Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund zur Jagd auf renditestarke Aktien geblasen wird. Aber zum Glück aus Anlegersicht ist es zumindest in Europa nicht schwer, entsprechende Titel zu finden. Denn während Dividendenaktien in den USA eher teuer erscheinen, werden diese Titel in Europa laut Goldman Sachs mit einem Abschlag gegenüber dem Gesamtmarkt gehandelt. Das erscheint unlogisch, zumal sie relativ hohe Renditen sowohl im Vergleich zu anderen Aktienregionen bieten als auch im Vergleich mit anderen Anlageklassen. So sind bei mehr als der Hälfte der im Stoxx Europe 600 Index vertretenen Werte die Dividendenrenditen höhere als die Kreditzinsen (siehe Grafik).
Hinzu kommt, dass es eine Reihe von Unternehmen mit ansehnlichen Ausschüttungssätzen gibt, bei denen von weiter steigenden Dividendenzahlungen ausgegangen werden kann. Dafür spricht auch, dass angesichts höherer Kosten für Eigen- als für Fremdkapital die Anreize groß sind, das in den Bilanzen steckende Kapital wieder aktiver einzusetzen anstatt es weiter zu horten. Gestiegen sind beispielsweise schon die Ausgaben für Zukäufe, aber weil die Auswahl an interessanten Übernahmekandidaten begrenzt zu sein scheint, rechnen die Analysten bei Goldman Sachs auch mit einer wachsenden Bereitschaft, Kapital an die Aktionäre zurückzuzahlen.
An diese These anknüpfend hat die US-Investmentbank eine Liste mit 40 Aktien erstellt, bei denen basierend auf den hauseigenen Schätzungen für 2014 mit einer Dividendenrendite von mehr als 3,5 Prozent gerechnet werden darf und bei denen das erwartete Dividendenwachstum von 2013 bis 2015 bei mindestens zehn Prozent liegt. Keine Berücksichtigung fanden dabei unter anderem Unternehmen mit einem Börsenwert von unter einer Milliarde Euro, einer geschätzten Ausschüttungsquote von mehr als 80 Prozent oder einer Relation von Unternehmenswert zum EBITDA von mehr als 3,5. Ausgesiebt wurden zudem Titel, die mit einer Verkaufsempfehlung der Goldman-Sachs-Analysten versehen sind.
Im Schnitt kommen die ermittelten Werte auf eine Dividendenrendite von 4,2 Prozent, die somit über den 3,1Prozent beim Stoxx Europe 600 Index liegt. Auch der geschätzte KGV-Vergleich fällt mit 12,9 zu 16,1 relativ vorteilhaft aus. Nachfolgend stellen wir fünf Aktien vor, bei denen die Dividendenrendite besonders hoch ausfällt und/oder bei denen ein hohes Dividendenwachstum erwartet wird. Neben jeweils einem Titel aus der Schweiz, Großbritannien, Norwegen und Italien ist darunter auch ein Wert aus Deutschland.
Dividendenaktie Nummer eins: UBS AG NA (WKN: UB0BL6, 16,02 Schweizer Franken)
Wie so manche andere Aktie aus dem Bankensektor hatten auch die Anteilsscheine der UBS in den vergangenen Jahren keinen leichten Stand an der Börse. Per Saldo tritt die Notiz nun schön länger nur auf der Stelle, obwohl das Schweizer Kreditinstitut beispielsweise im abgelaufenen Quartal den Gewinn trotz hoher Rückstellungen für Rechtsfälle und regulatorische Kosten gesteigert und dabei die Analysten-Erwartungen übertroffen hat.
Damit es mit dem Kursen wieder aufwärts gehen kann, kommt es auf eine erfolgreiche Restrukturierung an. Genau daran glaubt Morgan Stanley-Analyst Huw Van Steenis. Er rechnet mit einer mittelfristigen Verbesserung der Eigenkapitalrendite auf mehr als 15 Prozent und als Folge davon rechnet er mit einer Neubewertung der Aktie. Zudem hält er steigende Ausschüttungen für wahrscheinlich. Daran glauben auch die Analysten von Goldman Sachs. Von 2013 bis 2015 rechnen sie mit einem Dividendenplus von satten 260 Prozent, wobei sich die Ausschüttungsquoten bei 54 Prozent und bei 51 Prozent bewegen würden. Auf dieser Basis beziffert Goldman Sachs die Dividendenrendite für 2014 von 4,4 Prozent und für 2015 von 5,6 Prozent.
