Herr Dr. Zetsche, das "Handelsblatt" hat am Dienstag geschrieben: "Daimler auf dem Weg zum Klassenbesten". Sehen Sie das auch so?


Wir haben uns das Ziel gegeben, spätestens 2020 im Premiumsegment führend zu sein. Wir sind da auf sehr gutem Wege und das wird im Handesblatt vielleicht beschrieben. Insofern ist es ja ein noch nicht bestimmter Zustand.

Sie haben 2015 Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis erzielt. Worauf basiert Ihr Erfolg?


Nun gehen sicherlich viele Jahre zurück, als wir die Strategie entwickelt haben, die wir jetzt umsetzen und natürlich auch jährlich weiterentwickeln. Viele der Dinge, die wir eingeleitet haben, das betrifft zuallererst das Produktprogramm, sind Veränderungen, die sich erst langfristig auswirken können. Wir sind jetzt praktisch in der Zeit der Ernte für das, was wir an Maßnahmen in den zurückliegenden Jahren gesät haben.

Ihre Autosparte hat das EBIT um ein Drittel auf fast acht Milliarden gesteigert und eine Umsatzrendite von 9,5 Prozent erreicht. Sie liegen damit erstmals vor BMW mit 9,2 Prozent. Zufrieden?


Wir hatten uns auch vor vielen Jahren strategische Ziele gesetzt, was die Profitabilität angeht und wir haben jetzt im vergangenen Jahr diese damals gesetzten Ziele, sowohl für das Unternehmen insgesamt als auch für Mercedes und die Finanzdienstleistungen, erreichen und übertreffen können. Bei den drei anderen Divisionen sind wir ganz dicht dran. Und insofern kann ich damit wirklich zufrieden sein.

Die Aktionäre erhalten mit 3,25 Euro die bisher höchste Dividende der Firmengeschichte. Wie wichtig ist so ein Signal für die Aktionäre und für den Markt insgesamt?


Zum einen haben uns die Aktionäre auch in Zeiten begleitet, in denen es noch nicht so gut lief, zum zweiten haben wir klar gesagt, dass wir eine Politik verfolgen bei der Dividendenstrategie, eine Verlässlichkeit, eine Nachhaltigkeit, und in einer Größenordnung von 40 Prozent unserer Ergebnisse ausschütten wollen. Und genau das tun wir mit diesem Wert. Gleichzeitig ist es natürlich auch immer ein Signal der Zuversicht in die weitere Entwicklung.

Auf Seite 2: Wie Dieter Zetsche die Zukunft sieht





Auf der Hauptversammlung legt der Vorstandsvorsitzende traditionell die Strategie der kommenden Jahre vor. Welche Schwerpunkte setzen Sie?


Auch hier springen wir nicht im Zick-Zack, sondern verfolgen nachhaltig unsere Ziele. Wir haben vier wesentliche Strategielinien schon vor vielen Jahren definiert. Das ist zunächst mal der Fokus auf unser Kerngeschäft, das ist die Nutzung der Potentiale in den Emerging Markets, das ist die Vision vom unfallfreien und emissionsfreien Fahren und das ist die Digitalisierung, die in den letzten Jahren auch immer konkretere Züge annimmt und da steht natürlich das Connected Car, wie es so schön als Anglizismus heißt, und das autonome Fahren im Fokus.

Das zeigen Sie auch auf der Bühne. Von Ihnen aus gesehen steht der autonom fahrende Truck rechts, links das teil autonom fahrende Modell der neuen E-Klasse. Inwiefern sind das Signale, die Sie in Richtung Ihrer Eigentümer geben wollen?


Letztlich freuen sich, das unterstelle ich jedenfalls, unsere Aktionäre über die Erfolge der Vergangenheit, aber auch der Aktienkurs sagt etwas über die Zukunft aus. Und das ist das, worüber wir heute dann auch sprechen wollen. Wir sind überzeugt für einen Automobilhersteller, dass das Produkt im Mittelpunkt steht und wir als Erfinder des Automobils in der Technologie unsere Führungsposition sehen und diese uns auch immer wieder erarbeiten müssen. Die Themen, die hier im Vordergrund stehen, ändern sich über die Jahrzehnte, aber die Position, die wir in den Themen einnehmen wollen, nicht. Und da ist eben heute das autonome Fahren, das Connected Car, das emissionsfreie Fahren, das sind ganz hervorgehobene Felder, in denen wir uns ganz klar vor dem Wettbewerb positionieren.

Ihr Vertrag wurde vom Aufsichtsrat um drei Jahre bis 2019 verlängert. Sie könnten es bei den guten Zahlen ja jetzt etwas ruhiger angehen?


Es werden vielleicht insgesamt die häufigsten Managementfehler in Phasen guter Geschäftslage gemacht. Wir wollen diese Phase der Stärke nutzen, um die Grundlage für die nächsten Erfolge, für die Zukunft zu legen. Und gerade in dieser Phase ganz starker, grundlegender Umbrüche, die in erster Linie technologiegetrieben sind, wird jetzt die Position für die nächsten 10 oder 20 Jahre festgelegt. Es ist ganz klar, dass wir uns hier in der Stärke, in der wir uns derzeit befinden, in die Pole Position bringen wollen für die nächsten 10 oder 20 Jahre. Wir sind ein tolles Team, es macht Riesenspaß zusammenzuarbeiten. Insofern bin ich von unbändiger Energie getrieben.