Für die Vertreter aus dem europäischen Automobilsektor ist es ab März 2015 nicht mehr allzu gut gelaufen. Es setzte Verluste und viele Marktteilnehmer zeigten den Branchenmitgliedern die kalte Schulter. Die mit dem Gesamtmarkt geht es seit Dezember auch in diesem Segment nach oben mit den Notierungen.
Optimistischer für den Sektor sind im Verlauf des Dezembers auch die Analysten der Deutschen Bank geworden. In einer Studie ist zwar weiterhin von gewissen strukturellen Problemen die Rede, doch es gebe auch positive Entwicklungen. So wachse die Weltwirtschaft weiter und die Schätzungen zum Investitionsbedarf in dem Sektor dürften sich als zu hoch erweisen.
Außerdem bewegten sich die Bewertungen auch im Vergleich mit dem Gesamtmarkt im Bereich von Mehrjahrestiefs. Hinzu kämen solide Cash Flows und verbesserte Aussichten in den USA. Dazu passen auch die ersten Meldungen im neuen Jahr. So hat der US-Automarkt dank guter Verkaufszahlen im Dezember ein weiteres Jahr mit einem Absatzrekord verbucht und auch der deutsche Automarkt ist im Dezember weiter gewachsen. Wie der Branchenverband VDA mitteilte, stieg das Gesamtvolumen im Jahr 2016 um fünf Prozent zum Vorjahr auf 3,35 Millionen Fahrzeuge.
In einem Ausblick auf das laufende Jahr streichen die Analysten der Deutschen Bank vier Vertreter aus dem europäischen Automobilsektor als ihre Top-Favoriten für das Jahr 2017 heraus. Es handelt sich dabei um jeweils zwei Unternehmen aus Deutschland und Frankreich. Auf den nächsten Seiten verraten wir mehr über diese Titel, die mit einem Kurspotenzial von bis zu 33 Prozent ausgestattet sind.
Auf Seite 2: Renault
Renault
Beim ersten von vier Top-Favoriten der Deutschen Bank aus dem europäischen Automobilsektor geht es um Renault. Die Kaufempfehlung für den französischen Autobauer ist mit einem Kursziel von 115,00 Euro versehen. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, müsste die Notiz ausgehend vom aktuellen Kurs um gut 33 Prozent zulegen.
Zur Begründung für den Optimismus führen die Analysten folgendes an: In den Jahren 2015 und 2016 habe sich das Unternehmen runderneuert. Mehr als ein Drittel des Portfolios sei durch neue Modelle ersetzt worden. Die Herausforderung dabei lautet, diese Anstrengungen auch in Absätzen, Marktanteilsgewinnen und Ergebnisverbesserungen umzusetzen. Nach Ansicht der Deutschen Bank ist es gelungen, dieses Vorhaben erfolgreich zu realisieren.
Passend zu diesem Urteil stieg nach neun Monaten des Vorjahres das Volumen um 14 Prozent, wobei in Europa ein Plus von 11 Prozent erzielt wurde und im Rest der Welt von 18 Prozent. Für 2016 rechnet die Deutsche Bank mit einem Umsatzplus von zwölf Prozent. Mit der operativen Gewinnmarge soll es gleichzeitig um 25 Prozent nach oben gegangen sein.
Für 2017 ist man ebenfalls zuversichtlich. Im laufenden Jahr könnte die operative Ergebnismarge um weitere 14 Prozent zulegen, obwohl durch den britischen Brext eine negative Belastung drohe.
Trotz der skizzierten Erfolge habe sich der Aktienkurs über weite Strecken des Vorjahres vergleichsweise schlecht entwickelt. Bei einem für 2017 erwarteten Gewinn je Aktie von 13,9 Euro ergebe sich dadurch ein sehr niedriges geschätztes KGV von 6,2. Zu beachten ist allerdings, dass rund 20 Prozent der Kapitalanteile der französische Staat hält und dieser bislang nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg auch nicht davor zurückschreckt, maßgeblichen Einfluss auf Unternehmensentscheidungen auszuüben.
