Der Grund dafür liegt nach Ansicht von Analysten auf der Hand: Mercedes-Benz kann mit jüngeren Modellen punkten und den Rivalen in China Marktanteile abjagen. Die 2013 gestartete Modelloffensive spült Daimler inzwischen üppigen Gewinn in die Kasse. Analysten erwarten für das operative Konzernergebnis im zweiten Quartal, das Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag vorlegt, einen Anstieg um ein Drittel auf 3,3 Milliarden Euro.

China ist für Daimler entscheidend im Kampf um den ersten Platz als Premiumhersteller am Weltmarkt, den Zetsche bis zum angestrebten Ende seiner Amtszeit 2020 erreichen will. Der jüngste Börsencrash im Reich der Mitte ließ die Sorge über einen Rückschlag für die stark chinaabhängige, wichtigste deutsche Exportbranche wachsen.

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Der chinesische Autoverband senkte seine Prognose für die Neuzulassungen vor Kurzem auf drei von sieben Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr. Michael Punzet, Analyst bei der DZ Bank, hält Befürchtungen über einen Gewinneinbruch der Autobauer dennoch für übertrieben. Die Gesamtwirtschaft wachse um beachtliche sieben Prozent, und die chinesische Regierung werde dem Kursrutsch an den Börsen entgegensteuern.

ANALYSTEN: AUCH DAIMLER WIRD CHINA-SCHWÄCHE SPÜREN



Daimlers Pkw-Sparte Mercedes-Benz sehen Analysten unter den etwas widrigeren Umständen dank neuer Modelle im Vorteil. So steche die jüngste Version der Luxuslimousine S-Klasse den in die Jahre gekommenen 7er BMW aus, die C-Klasse mache dem Audi 4 das Leben schwer, sagt Marc-Rene Tonn, Analyst von M.M. Warburg. Allerdings arbeitet Daimler nach schwachen Jahren in China sich erst langsam wieder an Audi und BMW heran: Nach absoluten Verkaufszahlen blieb Audi im ersten Halbjahr mit knapp 274.000 Fahrzeugen der Platzhirsch, BMW lieferte 216.000 Autos aus und Mercedes gut 165.000.

Bei neuen Modellen ist der Rabatt niedriger als bei lange eingeführten. Daimler erklärt seinen Erfolg außerdem noch mit dem Ausbau seines Händlernetzes und der verstärkten Produktion vor Ort, die den Kunden Luxusautos "Made in China" liefert. Mercedes-Händler in China berichteten allerdings zuletzt von 20 bis 30 Prozent weniger Besuchern in den Autohäusern. Und die Rivalen aus Bayern planen ebenfalls zahlreiche Neuheiten. "Dieses Jahr sieht es noch gut aus für Daimler in China, das kann sich nächstes Jahr drehen", erwartet Frank Biller, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Wie hoch die Renditen in China sind, verrät kein Autobauer. Doch angesichts der viel höheren Preise dürften sie vergleichsweise üppig und damit auch entscheidend für das Gesamtergebnis sein.

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Daimler könnte im abgelaufenen Quartal erstmals seit vier Jahren mit der Pkw-Rendite die Marke von zehn Prozent geknackt haben. Doch Zetsche will dies über mehrere Jahre hinweg erreichen, deshalb muss er renditeschwächere Jahre mit besseren Ergebnissen ausgleichen.

"In guten Jahren müssten sie deshalb mindestens zwölf Prozent erreichen", sagt DZ-Bank-Analyst Punzet. Die Aussichten dafür bewertet er skeptisch, weil Daimler in der Vergangenheit die eigenen Prognosen mehrfach verpasste. Zudem seien in den nächsten Jahren hohe Investitionen etwa für Klimaschutz oder autonomes Fahren erforderlich. Nach Einschätzung von LBBW-Analyst Biller werden die drei Premiumhersteller langfristig Gewinne in der Spanne von acht bis zehn Prozent einfahren.