Das erscheint eine solide Basis zu sein, die zumindest dabei helfen sollte, den Kurs nach unten abzusichern. Ob die Notiz auch wieder in den Vorwärtsgang schalten kann, hängt ansonsten auch stark davon ab, wie am 28. Oktober bei deren Vorlage die Zahlen für das dritte Quartal ausfallen werden.
Dividendenaktie Nummer zwei: Unipol Gruppo Finanziario SpA (WKN: A1JWCF, 3,80 Euro)
Ebenfalls aus dem Finanzbereich kommt mit Unipol die zweite Dividendenaktie. Dahinter steckt ein auch im Bankgeschäft tätiger italienischer Versicherungskonzern, der ebenso wie andere Vertreter aus diesem Sektor unter der Euro-Krise stark gelitten hat. Zwischenzeitlich war der Titel ab Ende 2012 zwar auf Erholungskurs eingeschwenkt, doch im Zuge der jüngsten Korrekturbewegung an den europäischen Börsen ging es auch mit diesem Titel wieder nach unten. Diese negative Entwicklung konnte auch dadurch nicht gestoppt werden, dass der konsolidierte Nettogewinn im ersten Halbjahr um 18,7 Prozent auf 240 Millionen Euro gesteigert werden konnte.
Aber immerhin bewegt sich auf dem aktuellen Kursniveau die Bewertung mit einem geschätzten KGV für 2014 von 8,5 auf einem moderaten Niveau. Noch vorteilhafter fällt der Bewertungseindruck aber dann aus, falls die Dividendenprognosen von Goldman Sachs stimmen. Dort gehen die Analysten davon aus, dass Unipol die Ausschüttung von 2013 bis 2015 um 162,5 Prozent steigern wird. Die Finanzierung scheint dabei kein Problem zu sein, denn die Ausschüttungsquoten bewegen sich dabei für 2014 und 2015 bei vertretbaren 42 Prozent und 59 Prozent. Stimmen die Prognosen von Goldman Sachs, dann winken wir für das laufende Geschäftsjahr eine Dividendenrendite von 6,1 Prozent und für das Jahr danach sogar von zehn Prozent. Das sind überzeugende Kaufargumente, die eigentlich Anleger in diesen Titel locken sollten.
Dividendenaktie Nummer drei: Taylor Wimpey Plc. (WKN: 852015, 1,159 britische Pence)
Einen Platz unter den dividendenstarken Aktien hat auch Taylor Wimpey ergattert. Doch obwohl lukrative Ausschüttungen winken, ist auch dieser Titel schon seit geraumer Zeit nicht mehr vorangekommen. Zurückgehalten wird die Notiz vor allem von der Furcht vor einer Immobilienblase in Großbritannien. Für Taylor Wimpey wäre eine Marktschwäche ein schwerer Rückschlag, profitiert das 1921 gegründete britische Bauunternehmen doch wie andere Branchenvertreter von einem gut laufenden Immobilienmarkt in Großbritannien. Nachdem die Preise in London jüngst bereits etwas nachgegeben haben, sind die Sorgen diesbezüglich nicht geringer geworden, aber der Hausbauer Taylor Wimpey hat zuletzt trotzdem passable Ergebnisse vorgelegt. Im ersten Halbjahr stieg der Gewinn aus den fortgeführten Aktivitäten von 113,5 Millionen auf 155,0 Millionen Pfund. Auch der Umsatz kam um 18,2 Prozent auf 1,19 Milliarden Pfund voran.
Die Bewertung ist hier mit einem geschätzten KGV für 2014 von 10,9 relativ moderat, was sich aber wie gesagt mit den Bedenken rund um den speziell in London überhitzten Immobilienmarkt erklären lässt. Bewahrheiten sich die Befürchtungen aber nicht, dann darf mit deutlich steigenden Dividenden gerechnet werden. Goldman Sachs geht jedenfalls davon aus, dass die Ausschüttung von 2013 bis 2015 m 407,1 Prozent erhöht wird. Die erwartete Dividendenrendite wird mit 7,2 Prozent und mit 10,0 Prozent angegeben. Beides sind Werte, die bei einer entsprechenden Zahlung schon alleine als Kaufargument für diese Aktie taugen würden.
Dividendenaktie Nummer vier: Telenor ASA (WKN: 591260, 141,30 norwegische Kronen)
Seit fast einem Jahr bewegt sich die Aktie von Telenor in einem Seitwärtstrend. Das hat zum einen vermutlich damit zu tun, dass die neue norwegische Regierung den von Staat gehaltenen Anteil an dem Telekomkonzern deutlich reduzieren will. Zum anderen ist die Bewertung auf KGV-Basis mit einem geschätzten KGV für 2014 von 15,5 bereits relativ sportlich.
Doch das wird kompensiert durch ein gutes Management und einer überzeugenden Strategie, die das größte Telekomunternehmen in Skandinavien verfolgt. Das auf den Heimatmärkten schwächere Wachstumsprofil sollen mit einer Expansion in Auslandsmärkten wie Bulgarien oder Myanmar entgegen gewirkt werden. Im zweiten Quartal ist es gelungen, den angepassten Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen von 8,86 Milliarden auf 9,62 Milliarden Kronen zu steigern. Damit wurden die Analystenprognosen von 9,44 Milliarden Kronen geschlagen. Außerdem wurde von Seiten der Verantwortlichen für das laufende Geschäftsjahr eine steigende Gewinnmarge in Aussicht gestellt.
Allzu starke Kurssprünge scheinen hier wegen der relativ anspruchsvollen Bewertung zunächst zwar nicht drin zu sein. Aber wenn die Dividendenprognosen von Goldman Sachs aufgehen, dann wäre der Titel für Dividendenjäger interessant. Konkret wird von 2013 bis 2015 mit einem Dividendenwachstum von 28,6 Prozent gerechnet. Daraus ergeben sich Renditen von 5,5 Prozent und 6,1 Prozent für 2014 und 2015, was im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ansehnlich ist.
Dividendenaktie Nummer fünf: Daimler AG NA (WKN: 710000, 60,99 Euro)
Etwas bescheidener fallen die Dividendenprognosen für Daimler und damit für den Titel aus Deutschland aus, den wir aus der Goldman Sachs-Liste der 40 dividendenstarken Aktien herausgefiltert haben. Hier wird ein Dividendenwachstum von 33,3 Prozent für 2013 bis 2015 vorhergesagt und das scheint auch nicht zu hoch gegriffen zu sein, denn die Ausschüttungssumme bewegt sich auf dieser Basis bei lediglich 39 Prozent und 38 Prozent. Die Dividendenrendite wird von Goldman Sachs bei dieser Prognose auf 3,6 Prozent und 4,8 Prozent beziffert. Das ist zwar wenige als bei den anderen vier Werten, sollte aber ebenfalls mittelfristig als Kursstütze taugen.
Kurzfristig hat dieser Pluspunkt den Aktienkurs aber nicht vor einer deutlichen Korrektur geschützt. Dafür hat sich dadurch aber das KGV in den knapp einstelligen Bereich ermäßigt. Von möglichen Problemen, die etwa in China allgemein auf die Autobauer warten könnten, scheint damit schon ein Teil eskomptiert zu sein. Zu den jüngst vorgelegten Geschäftszahlen passt die Kursschwäche jedenfalls nicht. Vielmehr schlägt sich die Überarbeitung vieler Pkw-Modelle zunehmend positiv in der Bilanz nieder. Im abgelaufenen Quartal gelang es den Schwaben, Absatz, Umsatz und Gewinn aus dem laufenden Geschäft zu verbessern und im zweiten Halbjahr soll es ergebnisseitig noch weiter bergauf gehen. Wird das Versprechen gehalten, sollte sich der Aktienkurs mittelfristig wieder etwas erholen können.