Der Umsatz von Daimler soll den Schätzungen zufolge um knapp sieben Prozent auf 163,5 Milliarden Euro steigen. Dass Daimler bis 2019 seine Konzernteile verselbstständigen will und sich damit womöglich mehr Geldquellen verschafft, loben Experten. "Es können ja deutlich schlechtere Zeiten kommen, auch wenn das derzeit kaum vorstellbar ist", sagt etwa Jürgen Pieper, Autoanalyst vom Bankhaus Metzler.

Im Stillen bereitet der Konzern den größten Umbau seit der Trennung von der US-Marke Chrysler 2009 vor: Die Konzernfelder Pkw, Nutzfahrzeuge und Dienstleistungen sollen selbstständige Aktiengesellschaften unter dem Dach der Daimler AG werden. Mit größerer Selbstständigkeit sollen sie stärker wachsen, investieren und mehr Gewinn machen können. Kooperationen etwa mit IT-Unternehmen über den Tausch von Aktienpaketen wären einfacher, wenn ein Partner sich nicht länger am Pkw- und Lkw-Geschäft der Schwaben zugleich beteiligen müsste. Börsengänge oder Verkäufe seien allerdings nicht geplant, erklärte Finanzchef Bodo Uebber.



Was sich nach trockenen Formalien anhört, macht dem Unternehmen viel Arbeit und kostet immerhin einen dreistelligen Millionenbetrag. Doch es sei sinnvoll, sich damit neue Finanzierungsoptionen zu erschließen - wenn nicht durch Teilbörsengänge, dann über den Einstieg privater Investoren, sagt Pieper. "Man muss Manövriermasse haben, wenn unverhoffte Dinge passieren." Etwa wenn den sprichwörtlichen sieben fetten Jahre sieben magere folgen.

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RENNEN UM DIE PREMIUMKRONE



Das ist kurzfristig nicht zu befürchten: Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz hat sich mit der Erneuerung der gesamten Produktpalette 2016 an BMW vorbei weltweit an die Spitze des Premiumsegments geschoben. BMW-Chef Harald Krüger will Mercedes Platz eins erst 2020 wieder abjagen, wie er kürzlich dem "Manager Magazin" sagte. So wie die Stuttgarter vor einigen Jahren wollen die Münchener bald ein Feuerwerk neuer Modelle abbrennen. "Mercedes ist beim Absatz jetzt auf der Kammlinie angelangt. Ich gehe davon aus, dass BMW mit höheren Wachstumsraten in den nächsten zwei, drei Jahren aufholen wird", sagt Frank Biller, Autoanalyst bei der LBBW. "Das starke Momentum lässt nach. Es gibt bei den Modellen nicht mehr so einen großen Neuigkeitseffekt", meint auch Metzler-Analyst Pieper. Er erwartet für die Marke mit dem Stern in diesem Jahr ein Absatzwachstum von sechs bis acht Prozent, nach einem Plus von fast zehn Prozent auf knapp 2,3 Millionen Fahrzeuge 2017.



Wachstumsmotor dürfte der weltgrößte Automarkt China bleiben, auch wenn er längst nicht mehr so hochtourig läuft. Die zweitwichtigste Region USA und auch Europa schwächeln dagegen. Daimler sei jedoch so wie die anderen Autobauer mehreren Risiken ausgesetzt, erklärte Pieper. So könnten etwa Milliardenstrafen durch Kartellermittlungen und die strafrechtlichen Ermittlungen in den USA anfallen. Die Diesel-Nachfrage in Deutschland wird weiter unter der Unsicherheit über drohende Fahrverbote für ältere Modelle leiden. Der technische Umschwung zu Elektroautos könnte den Absatz in einigen Jahren einbrechen lassen.

Auch LBBW-Analyst Biller sieht Schleudergefahr durch die Umstellung des Angebots auf Elektroautos. Dieses Jahr will Daimler das erste Serienmodell der neuen Stromautomarke EQ vorstellen, eine Elektroversion des SUVs GLC. Die Markteinführung ist für 2019 geplant. "Die Stückzahlen werden nicht sofort in Millionenhöhe kommen und gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Mercedes-Modelle kannibalisiert werden."



rtr