Ausgangssituation und Signal
Der Aktienkurs der Daimler AG geht am Donnerstag erwartungsgemäß schwach in den Handel und verliert kurz nach Handelsstart knapp 0,50 Euro an Wert; das entspricht einem Minus von 0,64 Prozent gegenüber der Schlussnotierung vom Mittwoch. Eröffnungskurs am Donnerstag: 75 Euro. Doch Vorsicht: Dieses Minus gebührt dem Dividendenabschlag! Denn die Daimler AG hielt gestern ihre (virtuelle) Hauptversammlung (HV) statt. Es wurde eine Dividendenzahlung in Höhe von 1,35 Euro je Anteilsschein beschlossen. Ohne diesen Dividendenabschlag würde sich das heutige Minus sogar in ein Plus von 0,85 Euro verwandeln. Was sagt die Charttechnik dazu?
Im kurzfristigen Bereich zeigt sich die ansteigende 21-Tagelinie bei 72,41 Euro (grüne Linie) weiterhin als Unterstützung. Eine kräftigere Haltezone jedoch ist im Bereich um 70,93 Euro zu erwarten - siehe Tageschart. Zum Verständnis: Die 21-Tagelinie ist eine gleitende Durchschnittslinie, welche die Durchschnittskurse der vergangenen 21 Handelstage widerspiegelt. Der Kursverlauf wird dadurch in geglätteter Form dargestellt; der kurzzeitige Trendverlauf klarer erkennbar.
Die Definition: Solange die 21-Tagelinie nach oben strebt, solange sprechen Analysten grundsätzlich von einem kurzzeitigen Aufwärtstrend. Liegen die Kurse des Basiswertes zudem oberhalb ihrer ansteigenden 21-Tagelinie - wie derzeit bei der Daimler-Aktie der Fall -, so ist das ein Zeichen von kurzfristiger Stärke des Papiers. Dabei gelten die Daimler-Kurse noch keinesfalls als überkauft; davon spricht der Kurvenverlauf unterhalb des Tagescharts, der den prozentualen Abstand zwischen Aktienkurs und 21-Tagelinie aufzeigt und damit vor Kursübertreibungen warnt.
Die Charts im Detail
Was die längerfristige Aussicht anbelangt, so hilft ein Blick auf den Wochen- / Monatschart weiter. Gerade der Blick auf den Monatschart kann sehr interessant sein. Dieser nämlich offenbart das mittel- bis langfristige Trendverhalten eines Basiswertes. Denn beim Monatschart basiert die Betrachtungsweise auf monatlichen Kursdaten. Im Falle von Kerzencharts etwa bildet jede Kerze (engl.: "Candle") das Kursverhalten eines Handelsmonats ab: Monatseröffnungs- und -schlusskurs; Monatshoch und -tief.
Im Monatschart (Chart 3) zu sehen: Die 200-Tagelinie (blaue Kurve). Im Wochenchart entspricht sie der 40-Wochenlinie; im Monatschart in etwa der 9-Monatslinie. Mit ihrem steil steigenden Verlauf spricht sie von einem grundsätzlich intakten, aufwärtsgerichteten Trendverhalten in der mittelfristigen Zeitbetrachtung. Dieser gleitende Durchschnitt verläuft bei derzeit 52,30 Euro und damit mehr als 40 Prozent tiefer als der aktuelle Kurs der Daimler-Aktie. Rückblickend betrachtet ein sehr ambitionierter Wert, der von einer Kursüberhitzung spricht - siehe Grafik unterhalb des Wochencharts.
Tageschart
Wochenchart
Monatschart
Empfehlung der Redaktion
Daimler AG: Ein interessanter Wert aus der DAX-Familie, der bereits kräftig performt hat. Die aktuell überkaufte Marktsituation in der längerfristigen Chartbetrachtung muss dabei nicht zwangsläufig in eine Korrektur münden, wie die Kursentwicklung vom November / Dezember 2020 beweist (siehe Wochenchart). Zumal sich die Daimler-Kurse, kurzfristig betrachtet, auf einem gesunden Niveau bewegen. Jedoch kann und darf eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau nicht ausgeschlossen werden. Hierzu würde sich der Widerstandsbereich um 76,48 Euro geradezu anbieten. Ein nachfolgender, signifikanter Ausbruch über diese Kurslinie wäre ein neuerliches Kaufsignal mit einem Kursziel von dann 85 Euro. Die in der Tabelle aufgeführten Unterstützungen geben Hilfestellung beim Setzen eines Stop-Losskurses.
Unterstützungen und Widerstände
Chartmarken | Niveau |
---|---|
Oberes Ziel 2 | 85,50 |
Oberes Ziel 1 | 76,48 |
Unteres Ziel 1 | 69,80 |
Unteres Ziel 2 | 64,12 |
Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.
AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de