Charttechnik
Im Zuge der Kreditkrise war der Aktienkurs von Renault zwischen 2007 und 2009 von 121 Euro auf 10,57 Euro abgestürzt. Bis Mai 2015 hatte man sich davon durch einen Anstieg bis auf fast 100 Euro wieder einigermaßen erholt, doch seitdem ist der Ofen beim Aktienkurs wieder aus. Es hat sich ein mittelfristiger Aufwärtstrend breit gemacht, wobei die Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen das Chartbild bereits etwas aufgehellt hat.
Portrait
Renault gehört seit mehr als 100 Jahren zu den führenden Automobilunternehmen weltweit, der auf dem französischen Heimatmarkt als Nummer eins gilt. Schon seit der Frühzeit des Automobils ist Renault auch in Deutschland vertreten: 1907 wurde in Berlin die Renault Frères Automobil AG gegründet. Zum Markenportfolio des Autoherstellers zählen neben der Stammmarke Renault auch die rumänische Dacia und das koreanische Joint Venture Renault Samsung Motors. Die Gegenwart des französischen Autobauers ist zudem von der 1999 geschlossenen Allianz mit dem japanischen Automobilkonzern Nissan geprägt. Weitere Partnerschaften bestehen mit der Daimler AG und mit dem russischen Autohersteller AvtoVAZ.
Auf Seite 2: Faurecia
Faurecia
Der zweite Mitfavorit der Deutschen Bank aus dem europäischen Autosektor stammt mit Faurecia wie Renault ebenfalls aus Frankreich. Die Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 47,00 Euro garniert. Läuft es nach den Vorstellungen der Analysten der Deutsche Bank verspricht diese Vorgabe bei diesem Wert ein Potenzial von 23,7 Prozent.
Mit Blick auf die Aktie des Automobilzulieferers hebt die Deutsche Bank die zuletzt abgelieferte Erfolgsbilanz hervor. Seit 2013 ist es der Gesellschaft demnach gelungen, die eigenen Finanzziele entweder zu erreichen oder sogar zu übertreffen. So habe sich im Geschäftsjahr 2015 die operative Marge auf 4,4 Prozent belaufen, was sich mit einem angestrebten Wert von 4,0 Prozent vergleiche.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr habe der Vorstand erst unlängst mit Blick auf die Marge von einem Wert von mehr als fünf Prozent gesprochen. Das ursprünglich angestrebte Ziel von 4,6-5,0 Prozent dürfte demnach wieder getoppt worden sein. Für 2018 strebten die Verantwortlichen als Zielgröße sogar sechs Prozent an und beim Gewinn je Aktie 5,00 Euro. Das liege um rund 15 Prozent über den Konsensschätzungen der Analysten.
Die Deutsche Bank hält in den beiden kommenden Jahren ebenfalls deutliche Ergebnisverbesserungen für möglich. Gute sehe es für das Unternehmen in China aus, wobei dort auch die Gewinnspannen überdurchschnittlich hoch seien. Zudem machten sich die ergriffenen Restrukturierungsmaßnahmen bezahlt und ein höherer Gewinnhebel im Vergleich zum Umsatzwachstum.
Für 2018 hält man sogar beim Gewinn je Aktie einen Wert von 5,20 Euro erreichbar. Geht diese optimistische Prognose auf, wäre das gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV für das nächste Jahr von 7,3.
Im Vergleich mit anderen Autozulieferern sei die Bewertung sehr günstig. Der Aktienkurs habe sich in den vergangenen beiden Jahren kaum bewegt, obwohl die Gesellschaft auf der Ergebnisseite erheblich Fortschritte verbucht haben und es zudem gelungen sei, die Nettoverschuldung komplett abzubauen.
Charttechnik
Der Aktienkurs von Faurecia dümpelte in der jüngeren Vergangenheit etwas vor sich hin. Seit Mitte Juni 2015 bis heute bewegt sich die Notiz in einer Spanne von gut 26 Euro bis knapp 39 Euro. In den vergangenen Wochen hat die Notiz aber etwas Fahrt aufgenommen und sich dem oberen Rand der genannten Range angenähert. Gelingt der Sprung nach oben, könnte als nächstes der Sprung auf das Zwischenhoch aus dem Jahr 2015 bei 45,50 Euro anvisiert werden.
