Daimler fährt seit 2013 eine Modelloffensive, die bei BMW gerade erst begonnen hat und bei der Volkswagen-Tochter Audi auf sich warten lässt. Vor allem die neue S-Klasse, die rentabelste Mercedes-Nobellimousine, und die aufgehübschte E-Klasse spülen Geld in die Kasse. Kompaktwagen wie die A-Klasse und der kleine Geländewagen GLA kurbeln zwar den Absatz an, werfen aber weniger Gewinn ab als die Oberklasse. Im ersten Halbjahr lieferte die Marke mit dem Stern 808.000 Autos aus, soviel wie nie zuvor.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft stieg von April bis Juni um zwölf Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Der Umsatz legte im zweiten Quartal um sechs Prozent auf 31,5 Milliarden Euro zu. Das Konzernergebnis war wegen Sondereffekten mit 2,2 Milliarden Euro nicht mal halb so hoch wie vor einem Jahr. Damals hatte der Verkauf von Aktien des Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS, der inzwischen Airbus heißt, gut drei Milliarden Euro in die Kasse gespült. Positiv wirkte sich die Neubewertung des Daimler-Anteils am amerikanischen Elektroauto-Pionier Tesla aus - der Gewinn erhöhte sich dadurch um 650 Millionen Euro.
LANGWEILIG, ABER GUT
Die Zahlen seien ziemlich langweilig, aber gut, erklärte Max Warburton von Bernstein Research. Denn Daimler sei auf dem Weg, seine Jahresziele zu erreichen. Der Aktienmarkt honorierte das mit einem Kursaufschlag von gut einem Prozent. Der Umsatz sowie das Ebit in den Sparten Pkw und Lkw sollen 2014 deutlich steigen, bekräftigte der Vorstand. Im kommenden Jahr werde das 2012 aufgelegte Sparprogramm mit den geplanten vier Milliarden Euro das Ergebnis verbessern. "Finanzielle Disziplin ist und bleibt eine wichtige Maxime unseres Handelns", betonte Finanzchef Bodo Uebber. Zetsche ergänzte, das Management arbeite bereits an strukturellen, langfristig wirksamen Kostensenkungen. Eine Zahl wollte der Daimler-Chef aber nicht nennen. Im ersten Halbjahr stiegen die Kosten allerdings um 8,3 Prozent - zumindest nicht so stark wie der Umsatz mit neun Prozent.
Von Protesten der Arbeitnehmer begleitet will Mercedes-Benz das Netz der eigenen Niederlassungen durch Verkäufe ausdünnen. Mit den Betriebsräten wird bereits über langfristige Einsparungen in der Lkw- und in der Pkw-Produktion gesprochen. Nach einem Medienbericht soll die zusätzliche Kostenbremse bis 2020 jährlich 3,5 Milliarden Euro bringen.
Solche Schritte seien notwendig, um die zehn Prozent dauerhaft halten zu können, sagte Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Ein 3,5-Milliarden-Sparprogramm klingt relativ viel - mit normalen Produktivitätsmaßnahmen ist das aber auch machbar", ergänzte er. Nach Kalkulation von Arndt Ellinghorst vom Londoner Analysehaus International Strategy & Investment muss der Pkw-Gewinn noch um 1,4 Milliarden Euro steigen, um die zehn Prozent zu erreichen. "Dafür muss Daimler nicht restrukturieren", sagte er. Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg nannte das Ziel ambitioniert. Das Marktumfeld sei nicht so gut, dass es mit Leichtigkeit zu erreichen wäre. Daimler geht mit einem Plus von vier Prozent inzwischen von einem etwas schwächeren Wachstum am Pkw-Markt weltweit aus. Damit gehört der Konzern zu den Optimisten. Andere Unternehmen wie der Zulieferer ElringKlinger erwarten zwei bis drei Prozent.
In China brummt der Absatz der Premiumhersteller zwar noch immer, und auch der europäische Automarkt fährt aus der Krise. Aber die Schwäche der Schwellenländer Brasilien, Indien und Russland belastet. Unmittelbar macht sich das über schwache Wechselkurse bei der Umrechnung in Euro bemerkbar - bei Daimler schmälerte das das Ebit im zweiten Quartal um 260 Millionen Euro. Zu Russland, für Daimler noch ein kleiner aber nicht unwichtiger Markt, wagte Zetsche angesichts des Konflikts mit dem Westen wegen der Ukraine keine Prognose. Im ersten Halbjahr sei es mit einem Absatzplus von 20 Prozent bei Pkw für Mercedes noch überdurchschnittlich gut gelaufen. In die Klagen der Unternehmensverbände über bevorstehende Wirtschaftssanktionen stimmte Zetsche nicht ein. "Die Politik setzt die Randbedingungen, die sind für uns gültig und bestimmen unseren Handlungsspielraum", sagte er.
Reuters