Klasse und auch Kosten für Rückrufe von Autos mit Takata-Airbags belastet.
Allerdings schnitten die Stuttgarter bei Umsatz und Ergebnis nicht ganz so stark ab, wie Analysten zuvor geschätzt hatten. Unter dem Strich konnte Daimler mit 2,44 Milliarden Euro den Gewinn nach Minderheitsanteilen nur knapp steigern. Grund waren vor allem gestiegene Steuern. Immerhin: Für die Lkw- und die Transportersparte sind die Stuttgarter beim operativen Ergebnis auf Jahressicht nun zuversichtlicher und wollen hier das Vorjahresniveau erreichen. Bei den Lastwagen sorgte insbesondere ein deutliches Auftragsplus auf dem lange schwächelnden US-Markt für Optimismus.
DAIMLER PRÜFT RECHTLICH EIGENSTÄNDIGE GESCHÄFTSBEREICHE
Der Kurs der Daimler-Aktie lag am Nachmittag rund 0,7 Prozent im Minus. Die knapp verfehlten Erwartungen beim operativen Gewinn sollten nicht überbewertet werden, schrieb Analyst Tim Schuldt von der Investmentbank Equinet. Das Hauptaugenmerk bleibe auf dem Thema möglicher Kartellabsprachen und den Problemen beim Diesel. Bernstein-Experte Max Warburton resümierte, dies sei wohl einer der einfacheren Tage von Dieter Zetsche in diesem Sommer und vermutlich auch diesem Jahr. An anderer Stelle drohten ihm deutlich unangenehmere Fragen als zum Zahlenwerk.
Daimler will die Aufstellung in rechtlich selbstständige Geschäftsbereiche prüfen. Damit könne sich der Konzern unter anderem besser auf regionale Märkte und auf Kunden einstellen, sagte Uebber. Eine Trennung von einzelnen Geschäftsbereichen sei allerdings nicht geplant, entschieden sei ebenfalls noch nichts. Derzeit befinde sich das Unternehmen in den Anfängen, die Vor- und Nachteile durchzuspielen. Deutsche-Bank-Analyst Tim Rokossa wertete die Prüfung einer Neuaufstellung in einer Telefonkonferenz positiv. Schon häufiger war in Medienberichten die Rede davon, Daimler könne sich eine Art Holding-Struktur geben. Immer wieder war auch ein möglicher Börsengang der Truck-Sparte Thema dieser Spekulationen.
ZETSCHE VOR DIESEL-GIPFEL: 'ES LOHNT SICH, FÜR DEN DIESEL ZU KÄMPFEN'
Zur Diskussion um die Zukunft des Diesel-Antriebs machte Zetsche klar, dass Daimler trotz drohender Fahrverbote und Vorwürfen hoher Stickoxid-Belastung weiterhin auf den Selbstzünder setzt. "Es lohnt sich, für den Diesel zu kämpfen", sagte er. Vergangene Woche hatten die Stuttgarter europaweit über 3 Millionen Fahrzeuge zu einem Softwareupdate in die Werkstätten gerufen. Das dürfte den Dax-Konzern (DAX 30) rund 220 Millionen Euro kosten.
Am 2. August treffen sich die Branche und die Politik zu einem sogenannten Diesel-Gipfel. Dort wird unter anderem Thema sein, ob und wie ältere Diesel nachgerüstet werden können, um Fahrverbote in Großstädten zu vermeiden. Ob Softwareupdates dafür ausreichen, ist unter Politikern und Experten strittig.