Portrait
Gegründet im Jahr 1997, zählt sich Faurecia heute zu den größten und international führenden Automobilzulieferern der Branche. Als Weltmarktführer in seinen drei Geschäftsbereichen Technologien zur Emissionskontrolle, Autositze und Innenraumsysteme unterhält Faurecia ein weltweites Forschungs- und Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk in 34 Ländern. In Deutschland beschäftigt Faurecia rund 11.000 Mitarbeiter an über 30 Produktionsstandorten. Hinzu kommen fünf standortübergreifende Forschungs- und Entwicklungszentren an zehn Standorten. Rund 36 Prozent des Gesamtumsatzes der Gruppe weltweit erwirtschaftet Faurecia mit deutschen Kunden. Ingesamt beschäftigte das Unternehmen Ende 2015 weltweit 103.000 Mitarbeiter an 330 Standorten, die sich auf 34 Länder verteilten.
Auf Seite 4: Schaeffler
Schaeffler
Die dritte Top-Empfehlung der Deutschen Bank aus dem europäischen Automobilsektor ist Schaeffler. Dem deutschen Automobil- und Industriezulieferer trauen die Analysten einen Kursanstieg bis auf 18,00 Euro zu. Damit birgt dieser Titel bei einer aufgehenden Kaufempfehlung ein Kurspotenzial von fast 27 Prozent.
Das Unternehmen stuft die Deutsche Bank bei einer auf rund 14 Prozent bezifferten Gewinnmarge als einen der profitabelsten Automobilzulieferer weltweit an. Zudem falle das organische Wachstum im Branchenvergleich ebenfalls relativ hoch aus.
Durch ein abgeschlossenes Refinanzierungsprogramm sei es gelungen, die Schulden sowie die Zinslast zu senken. Das dürfte 2017 einen deutlichen Sprung beim Ergebnis nach oben ermöglichen. Die Deutsche Bank kalkuliert mit einem Gewinnplus von 30 Prozent. Um sich fit für die Zukunft zu halten, dürften die Investitionen zwar weiterhin hoch ausfallen. Die Gesellschaft sollte aber dennoch in der Lage sein, beim freien Cash Flow eine Rendite von acht Prozent zu erzielen.
Dennoch habe sich zwischenzeitlich der Bewertungsabschlag gegenüber der Konkurrenz deutlich ausgeweitet. Eine verbesserte und verstärkte Kommunikationspolitik sollte aber dabei helfen, diesen Abschlag abzubauen. Beim Gewinn je Aktie liegt die Schätzung der Deutschen Bank für das laufende Jahr mit 1,65 Euro etwas über dem Analystenkonsens. Stimmt die Prognose, ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 8,6.
Die Verantwortlichen bei dem Unternehmen sprachen zuletzt davon, bis zum Jahr 2020 jährlich 4 bis 6 Prozent organisches Wachstum erzielen zu wollen. Bei einer gehaltenen operativen soll den hauseigenen Planungen der Cashflow in vier Jahren rund 900 Millionen Euro erreichen.
Charttechnik
Die Aktie von Schaeffler hat seit dem Börsengang im Oktober 2015 noch keine großen Bäume ausgerissen. Das gilt insbesondere gegenüber dem Erstkurs, denn der lag bei 13,50 Euro. Etwas besser fällt die Bilanz gegenüber dem Ausgabepreis von 12,50 Euro, aber das momentan verglichen damit zu Buche stehende Kursplus ist vor allem ein Produkt der seit Anfang Dezember eingefahrenen Kursgewinne. Aber immerhin: Das Chartbild hat sich durch diese Bewegung inzwischen deutlich verbessert.
Portrait
Die Schaeffler Gruppe bezeichnet sich als ein weltweit führender integrierter Automobil- und Industriezulieferer. Angeboten werden Präzisionskomponenten und Systeme in Motor, Getriebe und Fahrwerk sowie Wälz- und Gleitlagerlösungen für eine Vielzahl von Industrieanwendungen. Im Jahr 2015 erwirtschaftete das Technologieunternehmen einen Umsatz von rund 13,2 Milliarden Euro. Mit rund 85.000 Mitarbeitern ist Schaeffler eines der weltweit größten Familienunternehmen und verfügt mit rund 170 Standorten in über 50 Ländern über ein weltweites Netz aus Produktionsstandorten, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Vertriebsgesellschaften.
