Bei Daimler sorgt der Coup mit dem Highway Pilot für völlig unschwäbische Euphorie: "Wir schreiben heute ein Kapitel Truckgeschichte", frohlockte Daimler-Konzern-Vorstand Wolfgang Bernhard bei der Produktvorstellung am Donnerstag bei Magdeburg und lächelte zufrieden.
Wenn alles nach Plan läuft, soll der Autopilot mit dem Stern in rund zehn Jahren marktreif sein - vorausgesetzt die Rahmenbedingungen halten mit den Stuttgartern Schritt. Sicher ist das nicht. Das weiß auch Bernhard. Es gebe noch "viele ungelöste Fragen", räumte der Truckchef ein, zum Beispiel in Sachen Haftung, Datensicherheit oder der Straßenverkehrsordnung. Denn bislang ist autonomes Fahren in Deutschland gar nicht erlaubt. Andere Länder sind da schon weiter. Im US-Bundesstaat Arizona etwa dürfen Roboter-Autos längst auf die Straße. Auch Kalifornien hat inzwischen grünes Licht für die Hightech-Kutschen gegeben. Google ist mit Hochdruck dabei. Der Internet-Riese schickt täglich gleich mehrere Google-Cars im Großraum San Francisco auf die Piste.
In Europa scheitert ähnliches bislang an den Gesetzen. Bernhard sieht daher die Politik in der Pflicht. Wenn der Alte Kontinent in diesem zukunftsträchtigen Thema gegenüber den USA nicht zurückfallen wolle, müsse die Politik rasch reagieren, mahnt der Daimler-Manager.
Am Markterfolg der Autopilot-Brummis hegt Bernhard ohnehin keinen Zweifel: Schließlich rechneten sich Selbstfahr-Laster für die Spediteure gleich mehrfach: Die Staugefahr und das Unfallrisiko seien geringer, womit Sprit-Kosten, Emissionen und Versicherungsprämien sinken könnten. Zudem könnten die Fahrer die Zeit im Cockpit künftig sinnvoller verbringen. Statt sich ausschließlich auf den Verkehr zu konzentrieren, könnten Brummi-Fahrer in ein paar Jahren eher neue Aufträge reinholen, Abrechnungen machen - oder einfach nur das Schnitzel auf dem nächsten Rastplatz vorbestellen.
Zitat des Tages: "Wir werden sicher keine Mondpreise verlangen." Daimler-Truckchef Wolfgang Bernhard gegenüber BÖRSE ONLINE zu möglichen Kosten von Roboter Trucks.