Mit neuen Modellen vom kompakten Geländewagen bis zur Luxuslimousine der S-Klasse haben die Stuttgarter das Umsatzwachstum beschleunigt und den bereinigten operativen Gewinn sprunghaft gesteigert. Der Konzern kommt damit seinem Ziel näher, bis Ende des Jahrzehnts an den Rivalen BMW und Audi vorbeizuziehen und die Krone als größter und profitabelster Premiumhersteller der Welt zurückzuerobern. Viele Experten bezweifeln allerdings, dass dies gelingt. Offen ist auch, ob Zetsche die Ernte selbst einfahren können wird. Dafür müsste er nach zehn Jahren an der Konzernspitze 2016 erneut in die Verlängerung gehen.





Da Daimler 2014 das vierte Jahr in Folge so viele Autos wie nie zuvor verkaufte und auch das Lastwagen-Geschäft besser lief als erwartet, rechnen Analysten mit einem Rekord-Konzernumsatz von gut 128 Milliarden Euro. Zum Vorjahr wäre das ein Plus von fast neun Prozent, womit Daimler drei Mal so schnell gewachsen wäre wie 2013. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schätzen die von Reuters befragten Experten auf knapp zehn Milliarden Euro - gut ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Noch höher sind die erwarteten Wachstumsraten für die entscheidende Pkw-Sparte Mercedes-Benz: Die Marke mit dem Stern hat demnach fast 5,9 Milliarden Euro Gewinn eingefahren, ein Sprung von gut 40 Prozent.





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MERCEDES GLÄNZT

Vom Umsatz hätte Daimler im Pkw-Geschäft damit rund acht Prozent an operativem Gewinn verdient, anderthalb Prozentpunkte mehr als im Jahr zuvor. Dazu hat nach Einschätzung von Morgan Stanley vor allem die hochprofitable neue S-Klasse beigetragen. Allerdings erwartet Analyst Harald Hendrikse, dass sich der Renditezuwachs in diesem Jahr schon wieder verlangsamen wird. Grund ist der wachsende Anteil der Kompaktwagen am Mercedes-Absatz, die weniger Profit abwerfen. "Independent Research" weist darauf hin, dass Daimler trotz aller Sparbemühungen höhere Produktionskosten als die Konkurrenz hat und stark investieren muss, um den CO2-Ausstoß seiner Fahrzeuge weiter zu senken.

Daimler-Chef Zetsche strotzt unterdessen vor Optimismus. "Wir hatten noch nie die Situation, dass wir in sämtlichen Feldern so positiv unterwegs waren", sagte er dem Fachblatt "Automobil Produktion" am Dienstag. Angesichts der geplanten neuen Produkte - allein vier neue SUV-Modelle in diesem Jahr - sei das Management optimistisch, eine weitere Verbesserung gegenüber dem Jahr 2014 zu erreichen. Bei den Zielen für das laufende Jahr werde Zetsche entsprechend ein Gewinnwachstum "deutlich über" Vorjahresniveau ankündigen, erwartet Stuart Pearson, Analyst von BNP Paribas. Branchenexperten verstehen darunter ein Plus von mindestens zehn Prozent.

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BLEIBT ZETSCHE AM STEUER?

Auch wenn Mercedes bei Absatz und Rendite der Konkurrenz rasch näher kommt, ist der Weg vom dritten Platz an die Spitze des Premiumsegments noch weit. BMW, der größte deutsche Hersteller von Edelkarossen und die Volkswagen-Tochter Audi auf Platz zwei haben noch keine Ergebnisse für das vergangene Jahr vorgelegt, zeigten mit Renditen um zehn Prozent den Schwaben im Herbst aber noch immer die Rücklichter. Doch Zetsche hat Platz eins fest im Blick. Auf die Frage, warum das überhaupt wichtig ist, sagte er der "Automobil Produktion": "Als Mercedes-Benz können wir kein anderes Ziel haben, als der Beste zu sein." Der Anspruch ist hoch, doch Zetsche kann selbstbewusst auftreten: Derzeit ist der Vorstandsvorsitzende unangefochten. Vor zwei Jahren noch galt er nach wiederholt verfehlten Gewinnzielen als angeschlagen. Läuft es für Daimler weiter so rund wie zuletzt, könnte Zetsche ab 2016 mit dann 63 Jahren den Konzern noch einmal drei Jahre führen.

Reuters