Auf Seite 5: Daimler
Daimler
Als vierten Top-Pick aus der europäischen Autobranche streicht die Deutsche Bank die Aktie von Daimler heraus. Das Kursziel beträgt in diesem Fall 90,00 Euro. Das lässt dem Titel ein Aufwärtspotenzial von theoretisch fast 25 Prozent. Hinzu kommt bei einer erwarteten Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2016 von 3,25 Euro eine geschätzte Dividendenrendite von 4,51 Prozent.
Wobei diese Vorgabe nicht einmal auf besonders optimistischen Ergebniserwartungen basiert. Denn während der Analystenkonsens für 2016 von einem Gewinn je Aktie von 8,2 Euro ausgeht, rechnet die Deutsche Bank mit 7,7 Euro. Für 2018 hinkt man mit einem erwarteten Wert von 8,1 Euro ebenfalls etwas hinter der allgemeinen Analystenschätzung von 8,4 Euro zurück.
Allgemein heißt es abgesehen davon, anders als viele andere Marktteilnehmer gehe man davon aus, dass der Schwung auf der Modell-Seite auch 2017 anhalten werde. Zudem dürfte diese erwartete Entwicklung mit einer Behauptung von vergleichbar hohen Gewinnmargen im Automobilgeschäft einhergehen. Im LkW-Bereich gestalte sich die Lage etwas schwieriger, doch es sollt gelingen, mit Kosteneinsparungen erfolgreich gegenzusteuern. Außerdem gebe es Aufwärtspotenzial für den Fall positiver Überraschungen auf dem US-Markt.
Nur relativ wenige Analysten würden den Titel zum Kauf empfehlen, obwohl die Bewertung attraktiv sei. Auf Basis der erwähnten hausinternen Gewinnschätzungen ergibt sich für das laufende Jahr ein KGV von 8,9. Die Ratingagentur S&P Global Ratings hob übrigens unlängst die Bonität für die Gesellschaft auf A von A- an. Zur Begründung verwiesen die Analysten auf die anhaltende Verbesserung der Wettbewerbsposition dank Erfolgen bei der Einführung neuer Modelle und gestiegenem Absatz.
Operativ hatte Daimler ansonsten im dritten Quartal von starken Verkäufen in der Pkw- und Transportersparte profitiert, schwächere Ergebnisse in der Lkw-Division belasteten zwar, konnten aber durch das starke Autogeschäft mehr als ausgeglichen werden. Der Gewinn fiel letztlich deutlich besser aus als am Markt erwartet Am Gewinnausblick hatte Daimler damals festgehalten, beim Umsatz zeigten sich die Verantwortlichen aber etwas pessimistischer als zuvor.
Charttechnik
Die Kursentwicklung von Daimler ist in den vergangenen Jahrzehnten von einem häufigen Auf und Ab geprägt. Für einen zyklischen Titel ist das auch wenig überraschend. Im laufenden Bullenmarkt ist es von März 2009 bis März 2015 ausgesprochen gut gelaufen. Doch nachdem damals bei knapp 96 Euro ein Rekordhoch aufgestellt wurde, setzte anschließend eine scharfe Korrektur ein. Im Zuge der jüngsten allgemeinen Markterholung hat sich der Wert zuletzt aber deutlich erholt und inzwischen knabbert der Aktienkurs sogar am zuletzt bestehenden mittelfristigen Abwärtstrend.
Portrait
Daimler gehört mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans, Daimler Buses und Daimler Financial Services zu den größten Anbietern von Premium-Pkw. Der Konzern bezeichnet sich selbst als größter weltweit aufgestellter Nutzfahrzeug-Hersteller. Daimler Financial Services bietet Finanzierung, Leasing, Flottenmanagement, Versicherungen, Geldanlagen und Kreditkarten sowie innovative Mobilitätsdienstleistungen an. Zum Markenportfolio zählen neben Mercedes-Benz sowie Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach und Mercedes me, die Marken smart, Freightliner, Western Star, BharatBenz, FUSO, Setra und Thomas Built Buses und die Marken von Daimler Financial Services: Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi.