Daimler-Chef Dieter Zetsche dürfte zufrieden sein. Seit 49 Monaten hält der Manager mit dem Markenzeichen-Schnäuzer den Autokonzern auf Rekordkurs. Seit über zwei Jahren legen die Stuttgarter in Sachen Autoabsatz Monat für Monat zu. Welche Konsequenz der andauernde Verkaufserfolg auf die Zahlen hat, zeigt nun das erste Quartal. Die Schwaben haben das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 4,01 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 2,15 Milliarden Euro. Für die ersten drei Monate des Jahres hatten von Reuters befragte Analysten hingegen im Schnitt mit einem Ebit von nur 3,05 Milliarden Euro gerechnet.

Zu dem Gewinnsprung trug dem Konzern zufolge vor allem die wichtigste Tochter Mercedes-Benz Cars bei. Die Rendite lag dort bei 9,8 Prozent und damit nahe am mittelfristigen Ziel von zehn Prozent. Aber auch die Lastwagensparte erholte sich deutlich. Insgesamt betrug der Gewinnzuwachs 86 Prozent. Allerdings war das erste Quartal 2016 auch überraschend schwach ausgefallen. Auf die Bilanz wirkte sich nun auch ein positiver Bewertungseffekt im Zusammenhang mit der Beteiligung am Landkartendienst Here aus. Zudem schlugen Immobilienverkäufe der japanischen Lastwagentochter Mitsubishi Fuso zu Buche.

Einen Vorgeschmack auf die Quartalszahlen hatte Daimler bereits in der vergangenen Woche mit dem Absatzrekord für das erste Quartal gegeben. Einer der Renner war die neue E-Klasse. "Im ersten Quartal 2017 hat Mercedes-Benz 560.625 Fahrzeuge an Kunden weltweit ausgeliefert, ein Plus von 16 Prozent", sagte Britta Seeger, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Mercedes-Benz Cars Vertrieb. "Das ist der höchste Absatz, den wir jemals in einem Quartal erzielt haben."

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Einschätzung der Redaktion



Wenn alle Sondereffekte herausgerechnet werden, erzielte Daimler ein Ebit von rund 3,32 Milliarden Euro. Das Plus von gut 54,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bleibt damit ohne Frage weiter beeindruckend. Den größten Zuwachs konnte dabei erneut die PKW-Sparte mit einem um 40 Prozent verbesserten Ebit erzielen. Dass Börsianer dennoch nicht positiver reagieren, liegt an den befürchteten Problemen für die gesamte Branche. Mit Blick auf den weltweiten Autoabsatz wird nach dem vergangenen Boomjahr in 2017 eher mit Stagnation denn weiteren Zuwächsen gerechnet. Zusätzlich schwächelt der amerikanische Truck-Markt, während die USA mit ihrer protektionistischen Politik und angedrohten Strafzöllen zusätzliche Unsicherheit schaffen.

Als Zetsche den Daimler-Ausblick für 2017 Anfang des Jahres präsentierte, hielt er den Ball daher flach. Das Konzern-Ebit soll demnach leicht steigen - was im Konzernsprech einen Zuwachs von 2,5 bis zehn Prozent bedeutet. Analysten trauen dem Konzern knapp zehn Prozent zu. Um die gebeutelte Truck-Sparte auf Kurs zu bringen, bereitet Chef Wolfgang Bernhard aber ein weiteres Sparprogramm vor. Insgesamt sollen die Kosten in Brasilien und Europa im laufenden Jahr um weitere 400 Millionen Euro runter.

Entweder diese Maßnahmen greifen bereits oder eine höher als erwartete Nachfrage bringt eine bessere Auslastung. In jedem Fall konnten die Schwaben die Marge ihrer LKW-Sparte von 6,3 auf 8,4 Prozent verbessern. Auch der PKW-Bereich arbeitet immer profitabler, die Umsatzrendite stieg von sieben auf 9,8 Prozent.

Mit den vorgelegten Zahlen steigt nun die Wahrscheinlichkeit einer Prognoseerhöhung. Und das nicht nur, weil Daimler bei seinen Ausblicken chronisch konservativ ist. Typischerweise steht das erste Quartal für gut ein Fünftel des Jahres-Ebit. Kann die Wachstumsgeschwindigkeit gehalten werden, könnte das ein Ebit von 16,6 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr bedeuten. Die Schwaben selbst glauben das Ebit auf 13,2 bis maximal 14,2 Milliarden Euro steigern zu können. Natürlich ist aber die Aussagekraft eines einzelnen Quartals gerade bei Autoherstellern mit Vorsicht zu genießen. So dürfte etwa das Sparprogramm in der Truck-Sparte millionenschwere Einmalkosten verursachen.

Doch der Verkaufserfolg der Stuttgarter sollte nicht unterschätzt werden. Daimler verfügt über die jüngste und die erfolgreichste Model-Palette im Segment für Premiumfahrzeuge. Zuletzt konnte selbst der Erzrivale BMW bei den Verkäufen überholt werden. Würde nach dem Rekordabsatz im ersten Quartal keine Mehrverkauf erzielt sondern nur das Vorjahresniveau gehalten, ergäbe selbst das ein um 3,4 Prozent gesteigertes Verkaufsvolumen. Daimler selbst erwartet bisher nur eine "leichte" Verbesserung, sprich 2,5 Prozent höhere Absätze.

Zusätzliche Qualitätsmerkmale wie die hohe Dividendenrendite und die im historischen Vergleich günstige Bewertung, machen den Konzern daher unverändert zu einem Kauf.

Kursziel: 85,00 Euro

Stoppkurs: 59,90 Euro